Das ist einer von vielen Tipps, wie Ihr Euren CO2-Fußabdruck verkleinern könnt.
Trocknet Ihr Eure Wäsche im Trockner? Muss nicht sein. Es gibt Wäschetrockner mit 0 kwh Verbrauch. Sogar schöne. Von side by side Design aus Werkstätten für Menschen mit Behinderung.
Ein netter Nebeneffekt vom Trocknen auf dem Wäscheständer ist, dass durch die Verdunstung Kühle entsteht. Also statt mit dem Wäschetrockner noch Abwärme zu erzeugen, kühlt Ihr Eure Wohnung. Aber auch im Winter ist es von Vorteil, die Wäsche in der Wohnung zu trocknen: In Neubauten ist die Luft in der Heizperiode meist zu trocken, weshalb manchmal dazu geraten wird, Verdunstungskörper an der Heizung anzubringen. Denselben Effekt erreicht man mit der trocknenden Wäsche.1
Ansonsten kann man durch das Stilllegen des Trockners auch jede Menge Geld sparen. Hier kann man ausrechnen, was der Trockner einen kostet. Auf der Seite gibt es auch Tipps, wie man Trockner möglichst effizient nutzen kann, wenn man denn unbedingt einen haben will.
Nachteil: Man braucht Platz und das Ding steht rum. Aber das geht. Ich habe bisher noch nie einen gehabt und wir sind ein Vierpersonenhaushalt. Eine Alternative zum Wäschetrockner ist auch eine Vorrichtung über der Badewanne oder ein entsprechend gespanntes Wäscheseil.
Probiert es mal aus. Vielleicht erst mal für zwei Wochen oder einen Monat.
Nachtrag: Es kam die Frage auf, wer denn überhaupt noch einen Trockner habe. (Tja, meine Filterbubble aus links-grün-versifften Gutmenschen). Die Antwort ist: viele! Nämlich 42,2 % im Jahr 2017 mit Zunahme in den zwei Jahren davor.
In dieser Kategorie schreibe ich über kleine und große Dinge, die jede/jeder tun kann, um seinen bzw. ihren CO2-Ausstoß zu verringern.
Eine Möglichkeit, Energie zu sparen, ist es, Einkäufe, die gekühlt waren (z.B. Milch, Butter), sofort in den Kühlschrank zu stellen. Sie erwärmen sich dann nicht und müssen auch nicht wieder runtergekühlt werden.
Dieser Tipp ist so lange relevant bis alle Energieversorgung auf Ökostrom umgestellt ist. Selbst nach einer kompletten Umstellung ist er relevant, da ein Anstieg des Stromverbrauchs mehr Module/Windräder/… benötigt, die wieder produziert werden müssen.
Ich höre jetzt immer öfter, dass der Druck der sich ergibt, wenn man wahrnimmt, dass das eigene Handeln nicht mit den eigenen Werten kompatibel ist, und der durch FridaysForFuture verstärkt wird, mit dem sozialen Druck verglichen wird, der in der DDR aufgebaut wurde. Die Nazi-Partei AfD spielt geschickt damit und auch die Freien Wähler plakatieren gerade gegen Angstmacher.
Dieser Blog-Post soll zeigen, warum der Vergleich grundverkehrt ist.
Sozialer Druck in der DDR: Verpflichtung zum Militärdienst von 13jährigen
Ich gebe einfach mal ein Beispiel, wie das mit dem Druck in der DDR funktionierte und was für Konsequenzen es hatte, wenn man sich dem Druck entgegenstellte und dem Systrem verweigerte: Ich habe Mathematik geliebt, war Mitglied der Mathematischen Schülergesellschaft (MSG) und habe mich für die Matheschule Heinrich Hertz beworben. Das war 1981. Es gab zwei Bedingungen für die Aufnahme: einen 90-minütigen Test mit mathematischen Knobelaufgaben und ein einstündiges politisches Gespräch mit Mitgliedern der Schulleitung.
Den Mathe-Test habe ich mit voller Punktzahl bestanden. Im Aufnahmegespräch wurde ich gefragt, ob ich den mit in das GST-Lager fahren würde und ob ich drei Jahre zur Armee gehen würde. Ich war 13 Jahre alt. Ich hatte noch nie über einen dreijährigen Wehrdienst nachgedacht, fand die Idee spontan aber scheiße. Irgendwann kam dann der Brief mit der Ablehnung.
Ich bin meinen Eltern sehr dankbar dafür, dass sie für mich gekämpft haben. Sie haben alles nur Erdenkliche in Bewegung gesetzt. Ich bekam ein unterstützendes Schreiben von der MSG, sie haben die Verantwortliche für Bildung in Friedrichshain angerufen, den Direktor meiner POS. Es gab dann ein zweites Gespräch mit dem Direktor der POS, in dem ich erklärt habe, dass ich natürlich sehr gerne drei Jahre zur Armee gehen würde und dass das irgendwie ja schon immer mein Wunsch gewesen sei (Sarkasmus muss man markieren, oder?).
Die Hertz-Schule war fantastisch! Ich bin immer noch sehr froh, dass ich dort vier Jahre meines Lebens lernen durfte. Ich habe dort viel Mathematik, Physik und Chemie gelernt, aber das Wichtigste, was ich dort gelernt habe, ist, strukturiert zu denken. Dank dafür!
Paramilitärische Ausbildung
Was nicht so schön war, war der Druck und die politische Einflussname, die wie überall in der DDR auf SchülerInnen ausgeübt wurde. Paramilitärische Ausbildung war fester Bestandteil des Unterrichts. Ich habe gelernt, mit automatischen Waffen zu schießen (obligatorisches Wehrlager in der 9. und 11. Klasse). Im Sportunterricht ab der fünften Klasse haben wir mit Eierhandgranaten geworfen.
Wer nicht mitgemacht hat, war raus. Ein Schüler ein Jahr über mir war der absolute Crack. Er hätte zur internationalen Matheolympiade fahren können, wenn man ihn gelassen hätte. Er hat das GST-Lager verweigert und ist dann Schäfer geworden. Schäfer. Nach einigen Jahren konnte er dann als Systemoperator in der Akademie der Wissenschaften einen Aushilfsjob bekommen. Nach der Wende hat er studiert.
Wissenschaftlich fundiertes Weltbild
Die SED und ihre VertreterInnen haben von sich behauptet, dass sie ein wissenschaftlich fundiertes Weltbild haben. Irgendwie würde man dann annehmen, dass man darüber auch wissenschaftlich diskutieren kann. Wir hatten eine Pflichtveranstaltung, die sich FDJ-Studienjahr nannte, und einmal im Monat (?) stattfand. Bei uns hat das ein Stasi-Mann gemacht. Ich hatte im ESP-Unterricht gelernt, dass man den Kommunismus erst verwirklichen könne, wenn in allen Ländern der Sozialismus herrschte. Das war mir auch unmittelbar einleuchtend, denn sonst würden ja die Kapitalisten einfach kommen und unser Brot aufessen. Ich habe das in der Diskussion mit dem Stasi-Mann angeführt, was dann das Ergebnis hatte, dass es einen 10minütigen Vortrag vor dem Elternaktiv über mich gab (vielleicht auch vor den Genossen-Eltern, die sich immer vor dem Elternabend trafen, das weiß ich nicht mehr genau).
FDJ-Mitgliedschaft
Zum Ende der Schulzeit waren wir alle in der FDJ. Zu Beginn, gab es einen Jungen, der nicht in der FDJ war (ein Wunder, dass er es überhaupt auf die Schule geschafft hatte.2). In der 11 Klasse hat er dann einen Antrag auf Aufnahme gestellt. In der FDJ-Versammlung, in der es um seine Aufnahme ging, wurde er vom Agitator nach den Gründen für seinen Aufnahmewunsch gefragt. Die Erwartung war jetzt, dass etwas wie Weltfrieden, Klassenkampf, Einsicht käme. Seine Antwort war: „Ich möchte studieren.“ Ich habe in mich hinein gegrinst und ihn bewundert.
Verpflichtung zum dreijährigen Wehrdienst
Ich erinnere mich noch sehr gut an eine FDJ-Sitzung, in der es um den Wehrdienst ging. Der Grundwehrdienst in der DDR betrug 18 Monate. Loyale Staatsbürger verpflichteten sich für drei Jahre, ganz tolle für 4 Jahre (Offizierslaufbahn, Unterleutnant) und die tollsten für 25 Jahre. In der Sitzung saßen wir alle im Kreis und ich weiß noch, wie der Agitator mich fragte: „Und Stefan, was tust Du für den Frieden?“ Ich habe es gehasst. Einige Mädchen haben sich daran beteiligt und uns aufgefordert, drei Jahre zur Armee zu gehen. Im Neuen Leben gab es so Stories über Mädchen, die natürlich während der Armeezeit auf ihren Schatzi gewartet haben und den ganz doll moralisch unterstützt haben.
Die DDR wollte sicherstellen, dass diejenigen, die studieren, sich auch loyal zum System verhalten. Die Verpflichtung zum dreijährigen Wehrdienst war deshalb ein wichtiger Bestandteil bei der Bewerbung zum Studium. Es gab wohl auch Leute, die es ohne Verpflichtung geschafft haben, aber das wusste man nicht und das Risiko war groß: Einmal aus politischen Gründen abgelehnt bedeutete: Schäfer. Siehe oben. Alle Einrichtungen waren vernetzt. Menschen hatten Kaderakten, wenn da was drin stand, war es aus. Schäfer. Man kann sehr gut darüber im Tangospieler von Christoph Hein nachlesen. Selbst wenn Betriebe händeringend nach Arbeitskräften suchten, sie konnten die Leute nicht einstellen.
Ich war dann drei Jahre bei der Armee. Bis auf zwei Ausnahmen haben sich alle Jungs in der Klasse für drei Jahre verpflichtet. Ich habe von 18–21 über 1000 Tage meines Lebens damit verbracht, mir zu wünschen, dieser Teil meines Lebens wäre vorbei.3 Ich bin Pazifist. Ich wäre im Westen nie in eine Armee gegangen. Diese Option gab es im Osten so nicht. Es gab Bausoldaten, diese trugen Uniform und bauten Raketenstellungen. Bausoldaten konnten höchstens noch Theologie studieren. Totalverweigerung bedeutete Knast.
Das war sozialer Druck!
Moralischer Druck der Gutmenschen
Wie ist die Situation heute? Seit einem Jahr gibt es FridaysForFuture und seit einigen Jahren sind die Folgen der Klimakrise verschärft sichtbar. Je nach Filterblase beginnen die Menschen aufzuwachen. Die Ereignisse bedrohen uns. Greta Thunberg hat gesagt, wir sollten so handeln, als würde die Welt brennen. Tja, und jetzt brennt sie. Wir haben die Berichte in der Presse, im Fernsehen, in den sozialen Medien. Die Gletscher schmelzen, die Permafrostböden tauen auf. 70 Jahre vor dem erwarteten Zeitpunkt. Kipppunkte könnten erreicht werden. Um noch Schlimmeres zu vermeiden, muss der CO2-Ausstoß auf eine Tonne pro Person und Jahr gesenkt werden. Der deutsche Durchschnitt liegt bei 11,61 Tonnen. 10 % der Deutschen haben einen Durchschnitt von sogar 17,7 Tonnen. Die Konsequenz ist, dass wir alles politisch mögliche fordern sollten, was eine Reduktion begünstigt, und aber auch dass wir durch Änderung unseres Verhaltens zu einer Reduktion beitragen müssen.
Das führt zu kognitiven Dissonanzen, die natürlich durch erneute Hinweise auf das Problem verstärkt werden. Vegetarier waren schon immer unangenehme Zeitgenossen. Selbst wenn sie gar nichts sagten und nur still ihren Veggie-Burger mampften. Sie waren der personifizierte Vorwurf. Das verstärkt und potenziert sich jetzt gerade: Der, der die Kollegin, den Kollegen mit dem Fahrradhelm sieht, denkt: „Oh, Mist, ich bin heute mit dem Auto gekommen. Hat ja genieselt.“ Der, der von seiner Konferenz in Tokio berichten will, denkt: „Oh, Mist, der fliegt ja gar nicht mehr. Ich halte mal lieber den Mund.“
Das alles ist schwierig, aber man kann das nicht denen anlasten, die deutlich aussprechen, dass wir als Menschheit ein Problem haben. Menschen sind gut darin, zu verdrängen. Das nennt sich Terror-Management, wie ich von den PsychologistsForFuture gelernt habe.
In der gegenwärtigen Situation dürfen wir nicht mehr verdrängen (sagen auch die PsychologistsForFuture). Wir müssen uns der Realität stellen und überlegen, was wir tun können. Jeder ein bisschen. So viel wie geht.
Schlussfolgerung
Der soziale Druck der Gutmenschen ergibt sich aus den akuten Gegebenheiten, er ist nicht – in keiner Weise – vergleichbar mit dem, was in der DDR war, denn es gibt keine negativen Auswirkungen, wenn jemand Fleisch isst oder mit dem Flugzeug durch die Gegend fliegt. Das einzige, was es gibt, ist eine kognitive Dissonanz. Und wenn es die schon mal gibt, dann ist das gut! Fürchtet Euch!
In dieser Kategorie schreibe ich über kleine und große Dinge, die jede/jeder tun kann, um seinen bzw. ihren Energieverbrauch und damit den CO2-Ausstoß zu verringern.
Ihr duscht nicht lange und nicht heiß, aber da ist diese eine Person in der Familie, die einfach sehr lange braucht, bis sie wach ist? Es gibt eine ganz einfache Lösung: den Durchflussbegrenzer. Damit kann man den Wasserdurchfluss auf die Hälfte begrenzen. Jede/jeder kann ihn einbauen und er kostet so um die 5 €. Laut energiesparen-im-haushalt.de kann eine vierköpfige Familie im Jahr mit Durchlaufbegrenzern bis zu 47.500 l Wasser und 1.950 kWh Energie einsparen.
Seid Ihr auch bei FridaysForFuture? Vielleicht sogar bei Extinction Rebellion? Extinction Rebellion hat mehrere Autobahnen in London blockiert. Cool, oder? Autos mit Verbrennungsmotoren sind für einen großen Teil des CO2-Ausstoßes verantwortlich. Wie viel genau das ist, könnt Ihr selber mit dem CO2-Rechner ausrechnen.
Autoverkehr blockieren: vor der eigenen Tür
Warum also nicht einfach den Autoverkehr dort blockieren, wo er herkommt? Von zu hause. Wenn Ihr einfach sagt: „Ich fahre nicht mehr Auto.“ Ihr steigt einfach nicht mehr ein. Kann sein, dass es dann Stress mit den Herrschenden gibt, aber das ist bei Extinction Rebellion auch so.
Wenn Ihr Eure Eltern fragt, warum sie ein Auto haben, werden sie vielleicht sagen: „Wegen Euch.“ Ich habe einen Freund, der 100%iger Radfahrer war4 und sich dann irgendwann ein Auto angeschafft hat. Wegen der Kinder. Sorgt dafür, dass es diesen Grund nicht mehr gibt.
Schulweg
Ihr seid noch klein und Eure Eltern bringen Euch in die Schule? Weil der Weg zu gefährlich ist? Weil so viele große Autos unterwegs sind? Kein Problem! Dafür gibt es eine Lösung: Lastenräder.
In einem entsprechenden Modell kann man bis zu vier Kinder gleichzeitig transportieren. Was für ein Spaß! Und Mama/Papa sitzt direkt dahinter und hat alles im Blick. Auch große Kinder mit Gepäck kann man so transportieren. Auch ganz kleine, denn man kann eine Babyschale, wie sie für Autos verkauft wird, fest einbauen. Gurte zum Anschnallen gibt es auch. Auch ein großer Einkauf geht rein. Bis zu 200 kg kann man damit transportieren! Man braucht (in der Stadt) gar kein Auto mehr.
Komfort
Eure Eltern werden sagen: „Ja, aber wenn es regnet?“ Die Antwort ist: Es gibt Lastenfahrräder mit Dach. Das ist echt gemütlich da drin. Die Antwort Eurer Eltern wird sein: „Ja, aber ich sitze ja nicht unter dem Dach und es ist ungemütlich.“ Dafür gibt es natürlich Regensachen. Und wenn es schneit? Die dreiräderigen Lastenräder haben den Vorteil, dass man damit nicht umkippt. Sie sind sehr stabil. Es gibt aber wirklich ein Problem: Wenn sich der Schnee zwischen Räder und Schutzbleche setzt, fühlt es sich an, als würde man mit angezogener Bremse fahren. Wie auf dem Rad im Fitnesscenter. Sagt Euren Eltern einfach, dass sie ja eh wieder ins Fitnesscenter wollten. Nein, sagt das bitte nicht. Kann sein, dass sie sonst richtig sauer werden. Aber Ihr könnt ihnen ja vom folgenden Gleichnis erzählen. Kind ist krank, tödlich erkrankt. Wenn Eure Eltern wüssten, dass Ihr gesund werden könntet, wenn sie jeden Tag eine Stunde anstrengenden Sport treiben, würden sie es tun? Ja, natürlich! Und würden sie, um Eure Zukunft zu sichern, pro Tag eine Stunde Rad fahren? Fragt sie. Der Spiegel hat das Gleichnis mit dem kranken Kind noch besser aufgeschrieben. Und außerdem werden die Winter ja eh immer wärmer. Das ist ja das Problem, um das es gerade geht.
Und wenn Eure Eltern sich partout nicht anstrengen wollen: Es gibt inzwischen auch Lastenräder mit Elektroantrieb.
Kosten
Eure Eltern sagen vielleicht: „Gute Lastenräder sind sehr teuer, das können wir uns nicht leisten.“ Sagt Ihnen einfach, dass sie das Auto dann ja nicht mehr brauchen und von dem Verkauf des Autos können sie locker das Lastenrad finanzieren (ehm, kommt aufs Auto an …). Aber ohne Quatsch: Steuern, Versicherung, Reparatur und Wartung eines Autos und dazu noch Parkgebühren sind sehr teuer. Das machen sich Autofahrer oft nicht klar. Sie schauen nur auf die unmittelbaren Kosten: die Benzinkosten. Zeigt Euren Eltern diese Seite zu den Kosten von Autos. Da könnt Ihr Euer Auto eingeben und die genauen Kosten sehen, auch den Wertverlust des Autos.
Beim Fahrrad gibt es keine Fahrradsteuer und auch Benzin braucht man nicht. Wartung und ein paar neue Reifen und Schläuche ab und zu. Nicht vergleichbar mit Autokosten. Bei Stilllegung Eures Autos können Eure Eltern viel Geld sparen. Da bleibt sogar nach der Bezahlung von vier Jahresabos für den Nahverkehr noch etwas übrig. Und in Berlin fahrt Ihr ja eh umsonst mit der BVG (inkl. Fahrradmitnahme).
Wochenende
Eure Eltern lieben Euch und möchten das Wochenende mit Euch verbringen. Wenn Ihr nicht mehr mitfahrt, müssen sie sich etwas anderes ausdenken. Bahn und Rad geht wunderbar. In vielen Gegenden Deutschlands. Kinder bis 14 Jahre dürfen umsonst Bahn fahren, wenn die Eltern dabei sind und in manchen Gegenden (Thüringen) ist sogar die Fahrradmitnahme im Nahverkehr kostenlos.
Urlaub
Ach, und Urlaub. Jetzt fliegt Ihr schon nicht mehr und Auto auch nicht mehr? Das geht doch nicht. Nun zeigt sich, wie hart Ihr drauf seid. Entweder macht Ihr ne Ausnahme für den Urlaub. Dann geht das mit dem Autostilllegen nicht oder Ihr braucht für den Urlaub einen Mietwagen. Oder Ihr sagt: „Nee, wieso, geht alles mit der Bahn.“ Man kann lokal Urlaub machen. Von Berlin aus sind die Ostsee, Thüringen, die Sächsische Schweiz, das Oderbruch gut zu erreichen.
Auch ins Ausland kommt man mit der Bahn: Slowenien, Frankreich, Italien, Großbritannien, die Niederlande, Polen, Tschechien, Russland, Bulgarien … Es geht. Und eine Zugfahrt durch die Alpen ist wunderschön. Eine Fahrt im Nachtzug ein Abenteuer.
Aufm Land
OK. Hier gibt es ein Problem. Als es Euch noch nicht gab, gab es viele kleine Bahnen und Busverbindungen. Diese wurden teilweise stillgelegt oder die Anzahl der Bus- und Bahnverbindungen wurden reduziert, weil die Leute ohnehin alle mit dem eigenen Auto unterwegs sind. Dieses Problem können wir nur zusammen lösen. Dafür ist FridaysForFuture wichtig. (#Verkehrswende)
Denkt mal drüber nach und sagt mir Bescheid, wenn Ihr was erreicht habt. Dann freue ich mich.
Und hey, wenn Ihr es geschafft habt und das gut findet: Macht Euch einen Sticker an: #MakeLoveNotCar. Eure Alten werden sich an was erinnern.
Herzliche Grüße
Stefan (Müller)
PS: Wenn Eure Eltern fragen, wo Ihr diese bescheuerte Idee mit dem Autostrejk for klimatet herhabt, schiebt alles auf mich! Sie werden Euch dann wahrscheinlich das Internet verbieten, aber hey, wie bei Extinction Rebellion muss man eben Opfer bringen!
PPS: Über Elektroautos reden wir in einem anderen Post. Am besten gar nicht erst damit anfangen.
PPPS: Eine Kollegin hat mir von einem coolen Projekt an der TU erzählt, bei dem man mal für einen Monat so tun kann, als hätte man kein Auto. Vielleicht macht Ihr das, wenn Eure Eltern nicht aufhören rumzudiskutieren. Aber warum nicht gleich das ganze Ding durchziehen? Extinction Rebellion blockiert ja auch nicht nur einen schmalen Streifen auf dem Fußweg.
Die Ausrufung eines Klimanotstands hat keine rechtsverbindlichen Folgen. Vielmehr ist es eine Selbstverpflichtung der Organisationen, Klimaaspekte höher einzustufen. Viele Leute finden das also gut. Berlin sollte anderen Städten folgen und den Klimanotstand ausrufen.
Frage: Warum erklären wir nicht unseren privaten Klimanotstand? Was bedeutet das? Denken wir über alles nach, was wir tun, und überlegen, ob es wirklich notwendig ist. Muss ich das Auto nehmen? Nun, es regnet! Na und? Okay, ich werde es heute nehmen, aber morgen mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren. Kaufe ich diese vier Steaks? Sie sind billig. Oder vielleicht kaufe ich nur ein teures, das von einer glücklichen Kuh kommt. Oder vielleicht keins, weil ich gestern eins hatte. Muss ich diesen Pullover kaufen? Der alte ist immer noch gut genug. Kann ich ihn in einem lokalen Geschäft kaufen oder muss ich einen Lieferservice nutzen?
Gehe ich zu dieser Demonstration/Mahnwache/Aktion oder bleibe ich im Bett? Natürlich sind politische Aktionen viel wichtiger als all diese privaten, individuellen Dinge. Aber man könnte die Dinge zusätzlich zu politischen Aktionen tun. Wir als Gesellschaft müssen uns sowieso ändern, und es ist besser, dies freiwillig zu tun, als gezwungen zu sein, es zu tun.
Wir könnten ein Tagebuch haben, in dem wir Notizen machen, was wir nicht getan haben oder welche Art von Prozess wir optimiert haben. Bist Du mit dem Aufzug gefahren? Oder die Treppe gelaufen? Hast Du die Klimaanlage auf 18°, auf 20° eingestellt oder hast Du sie ausgeschaltet? Du hast gar kein? Gut. Lasst uns alles tun, um die Einführung von Klimaanlagen für diejenigen unnötig zu machen, die jetzt keine haben.
Hiermit erkläre ich meinen privaten Klimanotstand.
Auf der Mailingliste der Scientists4Future in Berlin/Brandenburg und auch unter den Aktiven von climatewednesday.org kommt immer wieder die Frage auf, ob es um Verzicht oder um politische Änderungen geht. Luisa Neubauer (die Hauptorganisatorin beim deutschen FridaysForFuture) schreibt auf twitter:
Tja, was wollen wir dann? Was wollen wir denn? F4F möchte eine CO2-Steuer von 180 € auf eine Tonne CO2-Emission. Die 180 € sind vom Umweltbundesamt ins Gespräch gebracht worden. Die Scientists4Future – ich gehöre dazu – unterstützen das. Sie gehen detailliert auf CO2-Kostenmodelle ein und geben Quellen an, die noch von viel höheren Kosten ausgehen, wenn man wirklich alle Klima- und sonstigen Schäden einrechnen will. (ScientistsForFuture zu CO2-Kosten). Die Grünen schlagen 40 € vor. Modelle der SPD eine schrittweise Erhöhung. Die Einnahmen sollen (je nach Partei) wieder an die Steuerzahlenden zurückgeführt werden, so dass die, die sich klimabewusster verhalten, mehr zurückbekommen, als sie ausgeben und die anderen eben weniger (S4F zur sozialen Gerechtigkeit von CO2-Preisen). Da wir genau wissen, welche von den Dingen, die wir lieben, klimaschädlich sind (Flüge, Autos, Fleisch), wissen wir auch, worauf wir verzichten müssen, wenn wir nicht mehr bezahlen wollen. Letztlich geht es darum, dass wir auf Flüge, Autos und Fleisch verzichten.
Nun die große Frage: Warum brauchen wir dazu die Steuer? Wir brauchen sie nur, weil wir – wie die kleinen Kinder – sagen: „Aber der Peter, der hat doch auch.“. Wir wollen nicht die Doofen sein, die sich einschränken, während alle anderen Party feiern (#leiderGeil). Wir wollen auch nicht von anderen ermahnt werden, wir wollen unsere Prasserei nicht vorgehalten bekommen. Appelle, die zu individueller Verhaltensänderung aufrufen, werden bekämpft (zum Beispiel in der Flugscham-Diskussion).
Verbote
In der Geschichte der Bundesrepublik gab es diverse Verbote und Regulierungen:
Das Rauchverbot in Gaststätten wollten 79 % der Deutschen. Das Verbot der Glühlampe wollte niemand. Die Energiesparlampen, die danach kamen, waren eine ökologische Sauerei mit Quecksilber, sie brauchten ewig, bis sie ein bisschen Licht emittierten. Aber inzwischen gibt es LED-Lampen, die sofort hell sind, ein Bruchteil der Energie verbrauchen, die Glühbirnen verbraucht haben, und deren Lichtspektrum halbwegs in Ordnung ist. Ein Erfolg. Auch ist die Saugleistung von Staubsaugern nicht unbedingt proportional zum Stromverbrauch. Das Gesamtdesign spielt eine Rolle. Auch diese Regulierung führte letztendlich dazu, dass wir jetzt bessere und sparsamere Geräte haben.
Heizpilze auf die Straße zu stellen, damit Menschen vor dem Restaurant sitzen können, ist ökologisch gesehen Wahnsinn. Wir versuchen, unsere Häuser zu isolieren, damit nicht so viel Heizenergie verlorengeht, und dann heizen RestaurantbesitzerInnen einfach gleich die Straße. Für diese scheint es sich gelohnt zu haben. Sie haben an den zusätzlich verkauften Speisen und Getränken mehr verdient, als das Gas für den Heizpilz kostet. Der Markt regelt hier nichts.
Verbote, die wir brauchen und/oder wollen
Tempolimit 130
überdimensionierte Autos (aka SUVs)
Werbeverbot für Reisen, die Flüge involvieren
63 % (Welt) bzw. 57 % (Bild/Targobank) der Deutschen sind inzwischen für ein Tempolimit. Das Tempolimit wäre aus Sicherheitsgründen (weniger Tote) und aus Klimagründen (auch weniger Tote) sinnvoll. Sicher würde damit die Freiheit von Menschen eingeschränkt. Aber muss eine Gesellschaft das zerstörerische Verhalten einiger weniger Personen akzeptieren?
SUVs sind größer, als das für ihre Aufgabe (Transport von Menschen) notwendig wäre. Da mehr Gewicht (bis zu 2,5 Tonnen) transportiert werden muss, ist der Energiebedarf auch höher und somit die Umwelt- und Klimabelastung größer. Die Lösung der Autoprobleme wird oft in der E-Mobilität gesehen. Aber da kommt zu dem ganzen Wahnsinn noch die Batterie hinzu. Bei einem neuen E-SUV von Mercedes wiegt die Batterie 650 kg, das gesamte Auto dann 2,5 Tonnen. Wenn wir irgendwie unsere Klimaprobleme lösen oder zumindest erträglicher machen wollen, dann müssen wir mit diesem Unfug aufhören. Das gelingt uns aber nicht. In Deutschland gehören SUVs mit 31,4 % zur meistverkauften Karosserievariante. Der Markt regelt das? Die eigenverantwortlichen Konsumenten kriegen das schon hin? Nee. Irgendwie nich. Hier wären wohl Limitierungen angebracht.
So, wie Tabakwerbung in bestimmten Bereichen verboten ist, sollte auch Werbung für Flugreisen verboten werden. So, wie man Schockbildchen auf Zigarettenschachteln druckt, könnte man auf jedes Flugticket bzw. auf den Boardingpass zumindest den CO2-Ausstoß pro Person aufdrucken. Beim Boardingpass kann man dann sogar die Anzahl der Passagiere korrekt mit einberechnen.
Verzicht, bevor die Verbote/die Steuererhöhungen vielleicht kommen
Unsere jetzige Regierung ist unfähig. Julia Klöckner (CDU) verhindert seit Jahren jegliche Änderung in der Agrarwirtschaft. Andy Scheuer (CSU) blockiert die Verkehrswende. Die SPD hat ab und zu mal schöne Ideen, wie man Umwelt- und Klimaschutz betreiben könnte, wird aber vom größeren Koalitionspartner einfach übergangen. Sie ist zu schwach, um sich zu wehren. Wir können nicht bis zu den nächsten Bundestagswahlen warten. Sie sind erst 2021. Das sind zwei kostbare Jahre in einem sich schließenden Zeitfenster. Selbst wenn wir zwei Jahre warten würden, käme dann eine Partei, die mit 40 € pro Tonne ins Rennen geht. Nach Koalitionsverhandlungen bleiben dann vielleicht 35 € übrig. Warten ist keine Option. Wir müssen jetzt anfangen. Von den 11 Tonnen, die jeder Deutsche im Durchschnitt verbraucht, können wir durch persönliche Bemühungen sicher auf 6 oder 7 runterkommen (zum Beispiel durch Verzicht auf (einige oder alle) Flüge. Durch Verzicht auf das Auto oder zumindest die Reduktion der gefahrenen Strecken. Einschränkung von Konsum, Umstieg auf 100 % erneuerbare Energie). Der Rest an CO2-Emission ist vor allem dem generellen Energiemix in Deutschland plus fehlender Gebäudeisolierung geschuldet. Ein schneller Kohleausstieg würde hier helfen. Aber den Zeitpunkt kann man als Einzelperson nur durch Demonstrationen, nicht durch Änderung des allgemeinen Verhaltens herbeiführen.
Flüge und Fleisch werden nie verboten werden. Alternative Antriebe/Kraftstoffe für Flugzeuge sind in weiter, weiter Ferne (siehe Diskussion von Power to Liquid). Das heißt, beide werden weiterhin zu unserem großen CO2-Ausstoß beitragen. Ohne Verzicht ist das nicht zu ändern. Ist Verzicht auf Fleisch schlimm? Sollten wir es einfach anders nennen? Gesunde Ernährung vielleicht? Die Deutschen essen viel zu viel Fleisch (1,2 kg pro Woche im Schnitt). Doppelt bis vier Mal so viel, wie die WHO empfiehlt (300–600 g pro Woche). Das heißt, die meisten Deutschen wären ohnehin gut beraten, wenn sie ihre Essgewohnheiten umstellen würden. Und wenn man erstmal damit anfängt, stellt man schnell fest, dass vegetarisches oder veganes Essen ganz lecker ist. Man muss ein bisschen anders kochen. Viele Urlaubsziele kann man mit der Bahn erreichen, statt zu fliegen. Auch hier ist ein Verzicht möglich. Das Schwierigste ist wahrscheinlich das Auto im Alltag. Ob man hier verzichten kann, hängt davon ab, wo man lebt. In der Stadt braucht man keins. Wie beim Essen: Es ist sogar gesünder, wenn man Rad fährt. Carsharing reicht für die wenigen Fälle, in denen es dann doch nicht ohne geht.
Also: Ja, wir müssen verzichten, und wenn wir es nicht schaffen, dann muss man uns Dinge verbieten. Wir sollten schnell mit dem Verzichten anfangen.
Immer wieder höre ich, wenn es um Flugverzicht geht, das Argument: „Das Flugzeug fliegt doch auch ohne mich.“ Ich habe es zum ersten Mal auf einem Elternabend gehört, bei dem es um die Abschlussfahrt in der zehnten Klasse ging. Zur Auswahl standen Neapel und Zinnowitz. Nun taucht das Argument auch in Diskussionen der Scientist4Future auf und zwar von WissenschaftlerInnen, die selbst nicht fliegen, die einen großen Teil ihrer Lebenszeit mit Aktionen gegen Flughafenausbau und Fluglärm verbringen. Irgendwas muss dran sein an diesem Argument. Ich finde, dass es nicht funktioniert und here is why:
Infrastrukturfunktion von Flügen
Aussage: Wenn wir auf Kurzstreckenflüge verzichten, bringt das nichts, weil die Zubringerflüge eine Infrastrukturfunktion haben und die Fluglinien weiter fliegen werden, schon damit ihre KundInnen nicht zur Konkurrenz gehen.
Antwort: Das ist zum Teil richtig. Ich bin auch über London nach Hongkong geflogen. Aber es gibt viel mehr Flugverkehr nach London als für die Zubringerfunktion wichtig wäre. Ich habe mit einer Konzertbesucherin über gemeinsame Musikinteressen gesprochen und sie erzählte mir begeistert von XY, die aber leider in diesem Jahr nur in London spielen würde. Sie ist deshalb zum Konzert geflogen. Genauso Paris.
Hier sind die Flüge, die British Airways nach London anbietet:
Die Flüge sind teilweise zum gleichen Zeitpunkt, zeitweise in einem Abstand von 45 Minuten. Das sind die Flüge von nur einer Airline! (Außerdem gibt es noch zwei Verbindungen von Eurowings, sieben von Easyjet und vier von Ryanair) Würden Flüge unwirtschaftlich, würden sich die Airlines zusammenschließen, so wie es ja bei der Star Alliance, Sky Team und OneWorld Allience schon geschehen ist.
Und es gibt Beispiele für die Einstellung von Fluglinien wegen Unwirtschaftlichkeit. Verbindungen von Berlin nach Hamburg gibt es nicht mehr, weil es eine sehr schnelle ICE-Verbindung gibt. Bei der Aufarbeitung meiner Flüge sind mir Tickets von 1994 untergekommen. Ich bin nach Helsinki über Hamburg geflogen. Irrsinn. Flugzeug rein, hoch, runter, bisschen gewartet, bis die Hamburger aus- und eingestiegen waren, dann weiter. Heute kann man immer noch dorthin fliegen, fliegt dann aber über Stuttgart oder Köln:
Aussage: Die Slots sind für die Fluglinien sehr wertvoll. Wenn sie eine Route einstellen würden, würden sie den Slot verlieren, weshalb sie „lieber Popcorn durch die Gegend fliegen, als den Slot aufzugeben“.
Antwort: Ja, das machen Fluglinien. AirBerlin hat es uns jahrelang vorgemacht. Ich habe einen Kollegen, der ein Ticket Berlin-Salzburg für 3 € plus Steuern gekauft hat. Seine Flüge wurden wiederholt gecancelt. Er hat dann eine Nacht im Hotel verbracht, weil sich der Flug für die Airline eben nicht gelohnt hätte. Es wäre so teuer gewesen, dass sie lieber den Passagieren eine Nacht im Hotel bezahlt haben. Letztendlich ist AirBerlin Pleite gegangen. Wegen Popcorn sozusagen.
Es ist wahr: Wenn alle Kurzstreckenflüge entfallen würden und es statt dessen in allen Slots Langstreckenflüge geben würde, dann wären wir letztendlich schlechter dran. Dazu müsste es aber ein Wachstum in den Langstreckenflügen geben. Das wird ja auch von der Luftfahrtindustrie so prognostiziert. Wenn wir auf Kurz- und Langstreckenflüge verzichten, freiwillig oder weil die mit 180€/Tonne CO2 besteuert werden, wird es aber kein Wachstum geben.
Parallele Argumentation in anderen Bereichen
Wenn diese Argumentation funktionieren würde, dann müsste ja jede Änderung im Konsumverhalten sinnlos sein. Genauso könnte man ja argumentieren: „Das Huhn im Tiefkühlregal war eh schon tot. Dann kann ich es auch essen. Sonst würde es halt jemand anders essen.“ Das Huhn wird aber aufgezogen und geschlachtet, weil es einen gewissen Bedarf in der Bevölkerung gibt. Man kann als Bauer und als Großhändler und als Einzelhändler abschätzen, wie viele Hühner man an den Mann bringen kann. Wenn keiner mehr Hühner kauft, werden auch keine mehr produziert.
Auf der Mailing-Liste der Scientists For Future Berlin/Brandenburg wunderte sich der Geograph Prof. Dr. Cristoph Schröder darüber, warum so lange nichts passiert ist, warum einige erst jetzt aufwachen und andere immer nocht schlafen:
Nicht falsch verstehen, mir sind alle recht, die sich jetzt endlich bewegen, inklusive mir selbst. Peinlich – und das gilt für mich persönlich auch, obwohl ich seit 1986 von den Gefahren des Klimawandels weiß und seit 1993 dazu forsche – ist es trotzdem. Und warum brauchen wir eine schwedische Jugendliche, um uns in die Gänge zu kriegen?
Der Neurobiologe Dr. Sébastien Bohler hat dafür eine wissenschaftliche Erklärung: Unsere Gehirne sind so gebaut: Macht, Sex, Essen, Faulheit werden belohnt:
Die riesige Großhirnrinde des Homo sapiens, die ihm immer mehr Möglichkeiten verschaffte, hat sich in den Dienst eines Zwerges gestellt, der sich an Macht, Sex, Essen, Faulheit und seinem Ego berauscht.
Jetzt wachen die Leute auf, weil wir in der Scheiße sitzen. Noch nicht drei Meter, aber bis zum Hals. Leider ist keine Straßenbahn in Sicht (Fliegen wird wahrscheinlich noch bis 2060 schlecht sein, Fleisch lässt sich nicht in dem Mengen künstlich herstellen, die vertilgt werden, die E-Mobilität steckt in den Kinderschuhen und ist ohnehin keine Lösung). Es hilft also wohl vorerst nur, die Anzahl der Pferdekutschen zu reduzieren.
Sébastien Bohler hat auch Vorschläge, wie das mit der Reduktion trotz unserer Gehirnstruktur funktionieren kann. Wir können uns selbst ändern und bewusster leben. Er erklärt die Rosinen-Übung dazu.
Auch im zwischenmenschlichen Bereich kann weniger mehr sein. Anstatt die Zahl der Freunde auf Facebook zu mehren, können wir in die Qualität dieser Beziehungen investieren. Wir lassen uns weismachen, wir bräuchten zu unserem Glück ein Auto, das mindestens so luxuriös und leistungsstark ist wie das der Nachbarn. Doch wir haben die Wahl: die Werbebotschaften für bare Münze zu nehmen und immer mehr zu konsumieren – oder uns am Fahren eines altmodischen Autos zu erfreuen und an Freundschaften, in denen es nicht darum geht, wer mehr vorzuweisen hat.
Einige der Scientists For Future sind bei climatewednesday.org aktiv und haben dort angefangen, Beispiele von Leuten zu sammeln, die alternativ reisen. Auch das kann Glücksmomente erzeugen, auch wenn es manchmal beschwerlich ist. Also: arbeiten wir an uns.
Disclaimer: Ich bin promovierter Informatiker und liebe Technik und Technologie, unser Merhfamilienhaus ist voll davon: Photovoltaik, Solarthermie, Geothermie und alles gekoppelt in einem komplizierten System.
Als eine Art Selbstbestrafung [=;-)] habe ich auf myflightradar24.com eine Liste all meiner Flüge zusammengestellt und so den CO2-Ausstoß herausgefunden, den diese Flüge verursacht haben.
Der so ermittelte CO2-Ausstoß muss mit einem bestimmten Faktor (dem Radiative Forcing Index) multipliziert werden, da der Schaden, der durch das Fliegen angerichtet wird, viel größer ist (Ausstoß der Klimagase in der Atmosphäre in großer Höhe, Wolkenbildung usw.). Der IPCC schlägt einen Faktor von 2,7 vor. CO2-Kompensations-Firmen gehen von einem Faktor zwischen 1 und 3 aus. Ich habe diese Flüge mit atmosfair.de kompensiert. Die unabhängige Stiftung Warentest testete mehrere Kompenationsfirmen und atmosfair war der Gewinner. Wenn Sie genaue Flugdaten haben, können Sie Ihre Flüge über dieses Portal kompensieren. Ich habe eine Pauschalkompensation von 86,9 Tonnen CO2 gemacht:
So weit so gut. Wer wirklich fliegen muss, sollte zumindest (mit einem entsprechenden Faktor) kompensieren. Wenn Sie nicht fliegen müssen und nur für die Freizeit reisen, sollten Sie aufhören zu fliegen. Ich habe im August 2019 beschlossen, nie mehr zu fliegen und viele andere haben es vorher getan. Kompensieren Sie? Reduzieren Sie das Fliegen? Hinterlassen Sie einen Kommentar!