Versammlungsrecht, Pressefreiheit und Polizeigewalt

Sehr geehrte Innenministerin von Berlin, sehr geehrte Frau Spranger,

Ich wende mich in diesem öffentlichen Brief direkt an Sie, weil ich in großer Sorge bin. Ich bin nebenberuflich Pressefotograf und arbeite seit 2019 an einer Dokumentation der Klimabewegung ich habe Fridays for Future seit dem dritten Streiktag fotografiert und dann auch andere Klimagruppen wie die sie wissenschaftlich beratenden Scientists For Future, wissenschaftliche Vorträge zu Klimathemen an Universitäten, die Parents for Future, Extinction Rebellion und den 2021 nach einem Hungerstreik aus Extinction Rebellion hervorgegangenen Aufstand der Letzten Generation. In den letzten Jahren war die Letzte Generation die mit Abstand aktivste Gruppe der Klimagerechtigkeitsbewegung, weshalb ich viele, viele Polizeieinsätze als Fotograf miterlebt habe. In der letzten Zeit habe ich Veränderungen festgestellt und am 13.04.2024 wurde eine neue Qualität erreicht, weshalb ich jetzt an sie schreibe: Es gab einen Bruch des Versammlungsrechts, massive Einschränkungen der Pressefreiheit und Gewalt von Seiten der Polizei, die man wohl als Folter bezeichnen muss.

Der Osten und die Stasi

Die erste Straßenblockade der Letzten Generation, die ich fotografiert habe, fand im Januar 2022 an der Prenzlauer Promenade in Pankow statt.

Polizisten lösen angeklebte Aktivist*innen bei der Blockade der Prenzlauer Promenade durch den Aufstand der Letzten Generation. Berlin, 28.01.22

Am Straßenrand stand ein Anwohner, der sich den Prozess der Lösung der angeklebten Aktivist*innen ansah und anmerkte: „Damals beim Honecker hätten se die einfach von der Straße gefetzt.“ Ich habe nicht darauf geantwortet und mir gedacht, dass es doch ganz gut ist, dass „der Honecker“ nichts mehr zu sagen hat. Und der Mielke auch nicht. Ich war am 08.10.1989 und am 09.10.1989 in der Gethsemanekirche und nach den Protestversammlungen in der Kirche auf der Straße. Ich habe die Gruppen von Stasi-Leuten gesehen, die diskutierende Menschen umringt haben, die Diskussionen unterbunden oder die Menschen mitgenommen haben. Später kamen Berichte, dass Oppositionelle festgenommen wurden, über die Straße geschleift an den Haaren. Gewalt. Ich bin sehr froh, dass diese Zeit vorbei ist und dass die Bürgerbewegung gewaltfrei dieses System besiegt hat. Es war knapp, hätte auch blutig enden können, aber es hat geklappt.

An diese Begebenheit bei der ersten Blockade der LG musste ich denken, als ich die Bilder von der so genannten „Ungehorsamen Versammlung“ am 13.04.2024 bearbeitet habe. Die Bilder lassen mich nicht mehr los. Sie lassen mich nicht schlafen. Ich möchte Sie Ihnen zeigen und beschreiben, was passiert ist, und ich hoffe, dass die Bilder auch Sie berühren.

Versammlungsrecht

Am 13.04.2024 betraten Aktivist*innen der Letzten Generation im Bereich der Kreuzung Möllendorfstraße und Frankfurter Allee die Fahrbahn und setzten sich auf die Straße. Die Polizei schleifte oder trug die Aktivist*innen sofort von der Straße. Die Polizei stellte es anders dar:

Die Einsatzkräfte hätten die Blockade durch „Wegschieben und Wegdrücken“ verhindert, sagte eine Polizeisprecherin.

taz, 15.04.2024
12:00 und 36 Sekunden: Polizei räumt Aktivist*innen der Letzten Generation von der Frankfurter Allee. Berlin, 13.04.2024
12:00 und 45 Sekunden: Polizei räumt Aktivist*innen der Letzten Generation von der Frankfurter Allee. Berlin, 13.04.2024
12:01 und 56 Sekunden: Polizei räumt Aktivist*innen der Letzten Generation unmittelbar nach dem Hinsetzen von der Frankfurter Allee. Berlin, 13.04.2024

Da ich schon viele Aktionen der Klimagerechtigkeitsbewegung miterlebt habe, weiß ich, dass es ein Recht auf Demonstrationen gibt. Die Polizei versucht normalerweise, einen Versammlungsleiter zu finden, und verlegt die Versammlung an einen Ort, an dem sie weniger störend ist. Den Aktivist*innen auf der Straße wird mitgeteilt, dass sie die Straße zu verlassen haben, und wenn sie den entsprechenden Aufforderungen nicht nachkommen, werden entsprechende Maßnahmen eingeleitet, d.h. sie werden von der Straße getragen. Bevor Maßnahmen ergriffen werden, gibt es drei Durchsagen. Das war weder am 13.04. noch bei der vorausgehenden so genannten „Ungehorsamen Versammlung“ der Fall.

Die Berliner Polizei hat das Versammlungsrecht bewusst gebrochen.

Pressefreiheit

Ich habe den Einsatz von 11:45 bis 16:16 miterlebt und es gab in der gesamten Zeit eine massive Einschränkung der Pressearbeit. Wie auch schon am 16.03.2024 wurden Pressevertreter*innen geschubst. Abgesperrte Bereiche wurden willkürlich vergrößert, ohne dass das irgendwie dem sonst Üblichen entsprochen hätte. Das folgende Bild zeigt den von der Polizei abgesperrten Bereich:

Zur Straßenseite standen Mannschaftswagen. Die rot markierten Bereiche auf dem Fußweg waren durch die Polizei mit Flatterband abgesperrt. Das folgende Bild zeigt den östlichen Bereich der Frankfurter Alle mit einigen der behinderten Pressefotograf*innen:

Polizeikessel mit festgenommen Aktivist*innen der Letzten Generation. Man sieht auch hier die Einschränkung der Pressefreiheit. Die Journalist*innen waren durch einen extra abgesperrten Bereich von den Aktivist*innen getrennt, was sonst nicht üblich ist. Frankfurter Allee, Berlin, 13.04.2024 12:35

Das folgende Bild zeigt den westlichen Bereich um 12:45. Bis zum Fahrstuhl war alles abgesperrt. Fotografen beschwerten sich bei der Polizei. Aus diesem Bereich und auch dem Bereich links wurden Fotografen weggeschickt.

Während des ganzen Einsatzes gab es immer wieder Diskussionen um die Einschränkung der Pressefreiheit. In die abgesperrten Bereiche, in der man hier Fotografen sieht, durfte die Presse nicht rein. Polizist unter der Brücke hat eine Rolle mit noch mehr Flatterband in der Hand für weitere Absperrungen. Nach Blockade der Frankfurter Allee durch die Letzte Generation, Berlin, 13.04.2024 12:54
Paketbote wurde nicht zum Ring-Center auf die andere Seite gelassen, obwohl kein Aktivist mehr unter der Brücke im abgesperrten Bereich war. Die Polizei hatte also über vier Stunden den Fußgängerbereich auf dieser Straßenseite, den Radweg und eine Fahrbahn komplett blockiert. Für Menschen mit Einschränkungen gab es keine Möglichkeit, auf die andere Seite zu gelangen. Die Pressearbeit wurde massiv behindert. Frankfurter Allee, Berlin, 13.04.2024 16:09

Die Video-Journalistin Saskia Meyer filmt Wolfgang Metzeler-Kick in einer komplett statischen Situation und dann wird ihr einfach willkürlich und ohne Begründung das Filmen verboten (Stelle in ihrem Video).

Videojournalistin Saskia Meyer und Kino-Filmteam filmen Wolfgang Metzeler-Kick und Partnerin Claudia H. am 38. Tag des Hungerstreiks in polizeilicher Maßnahme. Nach versuchter Blockade der Frankfurter Allee, Berlin, 13.04.2024

Die folgenden beiden Bilder zeigen, wie ein Polizist den Regisseur eines Kino-Filmteams zurückdrängt:

Zusammenfassend kann man sagen, dass das Fotografieren und Berichten von den polizeilichen Maßnahmen massiv behindert wurde. Ich habe den Vergleich zu vielen vorherigen Aktionen. So etwas gab es bisher noch nie. Alle Pressefotograf*innen haben sich mehrfach beim Einsatzleiter beschwert.

Der Einsatzleiter war durchaus kooperativ, er bot mir an, mich in den Bereich unter der S-Bahn-Brücke zu begleiten, damit ich einige Bilder machen könne. Ihm scheint die Rolle der Medien nicht klar zu sein. Die Medien sind die vierte Macht im Staat. Für uns Pressefotografen ist eine Straßenblockade oder eine Demonstration kein Rockkonzert, bei dem der Star festlegt, dass man die ersten drei Lieder ohne Blitz fotografieren darf und je nach Vertrag die Bilder vor Veröffentlichung vorzeigen muss. Unsere Rolle ist es auch, die Polizei kritisch zu begleiten, und die Polizei hat dies zuzulassen. Das ist sehr anders, als das vor 1989 war. Damals haben nur sehr ausgewählte Fotograf*innen von ADN bei offiziellen politischen Ereignissen fotografiert und Aktionen der Oppositionellen waren ein Fall für die Stasi. Wer dort als freier Fotograf fotografiert hat, geriet schnell selbst ins Visier der Stasi.

Polizeigewalt

Polizeigewalt von 2022–2023

In all den Jahren, die ich jetzt die Letzte Generation fotografiert habe, gab es immer wieder Fälle von Polizeigewalt. Zum Beispiel am 14.10.2023, als die LG nach einem langsamen, genehmigten Marsch zum Rosenthaler Platz diesen blockierte.

Bei diesen Formen der Gewalt wurde Gewalt im Zusammenhang mit dem Transport von Aktivist*innen angewendet. Bei einer Aktion wurde eine Aktivistin an der Kapuze über die Straße gezogen, so dass sie röchelnd ohnmächtig wurde. Bei diesem Vorfall war ich nicht selbst dabei, aber es gibt Berichte darüber und Videos davon.

Am Rosenthaler Platz war ich dabei. Das ASOG Bln §11 schreibt vor, dass das mildeste zur Erreichung der Ziele zur Verfügung stehende Mittel genutzt werden muss. Ich habe die Anweisung eines Polizisten, der wahrscheinlich der Einsatzleiter war, gehört: „Nicht wegtragen. Bis an die Schmerzgrenze.“ Das klingt nicht nach dem Auftrag, das mildeste zur Verfügung stehende Mittel anzuwenden. Es gab ein wahrscheinlich gebrochenes Handgelenk und ein Aktivist wurde mit Schmerzgriffen unter den Kiefer transportiert.

Aktivist der Letzten Generation zeigt sein Handgelenk. Er wurde mit Anwendung von Schmerzgriffen von der Straße gezerrt. Sein Handgelenk ist überdehnt oder gebrochen. Er hat stark gezittert. Die Wunde stammt von einer früheren Blockade, wurde aber bei diesem Einsatz noch vergrößert. Rosenthaler Platz, Berlin, 14.10.2023
Polizisten schleifen Aktivisten der Letzten Generation mit Handgelenkhebel und Schmerzgriff unter den Kiefer am Kopf von der Straße. Der Aktivist hat einen Schuh verloren. Der Befehl lautete: „Nicht wegtragen. Bis an die Schmerzgrenze.“ Rosenthaler Platz, Berlin, 14.10.2023

Bei all dem kann man sich einreden, dass die Polizist*innen halt inkompetent waren und die Beugehebel nicht richtig dosieren konnten. Die Griffe unter den Kiefer kann man vielleicht als Einzelfall abtun. (Bei einigen Aktionen waren auch in der Tat nur einzelne Polizisten gewalttätig. Zum Beispiel bei der Massenblockade der Straße des 17. Juni am 28.10.2023 und bei einer Farbaktion am Kanzleramt am 02.03.2024 (Bundespolizei).)

Bauernproteste

Dass es irgendwie verschiedene Standards in der Polizeiarbeit geben muss, wurde mir beim Nachdenken über die Behandlung der protestierenden Bauern klar. Ich kenne keinen einzigen Bericht über Polizeigewalt gegenüber gewaltfrei agierenden Bauern oder Bäuer*innen. Im Gegenteil: Symbole der Landvolkbewegung, einer Vorgängerorganisation der NSDAP, waren trotz Diskussion in der Presse (taz, 09.01.2024) über Tage an den Traktoren zu sehen. Bauern fuhren hupend durch Berlin. Tag und Nacht. Die Bauern blieben von der Polizei unbehelligt.

Traktor mit Fahne der Landvolkbewegung, einer Vorläufer-Organisation der NSDAP bei den Bauernprotesten am Brandenburger Tor. Dieses Transparent ist auch am dritten Tag der Proteste nach Kritik an der Unterwanderung der Proteste durch Rechtsextreme noch zu sehen. Berlin, 10.01.2024

Daraus folgt, dass die Berliner Polizei und auch die Polizei bundesweit bzw. die Politiker*innen, die für die Polizeien der Länder verantwortlich sind, mit zweierlei Maß messen.

2024

Alles bisher Erlebte wurde noch übertroffen vom 13.04.2024, an dem ich Zeuge massiver Polizeigewalt geworden bin. Ich kann die Bilder nicht vergessen. Es sind meine eigenen Bilder. Ich kann die Schreie der gequälten Aktivist*innen nicht vergessen. Sie verfolgen mich.

Ich konzentriere mich im Folgenden auf die krassesten Fälle. Beugehebel zum Transport, die bis zu gebrochenen Handgelenken führen, sind für die Berliner Polizei normal. Das folgende Bild zeigt Regina S. (22, Medizinstudentin), die so an den Armen getragen wird, dass Ihr gesamtes Körpergewicht auf den Schultergelenken ruht. Sie schreit vor Schmerzen, sie ist hochrot im Gesicht. Ihre Hände sind durch Handschellen gefesselt.

Regina S. von der Letzten Generation wird von Polizisten unter Zufügung von Schmerzen zur Personalienaufnahme getragen. Ihre Arme sind hinter dem Körper mit Handschellen gefesselt. Ihr gesamtes Körpergewicht lastet auf den nach hinten gedrehten Schultergelenken. Sie schreit vor Schmerzen. Nach versuchter Blockade der Frankfurter Allee, Berlin, 13.04.2024
Regina S. von der Letzten Generation wird von Polizisten unter Zufügung von Schmerzen zur Personalienaufnahme getragen. Ihre Arme sind hinter dem Körper mit Handschellen gefesselt. Ihr gesamtes Körpergewicht lastet auf den nach hinten gedrehten Schultergelenken. Sie schreit vor Schmerzen. Nach versuchter Blockade der Frankfurter Allee, Berlin, 13.04.2024
Regine S. von der Letzten Generation wird von anderen Aktivist*innen nach Polizeigewalt getröstet. Sie weint und ihr Gesicht ist sehr rot. Berlin, 13.04.2024

Die Frage, die man stellen muss: Ist das Handeln der Polizei angemessen, wenn das Ziel der Transport von A nach B ist? Bestraft die Polizei Regina S.? Wofür? Dafür, dass sie auf der Straße gesessen hat oder sich auf die Straße setzen wollte? Regina S. mag eine Straftäterin sein. Sie wurde gerade für das Ansprühen des Brandenburger Tors zu 8 Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Ob das Urteil Bestand haben wird, wird sich noch zeigen. In jedem Fall ist es nicht die Aufgabe der Polizei, Aktivist*innen zu bestrafen. Ihre Aufgabe ist es, Straftaten zu verhindern und mutmaßliche Straftäter*innen festzusetzen, so dass ihre Personalien aufgenommen werden können und sie vor Gericht gestellt werden können. Die Polizei ist nicht die Instanz, die die Bestrafung durchführt. Und wenn sie es wäre: Schultern verrenken, Handgelenke brechen, Schmerzgriffe an Schmerzpunkten im Gesicht gehören nicht zu den Strafen, die in Deutschland verhängt werden.

Das zweite Beispiel ist der Umgang mit Wolfgang Metzeler-Kick. Dieser Mann befand sich am 13.04. am 38. Tag im Hungerstreik. Er hatte in den Wochen davor bereits 14kg Gewicht verloren und war entsprechend stark geschwächt. Das wurde der Polizei mitgeteilt. WMK wurde mit Beugehebel und Griff unter den Kiefer abtransportiert.

Wolfgang Metzeler-Kick, am 38. Tag im Hungerstreik, wird unter Einsatz von Schmerzgriffen aus dem Polizeikessel gebracht. Berlin, 13.04.2024

Dann wurden ihm vom selben Polizist Nase und Mund zugehalten.

Wolfgang Metzeler-Kick, 49, Ingenieur für technischen Umweltschutz am Tag 38 seines Hungerstreiks, wird aus dem Polizeikessel gebracht. Polizist setzt Schmerzgriff gegen Nase ein. Nach versuchter Blockade der Frankfurter Allee, 13.04.2024

So, dass WMK ohnmächtig wurde:

Im Hintergrund ist immer ein Kino-Filmteam zu sehen, das an der Arbeit gehindert wird:

Wolfgang Metzeler-Kick, Ingenieur für technischen Umweltschutz, am 38. Tag im Hungerstreik, ohnmächtig in polizeilicher Maßnahme. Nach versuchter Besetzung der Frankfurter Allee durch Letzte Generation. Im Hintergrund diskutiert Filmteam mit Polizei, die an diesem Tag die Pressefreiheit massiv eingeschränkt hat. Berlin, 13.04.2024

Bitte sehen Sie sich die Nase von WMK an. Der Druck auf seine Nase war so groß, dass das Fett aus den Poren kam:

Wolfgang Metzeler-Kick, am 38. Tag im Hungerstreik, wurde unter Einsatz von Schmerzgriffen aus dem Polizeikessel gebracht. Auf seiner Nase kann das Fett sehen, das ein Polizist bei der Anwendung von Schmerzgriffen aus den Poren herausgedrückt hat. Nach versuchter Blockade der Frankfurter Allee mit der Letzten Generation, Berlin, 13.04.2024

Polizist*innen hätten WMK leicht tragen können. Er wiegt nicht mehr viel.

Beim dritten Fall vom 13.04.2024 geht es um Gewalt gegen einen 16jährigen Jugendlichen. Die Polizei stellte ab 12:00 die Personalien der Aktivist*innen nach und nach fest und brachte sie dann in die U-Bahn oder auf den Heimweg. Die meisten Aktivist*innen hatten den Ort des Geschehens verlassen. Gegen 16:00 kamen einige zurück, aber die Polizei konnte die Straße sehr schnell räumen. Da nur wenige Aktivist*innen vor Ort waren (vielleicht 6–8), war das Kräfteverhältnis von Polizist*innen zu Aktivist*innen vielleicht 10:1.

Massives Polizeiaufgebot für weniger als 10 Aktivist*innen nach versuchter Blockade der Möllendorfstraße/Frankfurter Allee durch die Letzte Generation, Berlin, 13.04.2024

Unter der S-Bahn-Brücke wurden die Aktivist*innen zusammengeführt. In dem noch von den ersten Maßnahmen abgesperrten Bereich. Ich wurde Zeuge der Anwendung von Schmerzgriffen. Gemeinsam begangen von vier Polizisten. Auf dem ersten Bild sieht man den Aktivisten schreien:

Vier Polizisten umringen Daniel, einen 16jährigen Aktivisten der Letzten Generation. Man sieht noch ein Stück seines Gesichts, man sieht ihn schreien. Nach kurzzeitiger Blockade der Frankfurter Allee, Berlin, 13.04.2024

Auf dem zweiten Bild sieht man die Schmerztechnik, die angewendet wurde:

Polizist wendet Drucktechniken gegen 16jährigen Aktivisten der Letzten Generation an. Dieser schreit vor Schmerzen. Vier kräftige Polizisten stehen dabei. Sie hätten ihn ohne Probleme transportieren können. Nach kurzzeitiger Besetzung der Frankfurter Allee, Berlin, 13.04.2024

Dem sehr jungen Aktivisten wurden an den Druckpunkten am Ohr gezielt Schmerzen zugefügt. Vier Polizisten umringen ihn. Zwei von ihnen hätten ihn leicht wegtragen können. Die gesamte Situation war entspannt. Es war ein massives Polizeiaufgebot vor Ort. Es gab keinen Grund dafür, Gewalt anzuwenden, nicht mal für Beugehebel. Was Sie hier sehen sind keine Beugehebel. Das ist das gezielte, absichtliche Zufügen von Schmerzen mit dem Ziel einen Menschen zu brechen, mit dem Ziel, ihn ein und für alle Mal davon abzubringen, sich irgendwo auf die Straße zu setzen. Das ist in unserem Gesellschaftssystem unzulässig. Ich habe mit dem Aktivisten gesprochen. Er heißt Daniel und er ist 16 Jahre alt.

Am 02.03.2024 hat er am Kanzleramt mit anderen jungen Aktivist*innen um Hilfe gerufen:

Jugendliche Aktivist*innen der Letzten Generation haben mit orangener Farbe „Hilfe! Eure Kinder“ an das Bundeskanzleramt geschrieben und sitzen jetzt in Handschellen davor. Berlin, 02.03.2024

Er steht rechts außen auf dem Bild. An seiner Hand ist Farbe. Wahrscheinlich stammen ein paar der Abdrücke am Kanzleramt von seiner Hand. Wahrscheinlich ist er ein Straftäter. Seine Personalien wurden am 02.03. aufgenommen und es wird ein Strafverfahren geben. Das berechtigt aber niemanden, ihn zu quälen. Auch nichts anderes würde jemanden dazu berechtigen. Die Situation an der Frankfurter Allee war unter Kontrolle. Die Polizisten hätten ihn zu viert oder zu zweit wegtragen können. Er wiegt noch weniger als der hungernde Wolfgang Metzeler-Kick.

Daniel wurde auch früher schon Opfer von Polizeigewalt. Er wurde bei einer Massenblockade von zwei Polizisten mit Beugehebeln weggeführt.

Polizisten schleifen 16jährigen Aktivisten mit Schmerzgriffen von der Straße. Bei Blockade der Elsenbrücke durch verschiedene Klimagruppen, Berlin, 09.12.2023

Ab irgendeinem Punkt half ein Kollege und trug die Beine. Die vorn laufenden Beamten verwendeten Beugehebel so stark, dass Daniel schrie. Der Polizist rief dazu: „Sie haben Beine, Sie können laufen! Benutzen Sie Ihre Beine!“. Der Aktivist muss sich verhöhnt gefühlt haben.

Polizeigewalt mit Beugehebeln, obwohl Aktivist getragen wird und komplett in der Luft ist. Bei Blockade der Elsenbrücke durch verschiedene Klimagruppen, Berlin, 09.12.2023

Sehr geehrte Frau Spranger, Sie sind Mitglied der SPD. Ich habe bei der Bundestagswahl Klaus Mindrup von der SPD als meinen Direktkandidaten gewählt. Ich habe diese Wahl bei der Nachwahl bestätigt. Mein Großvater war in der SPD, der Großvater meiner Frau war in der SPD. Mein Großonkel war in der SAJ, der Jugendorganisation der SPD. Mein Großonkel hat 1934 Flugblätter für eine Einheitsfront gegen die Nazis verteilt. Er wurde erwischt und zu einem Jahr und neun Monaten Zuchthaus verurteilt. Die Richter begründeten die „Milde“ des Urteils damit, dass er zum Tatzeitpunkt noch sehr jung war. Man Großonkel kam ins KZ Lichtenburg. Die Häftlinge in Lichtenburg wurden geschlagen und gefoltert. Bitte sorgen sie dafür, dass in dieser Stadt niemand andere Personen quält. Nie wieder!

Verbotene Losungen und Polizei in demokratischen Gesellschaften

In einem kleineren Teil der Klimabewegung findet man manchmal die verbotene Losung ACAB oder 1312 bzw. die nicht verbotene Variante davon ACAT, die ich noch schlimmer finde. In sozialen Medien kommentiere ich regelmäßig dagegen. Ich habe auch schon sehr junge Aktivist*innen „Abolish the police“ rufen hören. Dieser Wunsch nach Abschaffung der Polizei ignoriert die Tatsache, dass Demonstrationen für mehr Klimaschutz nicht ohne Polizeischutz stattfinden können. Prominente wie Luisa Neubauer oder Greta Thunberg werden von der Polizei geschützt, die Polizei sperrt Straßen und regelt den Verkehr. Außerdem gibt es auch positive Erfahrungen. Bei der besagten Blockade am 13.04.2024 schützte mich ein Polizist vor einer außenstehenden Passantin, die mich daran hindern wollte, eins der obigen Bilder von Regina S. zu machen. Es gibt Bilder wie das folgende, die menschlichen Kontakt zu Aktivist*innen zeigen.

Marlen Stolze, Aktivistin der Letzten Generation, nach Räumung von der Frankfurter Allee im Gespräch mit einem Polizisten. Im Hintergrund zerrt die Polizei andere Aktivist*innen von der Straße. Rechts hält jemand die Verfassung von Berlin und das Grundgesetz hoch. Berlin, 13.04.2024

Das folgende Bild zeigt die Räumung einer 86jährigen Aktivistin der Letzten Generation. Ein Polizist sagt zu ihr: „Wir werden ihnen nicht weh tun.“, worauf die Aktivistin ihn berührt und sagt: „Ich weiß, dass sie mir nicht wehtun werden.“

Zivilpolizisten im Gespräch mit der 86jährigen Aktivistin Jutta Heusinger. Polizist: „Wir werden Ihnen nicht wehtun.“ Jutta Heusinger: „Ich weiß, dass sie mir nicht wehtun werden.“ Während der Blockade Mollstraße/Prenzlauer Allee, Berlin, 19.09.2023

Die Polizisten haben sie dann zu zweit weggetragen. Das war nicht schwer.

Polizisten tragen die 86jährige Aktivistin Jutta Heusinger von der Straße. Während der Blockade Mollstraße/Prenzlauer Allee, Berlin, 19.09.2023

Diese Szene zeigt, dass alte Menschen ein Grundvertrauen in die staatlichen Organe haben können. Ich möchte in einem Land leben, in dem alle dieses Grundvertrauen haben. Ich möchte eine Polizei, die die Diebe fängt, die mir die Modelleisenbahn aus dem Keller geklaut haben, die die Diebe fängt, die unsere Fahrräder geklaut haben, die die Straßen absperren, wenn Jung und Alt demonstrieren. Eine Polizei, die für uns da ist.

„Da für Dich“. Ernst Hörmann, 72 Jahre, wird nach der Blockade der Autobahn A100 mit dem Aufstand der Letzten Generation abgeführt. Berlin, 29.06.22

Medien – die vierte Macht im Staat

Die Massenmedien sind die vierte Macht oder auch die vierte Gewalt im Staat. Ihre Aufgabe ist es, über die drei Staatsgewalten Legislative, Exekutive und Judikative zu berichten, und so Machtmissbrauch zu verhindern. Die Exekutive hat am 13.04. die Freiheit der Presse und anderer Medien massiv eingeschränkt und die Massenmedien haben nicht ausreichend berichtet. Ich bin Teil der Presse und habe meine Bilder zur Verfügung gestellt. Sie sind in der Bilddatenbank Picturemaxx verfügbar, aus der sich die Presse und auch das Fernsehen bedient, und werden auch über dpa-Kanäle vertrieben. Das Thema wurde nicht aufgegriffen, selbst die taz hat nur die Pressemitteilungen der Polizei zitiert. Drum tue ich in diesem offenen Brief etwas, was normalerweise nicht gemacht wird: Ich schreibe zu meinen Bildern. Normalerweise sind Text und Bild verschiedene Verantwortungsbereiche. Ich sehe es jedoch als meine Pflicht an, als meine Pflicht als Bürger dieses Landes und dieser Stadt, diesen Brief zu schreiben.

In was für einem Land wollen wir leben?

Ich kann in diesem Land nicht schlafen. Ich möchte in solch einem (Bundes-)Land nicht leben. Frau Spranger, ich bitte Sie inständig, als Fotograf, als besorgter Bürger, als potentieller Wähler, als Mitglied der Intelligenz dieses Landes: Es liegt in Ihrer Macht. Sie können beeinflussen, wie die Polizei handelt. Bitte geben Sie entsprechende Anweisungen und beenden Sie die Folter.

Viele Grüße

Stefan Müller

Nachtrag

Nachtrag 14.07.2024: Siehe Friedliche Proteste und adäquate Möglichkeiten für die Polizei zu bereits von der Berliner Polizei angewendeten Mitteln.

Quellen

AFP, 2024. Berlin: Polizei löst Protestaktion der Letzten Generation auf. 13.04.2024. (https://www.youtube.com/watch?v=Y0EtmMDugPo)

mdr Investigativ, 2023. Polizeigewalt gegen Klimaaktivisten? 21.04.2023. (https://www.instagram.com/reel/CrTZJ_yNqYq/)

t-online. 28.09.2023. “Letzte Generation” klagt an: Beamte greifen bei Protest ein – Videos sollen Polizei-Folter zeigen. (https://www.t-online.de/tv/nachrichten/panorama/id_100249998/video-letzte-generation-erhebt-vorwuerfe-polizei-folter-.html)

Speit, Andreas. 09.01.2024. Rechte Symbolik bei Bauernprotesten: Eiserne Kreuze und Grüne am Galgen. taz. Berlin. (https://taz.de/Rechte-Symbolik-bei-Bauernprotesten/!5982308)

Tunk, Carola. 22.04.2023. Letzte Generation: Wird hier ein Aktivist gefoltert oder nicht? Berliner Zeitung. Berlin. (https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/letzte-generation-wird-hier-ein-aktivist-gefoltert-oder-nicht-video-li.340732)

Gott & Teufel, Zeychen & Wunder: Just do it!

Ich habe am Sonnabend eine Farbattacke von Jugendlichen der Letzten Generation auf das Bundeskanzleramt fotografiert. Dabei bin ich in eine Farbpfütze getreten und hatte dann einen Schuh komplett mit Farbe voll.

Farbe am Schuh nach Tritt in eine Farbpfütze bei Dokumentation einer Farbattacke der Letzten Generation ging leicht ab. Berlin, 02.03.2024

Zuhause habe ich den Schuh mittels eine Bürste in einer Minute gereinigt.

Gereinigter Schuh nach Tritt in eine Farbpfütze bei Dokumentation einer Farbattacke der Letzten Generation. Berlin, 02.03.2024

Er war sicher weniger porös als das Brandenburger Tor.

Auf dem Weg zur Massenblockade am Nachmittag stellte ich fest, dass auch der andere Schuh einige wenige Farbspritzer abbekommen hatte. Und guckt mal, das ist doch das Firmenlogo von Nike. Ein Zufall?

Schuh mit einem Farbspritzer, der dem Firmenlogo von Nike gleicht. Berlin, 02.03.2024

Wer in Zeiten an Zufälle glaubt, in denen nach Demonstrationen von Millionen Menschen gegen Rechtsextremismus, plötzlich eine RAF-Rentnerin auftaucht, die schon jahrelang Bilder von sich auf Facebook postet und wo dann nach der dritten Durchsuchung ihrer Wohnung plötzlich eine Kalaschnikow, eine Pistole und eine Panzerfaust gefunden wird, der ist naiv. Wo hätten diese Gegenstände denn versteckt worden sein sollen? Die Eierhandgranate passt nicht in den Eierbecher, die Panzerfaust nicht in den Schirmständer und Spülkästen, in denen man die Pistole hätte verstecken können, gibt es nicht mehr. Das alles ist so unplausibel, das kann kein Zufall sein!

Aber was dann? Ein Zeichen? Von wem? Von Gott? Und was sollte es bedeuten? Just Do It? Und für wen war es? Für mich, für die Aktivist*innen? War ich mitgemeint? War es ein Fehler? Hatte sich Gott vertan? Wollte er eigentlich den Aktivist*innen einen Nachricht schicken und hatte meinen linken Schuh erwischt? Aber Gott fehlt nie, oder? Oder doch? Die Weltkriege? Die Konzentrationslager, die aktuellen Kriege in Israel und Gaza, Putins Krieg? Ach, was weiß ich, ich kenn‘ mich da nicht so aus. (Mit fehlen meinte ich Fehler machen, nicht blau machen. Ach, egal, im Endeffekt läuft das wohl auch auf Dasselbe hinaus.)

Ich hatte ja im letzten Jahr einen Gottesbeweis geführt. Und ich hatte nicht nur die Existenz Gottes bewiesen, ich hatte ihn sogar gesehen! Ich will Euch hier nicht mit den Details langweilen, das müsst Ihr im Blog-Post selbst noch mal nachlesen.

Polizisten halten drei Journalisten und einen Aktivisten der Letzten Generation zur Personalienfeststellung fest. Ich wurde dann auch festgehalten. Das entspricht nicht der Gesetzeslage und bedeutet eine Einschränkung der Pressefreiheit. Kanzleramt, Berlin, 21.02.2023

Also, dass Gott da irgendwo am Kanzleramt abhängt, war klar. Aber ich hatte ihn an der anderen, der linken Seite, gesehen. Vielleicht war hier – bei der Farbaktion, an der rechten Seite – gar nicht Gott am Werke sondern sein Gegenspieler: der Teufel.

Dafür spricht leider so Einiges: Einer der Polizisten kniete auf den Hälsen oder Köpfen all derjenigen, die er fesselte. Diese jammerten und schrien und weinten, wie man auch auf Videos sehen kann.

Polizei fesselt Aktivist*innen der Letzten Generation nach Farbattacke auf das Bundeskanzleramt mit Handschellen. Polizist kniet auf dem Kopf der Aktivistin. Im Vordergrund Die In. Berlin, 02.03.2024
Polizist kniet bei Fesselung einer Aktivistin der Letzten Generation mit Handschellen auf deren Gesicht. Nach Farbattacke auf das Bundeskanzleramt. Berlin, 02.03.2024
Polizist kniet auf Hals einer Aktivistin der Letzten Generation. Sie schreit und weint vor Schmerzen. Fesselung nach Farbattacke auf das Bundeskanzleramt mit Handschellen. Auf dem Schild des dahinterliegenden Jugendlichen steht: „You are killing us“. Berlin, 02.03.2024
Aktivistin der Letzten Generation mit Träne im Gesicht, weil Polizist auf ihrem Gesicht gekniet hatte. Polizist prüft, ob sie noch bei Bewusstsein ist. Nach Farbattacke auf Bundeskanzleramt, Berlin, 02.03.2024
Polizei fesselt Aktivist*innen der Letzten Generation nach Farbattacke auf das Bundeskanzleramt mit Handschellen. Im Hintergrund eine Frau, die vorher auch vom rechten Polizisten mit dem Knie auf dem Hals und Gesicht am Boden fixiert worden war. Berlin, 02.03.2024

So wie Gott damals versuchte auch er, die Pressefreiheit einzuschränken, aber sein Vorgesetzter wies ihn in die Schranken. Moment, jetzt wird es unübersichtlich, der Vorgesetzte vom Teufel? Wie geht das denn? Ach so: Bei Gott gibt es niemanden, der über ihm steht, aber der Teufel ist ganz unten, so dass alle über ihm stehen. Die Frage, wie das mit dem Gehorsam ist, lasse ich hier offen. Irgendwie war das mit dem Gottesbeweis damals einfacher. Beim Teufel ist es schwierig. Der Teufel steckt im Detail.

Vielleicht war es aber auch nicht der Teufel selbst sondern sein Auszubildender. Irgendwann fragte einer der umstehenden Polizisten, warum die denn alle gefesselt werden müssten. Das fragte ich mich auch. Die Antwort war: Um sie von weiteren Straftaten abzuhalten. (Die Wand war da schon überall mit Farbe bemalt und die Wand ist ohnehin nach der 573ten Farbattacke abwaschbar. Man hätte die Jugendlichen also ruhig noch ein bisschen machen lassen können.) Später fragte ich den Polizisten, der gefragt hatte, ob über 50 Polizist*innen zzgl. Zivilkräfte nicht ein bisschen viel für 16 Aktivist*innen seien und er meinte, dass das sein erster Einsatz sei und er das auch nicht wüsste. Also, vielleicht war es ja auch nicht der Teufel sondern er, der für die Verteilung der Zeychen verantwortlich war.

Zeychen & Wunder

„Wir lebten in Tagen von Zeychen & Wundern. Wo sind sie hin? Keiner sah sie gehn. […] Trotz alldem verbleiben noch 1 … 2 Sekunden. In denen wird vielleicht noch so ein Wunder geschehn.“ AG Geige: Zeychen und Wunder, 1988.

Wir konnten damals lesen. Sogar zwischen den Zeilen. Heute braucht man den Platz zwischen den Zeilen nicht mehr, denn es gibt genug Papier. Aber es liest niemand mehr.

Gerichtsverfahren gegen den Pilger

Letzte Woche war ich mit meiner Kollegin, der Video-Journalistin Saskia Meyer, zum Gerichtsverfahren gegen einen Video-Journalisten, der unter dem Namen Der Pilger bekannt ist. Er hat einen Youtube-Kanal mit 5640 Followern und ich trage ihn seit letztem Jahr am Herzen. Zusammen mit zwei Polizisten. Das kommt daher, weil er mit auf meiner Visitenkarte ist.

Rebell von Extinction Rebellion wird bei Auflösung der Blockade des Landwirtschaftsministeriums weggetragen. Er hat einen Beutel von der Partei Die PARTEI mit der Aufschrift: „Tragbare Politik“, Berlin Wilhelmstraße, 19.08.21

Der Pilger war angeklagt, weil er eine Aktion der Letzten Generation geleitet haben soll. Als ich davon gehört habe, habe ich mich sehr gewundert. Der Pilger hat kein Abitur und soll jetzt einer Truppe von links-grün versifften Student*innen Kommandos geben? Konnte ich mir nicht vorstellen. (Das mit den Student*innen ist ein Klischee. Es ist falsch. Die LG ist die heterogenste Klimagruppe, die ich kenne. Es gibt Menschen aller Altersklassen, aus ganz verschiedenen sozialen Schichten und mit sehr verschiedenen Berufen.)

Der Staatsanwalt verliest die Anklage. Der Pilger soll gesagt haben: „Nicht erst die Platten, mach erst die Wand.“. Die Zeugen werden aufgerufen. Die ersten drei Zeugen sind Polizisten der Berliner Polizei. Sie berichten davon, dass es einen Zeugen gab, dass sie damit beschäftigt waren, das Video des Zeugen auf den Polizei-Computer zu überspielen. Die Polizei fuhr in Mannschaftswagen in der Gegend herum, um eventuell auftauchende Aktivist*innen der Letzten Generation stellen zu können. Letztendlich gelang das nicht und die Letzte Generation hat angefangen Gehwegplatten herauszuhebeln, um da Öl-Pipelines zu verlegen, und die Wand mit schwarzer Farbe, die Öl symbolisieren sollte, zu beschmieren. Die Bundespolizei, die die Gebäude der Bundesregierung schützt, war schnell zur Stelle und hat alles unterbunden. Es wurden jedoch keine Bundespolizist*innen als Zeugen vor Gericht geladen.

Die Aktion ist in einem Video von Spiegel-TV dokumentiert.

Der Anwalt beantragt, dass das Video von Spiegel-TV angesehen wird.

Der vierte Zeuge ist ein Rentner aus Magdeburg, der mit dem 9€-Ticket nach Berlin gefahren ist und zufällig vor dem Bundeskanzleramt war, als die Letzte Generation loslief. Der Richter weist ihn darauf hin, dass man vor Gericht die Wahrheit sagen muss. Der Zeuge behauptet, dass der Pilger gesagt hat „Nicht den Spaten, erst die Wand.“. Der Pilger soll die Aktivist*innen angewiesen haben, da oder dorthin zu gehen. Mit Gesten und über Telefon.

Mich hat das sehr gewundert. Bei den meisten Aktionen, die ich fotografiert habe, war der Pilger auch dabei. Er stand da mit seinem Handy und hat gefilmt. Ab und zu hat er etwas in seinen Bart gemurmelt, aber sonst nichts. Aber ich dachte: Das sieht jetzt wirklich schlecht für ihn aus. Der Zeuge belastet ihn stark.

Der Richter fragte, ob der Zeuge sich sicher sei, dass der Angeklagte die Person sei, die er gesehen habe. Ja, ja. Die Haare und so. Was hatte der Angeklagte denn damals an? Na so wie jetzt so. Und einen Parka. Was hatte der Angeklagte für eine Kamera? Na, so mit Teleskopobjektiv.

Der Richter entlässt den Zeugen und sagt, dass der zu ihm kommen solle, damit der Richter das Kostenerstattungsformular für die Anreise unterschreiben kann. Der Zeuge versteht erst nach dem dritten Anlauf, was der Richter von ihm will bzw. für ihn tun will.

Dann gibt es eine Befragung des Angeklagten durch den Staatsanwalt. Er stellt erstaunliche Fragen. Zum Beispiel: Fotografieren sie öfter Menschen, die Straftaten begehen? „Ehm. Ja.“, denke ich, „Das ist die Aufgabe der Presse. dpa, reuters, ap, Funke, Ostkreuz schicken Fotograf*innen.“ Die kleine Agentur, für die ich arbeite, leitet meine Bilder auch an dpa und ddp weiter. Hat der Staatsanwalt noch nie einen Fernsehbeitrag über Tierschützer in Schweinemastställen gesehen? Eine Doku über Greenpeace? Wo kommen die Bilder her? Wer macht das? Das sind normalerweise Profi-Fotograf*innen und Kammeramänner oder -frauen. Spiegel TV war bei der Besetzung des Hauses des Wirtschaftsrates im Haus mit den Aktivist*innen unterwegs. Und Moment: Das Video von Spiegel-TV hatte er doch gerade gesehen. Er fragte, warum er denn so nah rangegangen sei. Mir fiel spontan dazu der Kriegsfotograf Robert Cappa ein: „If your pictures are not good enough, you are not close enough!“. Der Pilger geht immer nah ran. Ich weiß das, weil er mir immer im Weg steht. Man kann keine Übersichtsbilder machen. Der Pilger ist auf allen Bildern drauf. Sogar auf meiner Visitenkarte. Er ist immer nah dran, denn er hat kein „Teleskop-Objektiv“ oder Tele-Objektiv, wie wir Fotograf*innen und Kamerafrauen sagen, sondern nur ein extremes Weitwinkel-Objektiv. Außerdem hatte der Staatsanwalt gerade das Video von Spiegel-TV gesehen, die auch nah dran waren:

Der Staatsanwalt fragte, woher der Pilger denn von den Aktionen wüsste. Der Pilger antwortete, dass die Presse vorher informiert würde. Das ist richtig und ganz normal. Man konnte das sogar schon im Fernsehen sehen. Der NDR hat darüber berichtet.

Bericht vom NDR über die Medienstrategie der Letzten Generation. Das Titelbild und noch ein weiteres Standbild im Beitrag ist von mir.

Im Beitrag ist zu sehen, wie das abläuft. Zum Beispiel bei der Luftballon-Aktion am BER haben die Journalist*innen in Parkhäusern gewartet. Nach Anruf oder SMS sind sie dann zum Aktionsort gekommen. Im Filmbeitrag sieht man auch den reuters-Fotografen und mich. Pro 7 war, glaube ich, auch noch vor Ort. Normaler Presse-Alltag.

Der Richter stellt Fragen, wie lange der Pilger gefilmt hat. Ob er durchgehend gefilmt habe. Der Pilger gibt an, dass er in der polizeilichen Maßnahme, also kurz nach dem Einschreiten der Berliner Polizei, nicht mehr gefilmt habe. Sein Anwalt beantragt, das Video vom Handy des Angeklagten zu sehen. Das Handy war von der Polizei beschlagnahmt worden. Der Richter weist das zurück und sagt, er habe jetzt die Evidenz, die er zur Einschätzung des Falles bräuchte. Ich dachte: Oh, jetzt werde ich Zeuge eines Fehlurteils! Auf der Zuschauerbank gibt es Volksgemurmel, weil die Zuschauer das vorliegende Missverständnis erkannt haben. Der Richter bringt das Volk energisch zum Verstummen. Der Pilger hatte gesagt, dass er die gesamte Aktion von Beginn an gefilmt hatte, weshalb er natürlich auch keine Anweisung per Telefon hätte geben können, und auch sonst müssten Anweisungen von ihm ja auf dem Video zu hören sein. Der Anwalt weist noch einmal nachdrücklich darauf hin, dass das Video ein wichtiges Entlastungsdokument ist. Es kann alle Zeugenaussagen sofort entkräften.

Der Pilger wird gebeten, das Video zu entsperren, und Staatsanwalt, Richter, Pilger und Anwalt schauen das Video an. Der Pilger hat die Aktion von Anbeginn bis zum Eintreffen der Berliner Polizei gefilmt. Er hat keine Anweisungen gegeben. Der Zeuge hat nicht die Wahrheit gesagt. Case closed.

Der Staatsanwalt hält sein Plädoyer. Er stellt fest, dass sich herausgestellt hat, dass der Schaden nicht so groß war, wie angenommen. Bestimmte Straftatbestände seien nicht erfüllt, aber dennoch finde er, dass das beantragte Strafmaß zu niedrig sei und er deshalb eine höhere Strafe von 70 (check) Tagessätzen a 15€ beantrage. Mir blieb der Mund offen stehen. Hatten sie nicht gerade das Video gesehen, aus dem hervorging, dass der Pilger die ganze Zeit gefilmt hatte und zwar ohne etwas zu sagen? Gab es nicht dieses Spiegel-TV-Video, in dem man sehen konnte, wer per Telefon das Signal zum Start gegeben hatte? Was war denn hier los? Und was würde jetzt passieren?

Dem Anwalt ging es genau so. Er sagte recht deutlich, dass er in diesem Verfahren schon mehrfach geglaubt hatte, im falschen Film zu sein. Hätte die Polizei das Handy sofort ausgewertet, hätte es den Strafbefehl und das sich daraus ergebende Verfahren gar nicht geben müssen. Die Polizei hatte das Handy nicht ausgewertet und aufgrund eines Missverständnisses hätte auch fast der Richter das Video nicht gesehen.

Urteilsverkündung: Der Richter wartete, bis wir uns erhoben hatten, und verkündete dann den Freispruch. In der Urteilsbegründung erklärte er, dass, wenn Aussage gegen Aussage steht, besondere Anforderungen an die Glaubwürdigkeit des Zeugen bestehen würden. Die Beschreibung der Kleidung des Angeklagten war nicht sicher. Die Polizeizeugen hatten berichtet, dass die Aktivist*innen sich haben wegtragen lassen. Die letzten seien aber wegen der großen Hitze dann von selbst in den Schatten gegangen. (Man kann ja auch auf dem Spiegel-Video sehen, dass alle leicht bekleidet waren.) Ein Parka hätte da nicht gepasst. Handy statt Kamera mit Teleskop-Objektiv. Auch die Aussage, die der Pilger laut Zeuge gemacht haben sollte, passte nicht zu dem, was in der Anklage stand (Erst die Wand, …). Der Richter machte dem Zeugen keinen Vorwurf. Er meinte, das könne schon mal passieren, wenn man in die große Stadt käme und total überwältigt sei. Ich lächelte in mich hinein. Letztendlich zeige das Video des Angeklagten aber auch, dass dieser unschuldig sei.

Gottesbeweis

Twitter ist unerträglich geworden. Also noch unerträglicher. Also so, dass man es nicht mehr ertragen kann und gehen muss. Ich habe beschlossen einige der langen Threads für die Nachwelt zu erhalten. Hier der . Hashtags lasse ich drin, die Threadzahlen habe ich entfernt. Der ursprüngliche Tweet ist vom 21.02.2023

Wow! Ich habe #Gott gesehen. Aber der Reihe nach. Ich habe dieses Bild gemacht und wurde dadurch zum Gegenstand einer polizeilichen Maßnahme. Die Polizei hat mich über 20 Minuten festgehalten und an meiner Arbeit gehindert. #Pressefreiheit So wie andere Journalisten auch.

Polizisten halten drei Journalisten und einen Aktivisten der Letzten Generation zur Personalienfeststellung fest. Ich wurde dann auch festgehalten. Das entspricht nicht der Gesetzeslage und bedeutet eine Einschränkung der Pressefreiheit. Kanzleramt, Berlin, 21.02.2023

Das Bild zeigt einen Aktivisten der #LetzteGeneration neben der am besten bewachten Wand in Deutschland: der Wand am Kanzleramt. Es ist völlig legitim, dieses Bild zu machen. Nicht nur für Menschen mit Presseausweis. Die Polizei hatte da schon mehrere Journalisten gekesselt und war gerade dabei, deren Personalien festzustellen. Das ist ein massiver Eingriff in die #Pressefreiheit und nicht zulässig. Ein Polizist schickte mich auch in den Kessel und wollte meine Personalien aufnehmen. Ich habe ihm gesagt, dass ich hier fotografieren könne und ich mit seinem Vorgesetzten sprechen möchte. Er: Ich bin der Vorgesetzte. Ich: Ich möchte mit Ihrem Vorgesetzten sprechen. Er: Ich bin mein Vorgesetzter. Die einzige Möglichkeit, wie diese Aussage wahr sein kann, ist, dass er #Gott ist. Ich habe hiermit also bewiesen, dass es Gott gibt. Ich habe ihn sogar selbst gesehen! #Gottesbeweis #Logik Und obwohl er nicht nett zu mir war, bin ich ab heute katholisch und verabschiede mich jetzt in den #Karneval.

Ein Journalist war von dpa und dpa wird wohl auch eine diesbezügliche Pressemitteilung machen. Es schockiert mich, dass die Polizist*innen nicht über die rechtliche Lage Bescheid wissen. Da ist dringend Weiterbildung nötig. Übrigens war auch eine Polizistin da, die die Lage richtig beurteilt hat. Aber sie war nicht Gott. Letztendlich war aber Jörg Reichel von #Verdi wieder mal die Rettung, und hat bei den entsprechenden Stellen angerufen, so dass das insgesamt nicht so lange gedauert hat. Danke!

Das hier ist die am zweitbesten bewachte Wand in Deutschland (die rechte vom #Kanzleramt). Hier hat es der Aktivist geschafft ein #Herzchen ans #Kanzleramt zu malen. Dauert halt ein paar Sekunden, bis man aus dem Auto raus ist. #LetzteGeneration

Julian Huber von der Letzten Generation vor den Kipppunkten sprüht direkt neben dem Polizeiauto ein Herz der Letzten Generation an die Wand des Kanzleramts. Berlin, 21.02.2023

Wenn man sich zu so gesellschaftliche relevanten Themen positioniert und glaubt einen #Gottesbeweis gefunden zu haben, dann muss man sehr, sehr vorsichtig sein. Die Materie ist nicht einfach und vielleicht gibt es irgendwo einen Denkfehler oder irgendetwas, was man übersehen hat. Ich hatte zwar in mathematischer Logik im Studium eine 1 und habe Logik auch oft unterrichtet, aber man weiß ja nie. Ich habe also bzgl. Gott noch einmal eine zweite Meinung eingeholt. Mein Bekannter meinte, der Chef des Polizisten, der sein eigener Vorgesetzter sei, wäre Scholz. (So auch @IlaiAnton in den Kommentaren). Das hat mich kurz verunsichert. Aber 1) hätte Scholz keinen weltlichen Chef, da der Bundeskanzler nicht dem Bundeskanzler unterstellt ist, und zweitens ist Gott der Chef von Scholz. Natürlich! Ich habe dann gleich noch mal nachgeguckt, wie Scholz seinen Amtseid geleistet hat, aber er hat nicht „So wahr mir Gott helfe!“ gesagt. Letztendlich ist das aber völlig irrelevant, ob Scholz an Gott glaubt oder nicht. Die Hindus, Muslime usw. glauben ja auch nicht an unseren Gott. Ich habe dann auch gleich noch einen Beitrag von meinen neuen katholischen Freunden gefunden:

Und die wissen, ohne Gottes Hilfe geht gar nichts!

Corona, Klimawandel, geht alles nur mit Gott. Mir wird jetzt einiges klar! 1) Gott hat Scholz die #FDP geschickt. Oder war es der Teufel? 2) Und ich bin heute morgen abgelenkt worden, so dass ich das Hauptmotiv verpasst habe. Wäre ich heute morgen schon katholisch gewesen, dann wäre das sicher nicht passiert. Mein Bekannter hat mir dann auch noch erzählt, dass seine Partnerin heute (!!!) aus der Kirche ausgetreten ist. Aus der katholischen. Hab ich mir nicht ausgedacht. Ich schwöre!

Kannste Dir nicht ausdenken! Nach weiterem intensiven Nachdenken habe ich eine Stelle gefunden, an der mein Gottesbeweis evtl. problematisch ist. Es könnte sein, dass die Aussage des Polizisten „Ich bin mein Vorgesetzter.“ falsch war. Das würde aber bedeuten, dass es Polizisten gibt, die nicht die Wahrheit sagen. Das ist aber ausgeschlossen, denn Polizist*innen sagen immer die Wahrheit. Sie sind verbeamtet und schwören auch, ihre Amtspflichten gewissenhaft zu erfüllen. Eventuell hat Gott, also der Beamte, aber bei seiner Verbeamtung auf Gottes Hilfe verzichtet, so dass ihm heute ein Fehler unterlaufen ist. Eine große Gefahr bei Gottesbeweisen ist übrigens, dass sie zirkulär werden. Aber meiner ist ja recht einfach.

Vielleicht könnte auch @TheTweetOfGod mal kurz bestätigen, dass er heute am Kanzleramt war. Kann Gott Deutsch? Ist #Gott auch auf #Mastodon? Hat er noch Zugang zum API? Jetzt mache ich erst mal Mittagsschlaf. Als Katholik darf ich das ja.

Mein Gott! Ich wollte gerade sagen, so schnell könnt Ihr das gar nicht lesen, wie das geliket wurde:

Tweet mit 36 likes nach 26 Sekunden.

Aber Twitter ist halt Betrug:

Die Likes stammten von Bots.

Die Katholiken oder Gott sollten noch mal darüber nachdenken, wie sie ihre Bots programmieren. Denn in diesem tweet ging es um Kirchenaustritte. Da sind Likes wohl unangebracht.

Tweet über Kirchenaustritte mit 25 Likes von Bots.

Also eigentlich ging es wohl um diese Aktion, das Herzchen war nur die Ablenkung.

Aktivisten der Letzten Generation haben vor dem Bundeskanzleramt einen Baum gefällt: Die Bundesregierung sägt den Ast ab, auf dem wir sitzen. Links Lina Schinköthe, rechts Franz Winter, Im Hintergrund sieht man das Polizeiauto, das die Wand vom Kanzleramt bewacht und klein einen weiteren Aktivisten, der die Wand zur Ablenkung besprüht hat. Berlin, 21.02.2023

Hat mich auch abgelenkt. In der Pressemitteilung der #LetzteGeneration steht dazu: „Dort, im Machtzentrum Deutschlands, fällten sie heute einen Baum mit einer Handsäge. Der tote Stumpf vor der Haustüre des Kanzlers stehen dort nun als Mahnmal für das, was eigentlich längst offenkundig ist, aber trotzdem jeden Tag wie ganz selbstverständlich geschieht: „Die Bundesregierung treibt ganz aktiv die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen weiter voran. Sie sägt an dem Ast, auf dem wir alle sitzen.”“ Hier das ganze Album: https://www.flickr.com/photos/stefan-mueller-climate/albums/72177720306165190

So: Ich trolle jetzt meine eigenen Tweets! Liebe #LetzteGeneration, es heißt Haustür und nicht Haustüre. Türe steht im Duden als „landschaftlich“. Ja, ich weiß, auch die Aufzüge in Berlin sagen „Türe“. Die kommen auch aus Landschaften ….

Also das ist ja wirklich vertrackt! Ich habe mit meinem Sohn über #Gott und meinen #Gottesbeweis gesprochen und er hat mich darauf hingewiesen, dass ich in die #Hölle komme, denn ich habe ja ein Abbild Gottes geschaffen und das ist verboten. Das Fatale an der Sache: Gott, also der Polizeibeamte, hatte Recht: Ihn abzubilden war verboten. Aber wie hätte ich das denn wissen können? Er sah halt aus wie ein normaler Polizist. Und muss man für die Höllenvorbereitung die Personalien aufnehmen? Und geht das nicht eigentlich schneller als ’ne Stunde? Und wenn ich beichte? Komme ich dann trotzdem noch in die Hölle? Mein Sohn meinte, ich solle auf alle Fälle noch was spenden. Ich bedauere es wirklich sehr, dass ich im Gegensatz zu meinen Kindern kein #Religionsunterricht hatte. Ich werde versuchen, das an der #Volkshochschule nachzuholen. Bieten die überhaupt so was an?

Und leider ist bei diesem ganzen Durcheinander ganz unter den Tisch gefallen, wer auf dem Bild bei 23 ist. Das sind Lisa Schinköthe und Franz Winter. Aber sie mögen es mir verzeihen, #Gott sieht man ja schließlich nicht jeden Tag, die #LetzteGeneration dagegen schon.

Nachgedanke: Wie ist das mit #Datenschutz? Wenn #Gott, also die Polizei, Listen mit Personen führt, die in die Hölle kommen, was passiert dann bei einem Datenleck? #Scheuer, #Dobrindt, #Wissing, #Lindner? Würde die noch jemand wählen, wenn klar ist, dass die in die #Hölle kommen?

Kommentare auf Twitter

Leider gehen der Welt auch die lustigen Kommentare verloren, wenn ich meinen Account lösche:

Nutzerkommentar zu meinem Thread: Du hast Gott nicht gesehen! Warum lügst Du?

Nachtrag

Seit dieser Zeit hat sich viel getan. Ich war nur sehr kurz katholisch, war aber viel in Kirchen unterwegs. Viele evangelische Kirchen unterstützen die Letzte Generation, in dem sie die Kirchen für Veranstaltungen zur Verfügung stellen oder sogar auch durch Beteiligung an Protestmärschen.

Diskussionsrunde mit Angehörigen der Letzten Generation in der Gethsemanekirche, Berlin, 30.04.2023

Ich bin neuerdings auch großer Papst-Fan geworden, denn mit Laudate Deum hat er ein Dokument zur Klimakrise verfasst, in dem wirklich alles drin ist. Eine Diskussion der individuellen Verantwortung und des Versagens unserer Staatengemeinschaft.