Zu unserem CO2-Restbudget: Car is over

(Update 25.03.2024 Update vom Sachverständigenrat für Umweltfragen: CO2-Budget ist aufgebraucht (SRU 2024). Es gibt eine schöne Visualisierung vom klimadashboard.

Update 26.06.2022 Inzwischen hat der Sachverständigenrat für Umweltfragen, der die Bundesregierung berät, eine Berechnung des Restbudgets veröffentlicht (SRU, 2022). Die Wissenschaftler*innen haben ein noch kleineres Budget als ich berechnet. Es verbleiben 2Gt für das 1,5°-Ziel bei 67% (S. 7). Ich hatte 2,3Gt bei 83%. Sie haben also weniger und die Wahrscheinlichkeit, dass das 1,5°-Ziel erreicht wird, ist auch noch geringer. Das liegt daran, dass der SRU die Verteilung auf die Bevölkerung ab 2016, dem Zeitpunkt des Pariser Abkommens, gerechnet hat, wohingegen ich von einer gleichmäßigen Verteilung Pro-Kopf ab jetzt ausgegangen bin.)

Neulich war ich mit jemand (TM) im Tiergarten spazieren. Wir haben uns über Klimafragen unterhalten. Ein Punkt war der neue IPCC-Bericht und das verbleibende CO2-Budget für das Erreichen des 1,5°-Ziels. Der IPCC-Bericht wird von führenden Wissenschaftler*innen als Zusammenfassung von Fachartikeln zusammengestellt. Das geschah mit Fachartikeln von 2020 im Jahre 2021. Der Bericht wurde 2022 übersetzt und dann im März und April der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Fast alle politischen Parteien waren sich vor der Wahl einig, dass sie das 1,5°-Ziel anstreben. Die folgende Tabelle zeigt, welches Rest-Budget an CO2-Ausstoß wir 2020 hatten, wenn wir bestimmte Temperatursteigerungen mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit erreichen wollen. Die erste Zeile zeigt das 1,5°-Ziel mit Wahrscheinlichkeit von 17%, 33%, 50%, 67%, 83%.

Tabelle mit den verbleibenden CO2-Mengen und den entsprechenden Temperatursteigerungen und Wahrscheinlichkeiten. Quelle: IPCC, 2021. 6. IPCC-Sachstandsbericht. S. 32

Klimaentwicklungen sind komplex. Mit dem Klima ist es wie mit dem Wetter. Je nach Wetterlage kann man nicht voraussagen, ob es morgen regnet oder nicht. Aber man kann es mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit vorhersagen. So ist das mit den Klimaentwicklungen auch. Wenn wir von 2020 ausgehend 650 Gt CO2 ausstoßen, erreichen wir das 1,5°-Ziel mit 33% Wahrscheinlichkeit. Das bedeutet, dass in einem von drei Fällen das von uns Erwartete eintritt. Wir haben das alle in der Schule mit Würfeln gelernt. Also: klappt, Mist, Mist, klappt, Mist, Mist. Bei 50% wäre es klappt, Mist, klappt, Mist und bei 67% dann klappt, klappt, Mist, klappt, klappt, Mist. Jemand hat das auf einer Veranstaltung mal mit abstürzenden Flugzeugen verglichen. Eins von dreien stürzt ab. Das ist nicht ganz korrekt, denn über 1,5° kann alles Mögliche sein. 1,52° ist auch ein Verfehlen des 1,5°-Ziels. Was in dem restlichen Drittel passiert, ist wieder mit Wahrscheinlichkeiten behaftet. Die Details kenne ich nicht, weil ich kein Fachwissenschaflter bin, aber mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit werden wir in einer 2°-Welt landen, mit einer anderen Wahrscheinlichkeit in einer 3°-Welt und so weiter. Alle diese Wahrscheinlichkeiten zusammen für den Bereich über 1,5° ergeben 33%. Klar ist: Dort wollen wir nicht hin. Es ist jetzt schon schlimm genug (zu einer Sammlung von Katastrophenberichten aus den Medien). Also müssen wir die Wahrscheinlichkeit, dass wir dorthin gelangen, so tief wie möglich drücken. Die Tabelle zeigt uns noch den Fall für ein Erreichen des 1,5°-Ziels mit 83% Wahrscheinlichkeit. Das wäre: klappt, klappt, klappt, klappt, Mist. Geht schon, oder? Jedenfalls besser als 1 von 3 (67%), denn auch die Wahrscheinlichkeiten im Mist-Bereich verschieben sich ja zu unseren Gunsten, wenn wir weniger CO2 ausstoßen. Wenn wir 83% Sicherheit wollen, müssen wir mit 300Gt verbleibendem CO2-Ausstoß 2020 rechnen. Inzwischen hat die Menschheit aber leider weiter CO2 ausgestoßen. 2020 waren das 34.807 Mio Tonnen (Quelle: Statista). 2021 haben wir wieder annähernd das Niveau von 2019 erreicht (Quelle: Deutschlandfunk) also 36.702 Mio Tonnen. Zusammen sind das für 2020 und 2021 also ca. 70 Gt. Das heißt, dass uns für das Erreichen des 1,5°-Ziels mit 83% Wahrscheinlichkeit noch 300–70 = 230 Gt bleiben. Für die gesamte Menschheit. Wir können jetzt überlegen, wie wir dieses Restbudget aufteilen. Man könnte einfach gucken, wer seit Beginn der Industrialisierung wie viel ausgestoßen hat und die Mengen gerecht aufteilen. Wenn wir das machen, … Oh. Geht nicht, denn dann haben wir nichts mehr übrig.

Länder dargestellt nach CO2-Ausstoß anstatt ihrer wirklichen Größe. Quelle: The Carbon Map, 13.05.2022.

Update: 26.06.2022: Nun könnte man sagen, dass wir ja nichts dafür können, denn zu Beginn der Industrialisierung konnte niemand ahnen, was für katastrophale Folgen das Verwenden von Dampfmaschinen, Stahl und Zement haben würde. Aber selbst das kann uns nicht entlasten, denn wenn wir den Ausstoß ab der Veröffentlichung des ersten Sachstandsberichts des IPCC 1990 zugrundelegen, wäre unser Budget für 1,5° bereits aufgebraucht. Das 2°-Budget bei 50%iger Wahrscheinlichkeit der Zielerreichung voraussichtlich Anfang 2023. (SRU, 2022: 10)

Dann versuchen wir mal das Zweitbeste: Wir nehmen das, was noch übrig ist, und teilen das durch die Anzahl der Menschen, die auf dieser Welt leben. Da die Deutschen 1% der Weltbevölkerung sind, haben wir 1% von 230 Gt = 2,3 Gt. Eine frühere Umweltministerin hat mal gesagt: „Unter den ganzen Tonnen kann sich doch niemand etwas vorstellen.“ Drum brechen wir das noch weiter runter. In diesem Land leben 83 Mio Menschen (Quelle: Wikipedia). 2,3 t * 10^9 / 83 * 10^6 = 27,7 t pro Person.1

An dieser Stelle sollten wir jetzt nachdenklich werden. Extinction Rebellion hat in Berlin die Brücke vor dem ARD-Hauptstadtstudio besetzt und das so zusammengefasst:

Brückendekoration während einer Blockade von Extinction Rebellion: We are fucked, Berlin, 05.03.2022, Bild: Stefan Müller, CC-BY

Der durchschnittliche Jahresausstoß einer Person in Deutschland beträgt 10,78t. Das heißt, wir haben in drei Jahren alles aufgebraucht.2 Alles alle! Oh.

Die Ergebnisse des Sachverständigenrates für Umweltfragen sind noch viel schlimmer, denn, da sie von 2016 an rechnen, kommen sie auf 2Gt bei nur 67% Wahrscheinlichkeit des Erreichens des 1,5°-Ziels. Das wären dann 24 t pro Person.

Durchschnittlicher deutscher CO2-Ausstoß laut Umweltbundesamt, 2022

Mein Gesprächspartner hat nun auf eine interessante Tatsache hingewiesen: Wenn man heute ein Auto mit Verbrennungsmotor kauft, dann wird dieses in der Zeit, in der Autos in Deutschland zugelassen sind (10,1 Jahre; Kraftfahrt-Bundesamt, 2022: 7), so viel CO2 ausstoßen, dass das Restbudget der jeweiligen Person aufgebraucht ist. Laut Atmosfair stößt ein Mittelklassewagen, der 12.000km im Jahr fährt, 2t aus. SUVs haben einen entsprechend größeren Ausstoß. Es folgt, dass eigentlich kein einziges Verbrenner-Auto mehr zugelassen werden dürfte. Ich höre Euch sagen: „Tja, ok, überzeugt. Ich kaufe mir ein Elektroauto und fahre nur noch mit Ökostrom.“ Aber nee. Pustekuchen. Ein 100% elektrischer Kleinwagen braucht nur für die Herstellung bereits bis 11t CO2 unseres Restbudgets (Der Verbrenner hat natürlich auch einen CO2-Impact in der Herstellung! Das hatten ich bisher der Pointe wegen ignoriert. Bei Verbrennern sind es: Kleinwagen: bis 4 Tonnen CO2, Mittelklassewagen: bis 8 Tonnen CO2, Mittelklassewagen Hybrid: bis 12 Tonnen, CO2 Luxus-SUV: bis 25 Tonnen CO2. Quelle: Carbon connect, 2020)

Die Gesamtschlussfolgerung ist, dass Autos keine Lösung für den Individualverkehr sind. Zur Zeit mag es auf dem Land ohne Auto schwierig sein, aber dieses Problem muss schnellstmöglich politisch gelöst werden. Ein Weiter-so ist schlicht unmöglich, wenn wir weiter leben wollen. Car is over!

Familie bei Fridays For Future Demonstration am Brandenburger Tor in Berlin, 20.09.2019, Bild: Stefan Müller CC-BY

Zusammenfassung

Runtergebrochen auf eine Person verbleiben noch 27,7t CO2. Das sind laut atmosfair weniger als 14 Jahre Auto fahren, wenn 12.000 km pro Jahr mit einem Mittelklasse-Verbrenner gefahren werden (ohne Herstellung des Autos). Oder weniger als 6 Flüge nach LA und zurück (je 5,095t) bzw. weniger als drei Flüge nach Sydney Economy Class (10,683 t). Business Class (20t) oder First Class (26,7t) könnt Ihr nur einmal machen. Bei vielen anderen Arten des Konsums spielt der Energiemix eine Rolle. Das ist bei Verbrenner-Auto und Flugzeug nicht der Fall, weil da klar ist, dass fossile Brennstoffe verbrannt werden. Deshalb sind wirklich individuelle Entscheidungen hier maßgeblich. Vielleicht sollte man sich diese Dinge dann einfach verkneifen. Wenigsten ab und zu. Bitte!

Nachtrag

Ich danke Hartmut Ehler, der mich auf folgenden Rede von Greta Thunberg hingewiesen hat:

Rede von Greta Thunberg vor der Französischen Nationalversammlung 23.07.2019

Dort hat sie gesagt:

Once you realize how painfully small the size of our remaining carbon dioxide budget is, once you realize how fast it is disappearing, once you realize that basically nothing is being done about it and once you realize that almost no one is even aware of the fact that carbon dioxide budgets even exists, then tell me what exactly do you do? And how do we do it without sounding alarmist? That is the question we must ask ourselves, and the people in power.

Das war vor drei Jahren und das Gesamtbudget ist noch viel kleiner geworden seitdem. Ich hoffe, dass inzwischen mehr Menschen wissen, dass es diese Budgets gibt und dass ich mit meinem Beitrag verständlich machen konnte, wie klein es inzwischen ist und was das für jede/jeden Einzelnen bedeutet.

Danksagungen

Ich danke Dr. Cornelia Huth von Scientist Rebellion für Denkanstöße und Hilfe mit den Zahlen und Quellen und Jemand (TM) für die Sache mit dem persönlichen Restbudget und dem CO2-Ausstoß von Autos.

Quellen

carbon-connect AG. 2020. Der CO2-Fussabdruck eines neuen Autos: Elektro versus Verbrennungsmotor: die nicht ganz einfache Klimabilanz. Volketswil. https://www.carbon-connect.ch/de/co2-emissionen-autoproduktion/.

IPCC, 2021. Zusammenfassung für die politische Entscheidungsfindung. In Beitrag von Arbeitsgruppe I zum Sechsten Sachstandsbericht des Zwischenstaatlichen Ausschusses für Klimaänderungen [Masson-Delmotte, V., P. Zhai, A. Pirani, S.L. Connors, C. Péan, S. Berger, N. Caud, Y. Chen, L. Goldfarb, M.I. Gomis, M. Huang, K. Leitzell, E. Lonnoy, J.B.R. Matthews, T.K. Maycock, T. Waterfield, O. Yelekçi, R. Yu, and B. Zhou (eds.)] (ed.), Naturwissenschaftliche Grundlagen. https://www.de-ipcc.de/media/content/AR6-WGI-SPM_deutsch_barrierefrei.pdf.

Kraftfahrt-Bundesamt. 2022. Fahrzeugzulassungen (FZ) Bestand an Kraftfahrzeugen und Kraftfahrzeuganhängern nach Fahrzeugalter 1. Januar 2022. Flensburg: Kraftfahrzeugbundesamt. https://www.kba.de/SharedDocs/Downloads/DE/Statistik/Fahrzeuge/FZ15/fz15_2022.pdf?__blob=publicationFile&v=5.

Sachverständigenrat für Umweltfragen. 2020. Für eine entschlossene Umweltpolitik in Deutschland und Europa (Umweltgutachten). (https://www.umweltrat.de/SharedDocs/Downloads/DE/01_Umweltgutachten/2016_2020/2020_Umweltgutachten_Entschlossene_Umweltpolitik.html)

Sachverständigenrat für Umweltfragen. 2022. Wie viel CO2 darf Deutschland maximal noch ausstoßen? Fragen und Antworten zum CO2-Budget. Berlin: Sachverständigenrat für Umweltfragen. (https://www.umweltrat.de/SharedDocs/Downloads/DE/04_Stellungnahmen/2020_2024/2022_06_fragen_und_antworten_zum_co2_budget.html)

Sachverständigenrat für Umweltfragen. 2024. Wo stehen wir beim CO2-Budget? Eine Aktualisierung. Berlin: Sachverständigenrat für Umweltfragen. (https://www.umweltrat.de/SharedDocs/Downloads/DE/04_Stellungnahmen/2020_2024/2024_03_CO2_Budget.pdf?__blob=publicationFile&v=8)

Schwarz, Susanne. 2022. Budget für Deutschland: Nur noch wenige Gigatonnen CO2. taz. 15.06.2022 Berlin: Sachverständigenrat für Umweltfragen. (https://taz.de/Budget-fuer-Deutschland/!5858119/)

Die Klimabewegung: Menschen, Bürger*innen, Aktivist*innen (im Entstehen)

Auf Demos und im Netz hört man/liest man mitunter merkwürdige Kommentare wie „Geht doch mal arbeiten! Habt Ihr sonst nichts zu tun?“ Ich möchte an dieser Stelle einfach mal zeigen, was für Menschen protestieren, wie vielfältig die Klimabewegung ist – gerade auch die mit zivilem Ungehorsam – und was für Biographien dahinter stehen. Ich habe Bilder aus Aktionen, die ich photographiert habe, zusammengestellt und wenn ich Portraits habe, auch ein Portraitbild dazugetan. Zu jedem Bild gibt es ein kleines Zitat der abgebildeten Person und Verweise auf Zeitungsberichte. Begonnen, mit dem zivilen Ungehorsam, haben die Schüler*innen von Fridays for Future, indem sie nicht zur Schule gegangen sind. Ich fange hier aber mit den Ältesten an.

Ernst Hörmann (geb. 1950, 72 Jahre, X Kinder, 8 Enkel)

Ernst Hörmann, 72 Jahre alt und 8 Enkel ist Teil des Aufstands der Letzten Generation. Er blockiert Straßen und Flughäfen.

Ernst Hörmann (72, 8 Enkel), Aktivist vom Aufstand der Letzten Generation, bei der erkennungsdienstlichen Behandlung nach der Blockade der A100, Berlin, 04.02.22
Ernst Hörmann, Aktivist vom Aufstand der Letzten Generation, blockiert die A100. Auf der Straße liegen Lebensmittel, die von Supermärkten weggeworfen wurden, Berlin, 04.02.22

Bilder auf Flickr

Quellen: Süddeutsche Zeitung, Februar 2022

Lothar Hermstädt (geb. 1953, 69 Jahre)

Lothar Hermstädt ist Maschinenbauingenieur, hat bei BMW gearbeitet und jetzt bei Scientist Rebellion.

Lothar Hermstädt, Maschinenbauingenieur, bei der Paper-Pasting-Aktion von Scientist Rebellion am Bundesverkehrsministerium, Berlin, 08.04.22

Bilder auf Flickr

Prof. Dr. Nikolaus Froitzheim (

Nikolaus Froitzheim ist Professor für Strukturgeologie in Bonn. Er ist schon seit 2021 bei Extinction Rebellion dabei und engagiert sich jetzt auch bei Scientist Rebellion.

Prof. Dr. Nikolaus Froitzheim, Professor für Strukturgeologie in Bonn, während einer Blockade einer Brücke durch Scientist Rebellion, Kronprinzenbrüce, Berlin, 06.04.22
Prof. Dr. Nikolaus Froitzheim, Geologe an der Uni Bonn, im Lock On am Lautsprecherwagen von Extinction Rebellion bei der Blockade des Brandeburger Tors. Berlin, 20.08.21

Motivation: Youtube 06.04.22

Bilder auf Flickr

Quelle: Generalanzeiger Bonn: Wer ist der Bonner Professor, der sich fürs Klima auf die Straße setzte? 17.05.2021

Manon Gerhardt (50 Jahre, geb. 1972, X Kinder)

Manon Gerhardt ist Bratschistin an der Deutschen Oper Berlin. Sie ist bei Extinction Rebellion aktiv.

Manon Gerhardt spielt Bratsche Rebellion wave: Tag1, Die In auf der Marschallbrücke während der Demonstration von Extinction Rebellion „Trauerzug der Toten Bäume“, Berlin, 05.10.2020

Bilder auf Flickr

Quelle: Klimareporter: Für den Schutz der Lebenswelt, 2020

Edmund Schultz

Edmund Schultz aus Braunschweig ist Projektmanager im Klimabereich. Er ist Mitglied vom Aufstand der Letzten Generation.

Edmund Schultz, vorn mit grauen Haaren, blockiert mit 100 anderen vom Aufstand der Letzten Generation die Straße vor dem Brandenburger Tor am 100sten Tag, an dem die Bundesregierung im Amt ist. Berlin, 18.03.2022

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Dr. Tadzio Müller (1976)

Tadzio Müller hat in Heidelberg, Boston, und Sussex Politikwissenschaft und Globale politische Ökonomie studiert und hat dann in Sussex in Internationalen Beziehungen und Politik promoviert. Er hat an der Universität Kassel und bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung gearbeitet. Er war und ist an verschiedenen stellen in der Klimabewegung aktiv. Unter anderem hat er Ende Gelände mitgegründet.

Klimakativist Tadzio Müller hält ruft am Brandenburger Tor bei der Klimademo #AlleFürsKlima vor 270.000 Menschen zu Ungehorsam für alle auf. Berlin, 20.09.19

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Quelle: Wikipedia

Christian Bläul (2 Kinder)

Christian Bläul aus Dresden ist ausgebildeter Physiker und arbeitet jetzt als Softwareentwickler. Er hat seine Arbeitszeit reduziert, damit er sich für den Klimaschutz einsetzen kann. Er ist beim Aufstand der Letzten Generation und bei Scientist Rebellion.

Christian Bläul vom Aufstand der Letzten Generation hat sich bei der Besetzung der A100 an die Straße geklebt. Westend, Berlin, 10.02.22

Motivation: Youtube

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Dr. Cornelia Huth

Dr. Cornelia Huth ist Ernährungswissenschaftlerin und Epidemologin (Ökotrophologin), war 20 Jahre in der Wissenschaft, dann in einer Bundesbehörde und ist jetzt in der Industrie. Sie hat zwei Kinder und ist bei Scientist Rebellion.

Dr. Cornelia Huth, Ökotrophologin, blockiert mit Scientist Rebellion die Kronprinzenbrücke, Berlin, 06.04.22

Motivation: Youtube

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Dr. Nana-Maria Grüning

Dr. Nana-Maria Grüning ist Biologin und bei Scientist Rebellion aktiv.

Dr. Nana-Maria Grüning, Biochemikerin, blockiert mit Scientist Rebellion in Berlin eine Brücke, um auf die Klimakrise aufmerksam zu machen, Kronprinzenbrücke, Berlin, 06.04.22

Motivation: Youtube

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Anja Freiwald (1 Kind)

Anja Freiwald ist Biotechnologin (M. Sc.) und bei Scientist Rebellion aktiv.

Anja Freiwald, Biotechnologin, blockiert in Berlin gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern von Scientists Rebellion eine Brücke, um auf die Klimakrise aufmerksam zu machen. Sie haben sich mit Ketten aneinandergekettet, Kronprinzenbrücke, Berlin, 06.04.22

Motivation: Youtube

Dr. Michael Hofmann

Dr. Michael Hofmann ist theoretischer Physiker und bei Scientist Rebellion aktiv.

Michael Hofmann, theoretischer Physiker, blockiert in Berlin gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern von Scientists Rebellion eine Brücke, um auf die Klimakrise aufmerksam zu machen. Sie haben sich mit Ketten aneinandergekettet, Kronprinzenbrücke, Berlin, 06.04.22

Motivation: Youtube

Daniele Artico

Daniele Artico ist Physiker und Doktorand.

Daniele Artico, Physiker, blockiert mit Scientist Rebellion in Berlin eine Brücke, um auf die Klimakrise aufmerksam zu machen, Kronprinzenbrücke, Berlin, 06.04.22

Florian Zander (1992)

Geowissenschaftler und Doktorand der TU Delft (Niederlande)

Florian Zander, Geowissenschaftler und Doktorand der TU Delft, blockiert mit Scientist Rebellion in Berlin eine Brücke, um auf die Klimakrise aufmerksam zu machen, Berlin, 06.04.22

Motivation: Youtube

Bilder auf Flickr.

Wolfgang Metzeler-Kick

Wolfgang Metzeler-Kick ist Ingenieur für technischen Umweltschutz und bei Scientist Rebellion und dem AUfstand der Letzten Aktion aktiv.

Wolfgang Metzeler-Kick, Ingenieur für technischen Umweltschutz, von den Scientist Rebellion bei der Blockade des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz, Berlin, 08.04.22

Motivation: Youtube

Dr. Stephanie Rach

Stephanie Rach ist Tierärztin und Dr. der Veterinärmedizin. Sie ist bei Scientist Rebellion aktiv.

Dr. Stephanie Rach, Tierärztin und Dr. der Veterinärmedizin, blockiert mit Scientist Rebellion die Kronprinzenbrücke, Berlin, 06.04.22

Motivation: Youtube

Andreas Zilker

Andreas Zilker hat einen B.Sc in Geographie, Freizeit und Umwelt an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt und einen M.Sc nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit an der TU Kaiserslautern. Er ist bei Scientist Rebellion aktiv.

Andreas Zilker während der Blockade der Kronprinzenbrücke durch Scientist Rebellion. Er hat einen B.Sc in Geographie, Freizeit und Umwelt an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt und einen M.Sc nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit an der TU Kaiserslautern. Berlin, 06.04.22

Motivation: Youtube

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Amelie Meyer

Amelie Meyer, Wirtschaftsmathematikerin, ist bei Scientist Rebellion aktiv.

Amelie Meyer, Wirtschaftsmathematikerin, spricht bei Paper-Pasting-Aktion von Scientist Rebellion, Bundesverkehrsministerium, Berlin, 08.04.22

Friedrich Gräber

Friedrich Gräber, B. Sc. Biochemie, unterbricht sein Studium der Neurowissenschaften im Master, um sich für Klimaschutz zu engagieren. Er ist bei Scientist Rebellion aktiv.

Friedrich Gräber, B.Sc. Biochemie, unterbricht sein Studium der Neurowissenschaften im Master und blockiert in Berlin mit anderen Wissenschaftlern von Scientist Rebellion eine Brücke, um auf die Klimakrise aufmerksam zu machen. Sie haben sich mit Ketten aneinandergekettet. Kronprinzenbrücke, Berlin, 06.04.22

Motivation: Youtube

Kyle Topfer

Kyle Topfer ist Umweltwissenschaftler (B. Sc.). Er kommt aus Australien und ist bei Scientist Rebellion aktiv.

Kyle Topfer von Scientist Rebellion nach der Blockade des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz, Berlin, 07.04.22

Motivation: Youtube.

Dr. Valeria Scagliotti

Valeria Scagliotti ist promovierte Biologin und bei Scientist Rebellion.

Dr. Valeria Scagliotti, Biologin, blockiert hochschwanger mit Scientist Rebellion in Berlin eine Brücke, um auf die Klimakrise aufmerksam zu machen. Kronprinzenbrücke, Berlin, 06.04.22

Amelie Meyer

Amelie Meyer ist Wirtschaftsmathematikerin und bei Scientist Rebellion aktiv.

Amelie Meyer, Wirtschaftsmathematikerin, spricht bei Paper-Pasting-Aktion von Scientist Rebellion, Bundesverkehrsministerium, Berlin, 08.04.22

Lars Werner (30)

Lars Werner aus Göttingen ist Kinderpsychologe. Er arbeitet jetzt nur noch in Teilzeit und engagiert sich in der restlichen Zeit für den Aufstand der Letzten Generation. Im Mai 2022 hat er Erdölpipelines zugedreht.

Lars Werner vom Aufstand der letzten Generation nach dem Gespräch der Hungerstreikenden mit Olaf Scholz, im Hintergrund Carla Hinrichs, Berlin, Friedrich-Ebert-Stiftung, 12.11.21

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Rumen Grabow

Rumen Garbow aus Greifswald ist Bäcker. Er war am Hungerstreik der Letzten Generation beteiligt.

Rumen Grabow, Hungerstreikender der letzten Generation, am 23. Tag des Hungerstreiks, Berlin, Spreebogen, 21.09.21

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Henning Jeschke

Henning Jeschke aus Greifswald hat sein Studium unterbrochen, um sich dem Kampf gegen die Klimakatastrophe zu widmen. Er war bei Extinction Rebellion, danach am Hungerstreik der Letzten Generation beteiligt (27 Tage und dann im trockenen Hungerstreik) und ist nun beim Aufstand der Letzten Generation aktiv.

Henning Jeschke vom Hungerstreik der letzten Generation am 16. Tag des Hungerstreiks, Berlin, 14.09.21
Henning Jeschke wird mit Schmerzgriff nach der Blutaktion von Extinction Rebellion an der CDU-Zentrale abgeführt, Berlin, 17.08.21

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Carla Hinrichs (25, 1997)

Carla Hinrichs (25) aus Bremen hat ihr Jura-Studium unterbrochen, um sich dem Kampf gegen die Klimakatastrophe zu widmen. Sie war als Unterstützern beim Hungerstreik der Letzten Generation dabei und ist jetzt Sprecherin der Letzten Generation.

Carla Hinrichs, Sprecherin vom Aufstand der Letzten Generation, Berlin, 12.02.22
Carla Hinrichs wird von der Polizei von der Straße getragen nach der Blockade der A100 durch den Aufstand der Letzten generation. Westend, Berlin, 10.02.22

Motivation: Youtube

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Quelle: t-online: „Olaf Scholz versteht die Fakten einfach nicht“, 20.02.2022

Luisa Neubauer (1996)

Luisa Neubauer hat Fridays for Future Deutschland mit gegründet. FFF waren die ersten, die zivilen Ungehorsam geleistet haben, denn sie sind nicht in die Schule gegangen.

Luisa Neubauer beim Klimastreik von Friday for Future, Brandenburger Tor, Berlin, 25.03.2022

Wikipediaeintrag

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Lea Bonasera (25? Jahre, 1997?)

Lea Bonasera hat Internationale Beziehungen in Amsterdam und Oxford studiert und promoviert am Wissenschaftszentrum Berlin zu zivilem Ungehorsam. Sie war bei Extinction Rebellion aktiv und dann anfänglich als Sprecherin und gegen Ende selbst als Hungerstreikende beim Hungerstreik der Letzten Generation aktiv. Jetzt ist sie beim Aufstand der Letzten Generation.

Lea Bonasera vom Aufstand der Letzten Generation bei der Blockade der A100. Sie hat sich an die Straße geklebt. Berlin, Westend, 10.02.2022

Motivation: Youtube

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Quellen: Augsburger Allgemeine: Klimaaktivistin Lea Bonasera: „Die Grünen stehen nicht an unserer Seite“, 26.11.2021

nd: „Im Zweifel auch ins Gefängnis gehen“, 13.12.2021

Mephisto (

Mephisto war bei Extinction Rebellion aktiv, hat den Landtag in NRW besetzt und war dafür schon im Gefängnis. Nach dem August Rise Up von Extinction Rebellion nahm sie am Hungerstreik der Letzten Generation und danach an diversen weiteren Aktionen von Extinction Rebellion teil.

Lina Eichler und Mephisto von den Hungerstreikenden der letzten Generation bei der Pressekonferenz am 17. Tag des Hungerstreiks. Spreebogen, Berlin, 15.09.21

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Isabell Bungart

Isabell Bungart studiert an der FU Berlin Physik. Sie war bei diversen Fridays For Future-Demos, als Unterstützerin beim Hungerstreik der Letzten Generation, im zivilen Ungehorsam bei Extinction Rebellion und beim Aufstand der Letzten Generation.

Isabell Bungart im Klimacamp des Hungerstreiks der Letzten Generation, Berlin, Spreebogen, 21.09.2021
Isabell Bungart während der Räumung der Blockade von Extinction Rebellion durch die Polizei. Rebellen von Extinction Rebellion haben die Marschallbrücke blockiert, um auf den IPCC-Report hinzuweisen. Berlin, 05.03.22

Bilder auf Flickr

Carla Reemtsma (23 Jahre, 1998)

Carla Reemtsma studiert in Münster Politik- und Wirtschaftswissenschaften. Sie ist bei Fridays for Future aktiv und hat mit Extinction Rebellion im Oktober 2021 die SPD-Zentrale blockiert.

Carla Reemtsma von Fridays For Future spricht beim Klimastreik, Berlin, Brandenburger Tor, 22.10.2021
Pauline Brünger und Carla Reemtsma von Fridays For Future sprechen auf einem Traktor bei der Blockade der SPD-Parteizentrale bei einer gemeinsamen Aktion von Fridays For Future und Extinction Rebellion „Gerechtigkeit jetzt“, Berlin, 22.10.2021

Bilder auf Flickr

Quellen: Wikipedia

Greta Thunberg (2003)

Bilder auf Flickr

Quellen: Wikipedia

Lina Eichler (19 Jahre)

Lina Eichler (19), Schülerin aus Essen, hat ihr Abitur abgebrochen, um sich dem Kampf gegen die Klimakatastrophe zu widmen.

Lina Eichler nach Beendigung des Hungerstreiks, Berlin, Spreebogen, 21.09.21
Lina Eichler klebt sich bei der Blockade des BER durch den Aufstand der Letzten Generation auf der Straße an. Ein Polizist versucht das zu verhindern, ist aber zu langsam. Berlin-Schönefeld, 23.02.2022

Bilder auf Flickr

Quellen: Süddeutsche Zeitung, Februar 2022

Prof. Dr. habil. Stefan Müller (1968, 2 Kinder)

Normalerweise benutze ich meine Titel nicht, aber hier muss es wohl sein. Ich habe Informatik studiert (4 Jahre an der Humboldt-Uni, inklusive Auslandsjahr in Edinburgh), in Saarbrücken in Informatik promoviert und dann in Computerlinguistik habilitiert. Dann Professuren in Bremen (Theoretische Linguistik und Computerlinguistik), an der FU Berlin (Allgemeine Sprachwissenschaft und Deutsche Grammatik) und jetzt an der HU (Sprachwissenschaft des Deutschen/Syntax). Ich war gewählter Vertreter im Fachkollegium Sprachwissenschaft der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Die Fachvertreter werden alle vier Jahre von allen promovierten Wissenschaftler*innen eines Faches gewählt und entscheiden dann über die Annahme oder Ablehnung von Forschungsanträgen und die Bewilligung entsprechender Gelder. Ich bin seit 2014 Mitglied der Academia Europaea, Section Linguistic Studies.

Stefan Müller, Professor für deutsche Syntax an der Humboldt-Universität zu Berlin und Direktkandidat der Partei Die PARTEI für den Wahlkreis 242 Erlangen für die Bundestagswahl 2021, 14.08.2021, Bild: CC-BY Arne Reinhardt

Ich bin professioneller Musikphotograph (mit angemeldeter Nebentätigkeit). Veröffentlichungen in Spiegel, Zeit, Stern, taz und Berliner Lokalzeitungen. Große Sachen wie Metallica, Deichkind, Lindenberg, Westernhagen, Helge Schneider, Billy Idol und Abseitiges wie The Fall, COR, Deez Nuts, Exploited, DDR-Untergrund wie Herbst in Peking, Die Art, Sandow und die Firma. Seit dem dritten Streiktag von Fridays for Future fotografiere ich systematisch die Klimabewegung. Siehe hierzu die Alben auf Flickr.

Ich bin immer artig, mache, was die Polizei möchte, und leiste keinen Widerstand. Zivilen Ungehorsam oder so was Ähnliches habe ich aber doch betrieben. Mit meinen Kolleg*innen Prof. Dr. Dr. Martina Schäfer, Prof. Dr. Gisbert Fanselow und Hartmut Ehler haben wir Researchstrejk gegründet. Wir haben von Mai 2019 bis 2020 jeweils Mittwochs eine Stunde gestreikt. Es gab Streiks an allen Berliner Unis, in Potsdam und in Leipzig. Bilder von allen Standorten auf der Seite climatewednesday.org und meine Bilder auf Flickr. Die Idee war, dass die Kids Freitags streiken, die Wissenschaftler*innen Mittwochs, die Sparkassenangestellten Montags usw. Weil das mit dem Streiken natürlich überhaupt nicht geht, schließlich sind wir ja Beamte, wurde das Ganze in Forschungsmittagspause umbenannt. Die Klimamittwoche endeten mit Corona. Es gab aber eine viel, viel bessere Fortführung von anderen: die Klimamontage (Bilder auf Flickr). Das war einmal im Monat und 18:00.

Weil Stefan Müller von der CSU seit 2002 das Direktmandat in Erlangen gewinnt, hatte Fridays for Future Erlangen die Idee, den Erlanger*innen einen alternativen Stefan Müller zu bieten. Die Partei Die PARTEI, Erlangen hat dann ein Stefan-MüllerX-Casting veranstaltet, das ich gewonnen habe. Da die SPD Anfang 2021 bei 12% lag, hat Martin Sonneborn erklärt, dass, wenn Kleinstparteien wie die SPD Kanzlerkandidat*innen stellen können, die Partei das auch könne. Er hat kurzerhand alle Direktkandidat*innen zu Kanzlerkandidaten gemacht.

Plakatierung für den Direktkandidaten der Partei Die PARTEI in Erlangen und Erlangen-Höchstadt: Stefan Müller, Erlangen, 27.08.21, CC-BY Marius Beyer

So kam es, dass ich letztendlich der einzige Kanzlerkandiat war, der auf die Forderung der Hungerstreikenden nach einem Gespräch vor der Wahl eingegangen ist. Und zwar schon am Tag sechs von 27 des Hungerstreiks (Bilder auf Flickr). Ich habe im Wahlkampf weder Kosten noch Mühen gescheut, weshalb ich auch die Etappe der Deutschlandtour von Ilmenau nach Erlangen gewonnen habe. Das ist ein Profi-Radrennen, der Wiesenbote berichtete. Letztendlich bin ich aber froh, dass ich nicht Bundeskanzler geworden bin. Mit dem Klima wäre ich fertig geworden (Meine Regierung hatte ich schon entsprechend zusammengetellt.), aber mit dem Krieg hätte ich als Pazifist so meine Probleme gehabt. Ich hatte zwar schon detaillierte Pläne, wie ich mit Putin verfahren wollte, aber die sind – wie ich nun einsehen muss – wenig realistisch und vielleicht nicht mal lustig.

Von all den Organisationen und Gruppierungen, die ich photographiert habe, bin ich nur in einer: Scientist for Future. Das ist die Organisation, die Fridays for Future wissenschaftlich berät und wissenschaftliche Vorträge hält. Ich habe da die bundesweite Campagne zum Verzicht auf Kurzstreckenflüge #unter1000 mitorgansiert. Zivilen Ungehorsam machen sie nicht. Bei den Großveranstaltungen von Fridays for Future bin ich im Photographenteam.

Fotograf*innen von Fridays for Future beim 10. Globalen Klimastreik, Invalidenpark, Berlin, 25.03.22

Das ist immer recht aufwendig organisiert, Routenplanung, Podeste. Die machen das sehr gut, ich bin nur ab und zu mal bei Sitzungen dabei gewesen.

Warum mache ich das alles? Warum photographiere ich mit großem Aufwand all diese Menschen? Ich weiß nicht, ob das, was sie tun und wie sie es tun, richtig ist. Ich weiß nicht, ob sie Erfolg haben werden, aber ich weiß, dass es sehr wichtig ist, etwas zu tun. Nichts unversucht zu lassen. Ich habe als Zwanzigjähriger den Hyperion von Hölderlin gelesen. Darin schreibt er:

Ihr entwürdiget, ihr zerreißt, wo sie euch duldet, die geduldige Natur, doch lebt sie fort, in unendlicher Jugend, und ihren Herbst und ihren Frühling könnt ihr nicht vertreiben, ihren Aether, den verderbt ihr nicht.

Hölderlin, 1797, Hyperion, Projekt Gutenberg

Er hat sich geirrt. Sehr. Bereits damals, als ich den Hyperion gelesen habe, war das Problem mit Treibhausgasen bekannt. Die Zeitung vermeldete einmal in der Woche neue Wetterrekorde. Diese Zeilen aus dem Hyperion haben sich mir deshalb eingeprägt.

Meine Schwester ist Meterologin. Sie hat am Südpol in der Forschungsstation überwintert (14 Monate), hat Eisborkerne angefertigt, mit denen man langfristige Entwicklungen im Klima nachweisen kann. Ich bin kein Fachmann auf dem Gebiet Klima oder angrenzenden Gebieten, aber ich bin Wissenschaftler, habe über all die Jahre viel gelesen und ich weiß und verstehe, dass wir mehr tun müssen, viel mehr als auch die jetzige Regierung tut. Ich habe Angst.

Quellen: Wikipedia, Erlanger Nachrichten, 12.09.2021

100 Tage Ampel: Gut oder nicht?

Malte Kreutzfeldt und Stefan Reinecke haben eine gute Schilderung der Regierungstätigkeiten in den ersten 100 Tagen verfasst. Wenn man sie liest, könnte man geneigt sein, zu glauben, es sei alles OK. Alle reden miteinander, Olaf Scholz sorgt für Ausgleich, die Koalitionspartner gehen aufeinander zu.

Man könnte sich fragen, was diese komischen Klima-Chaoten denn noch wollen, die Grünen regieren ja schon mit und es geht in die richtige Richtung.

Aber nach 100 Tagen ist der CO2-Ausstoß noch weiter gestiegen. CDU und SPD mussten sich vom Bundesverfassungsgericht sagen lassen, dass ihre Politik verfassungswidrig war. Dann gab es blitzschnell noch vor den Wahlen ein Klimagesetz. Nun werden die gesetzten Klimaziele verfehlt. Im Bereich Energie und Heizung (klar geht nicht in 100 Tagen) und im Bereich Verkehr. D.h. dass die neue Regierung hier auch nicht verfassungskonform handelt.

148 Millionen Tonnen Kohlendioxid haben Deutschlands fossil betriebene Autos, Lkws und Loks verursacht, ein leichter Anstieg gegenüber dem Vorjahr. Das sind 3 Millionen Tonnen mehr, als das Klimaschutzgesetz dem Verkehrswesen für 2021 zugesteht.

Susanne Schwarz: Daten des Umweltbundesamts: CO2-Emissionen wieder gestiegen, taz, 15.03.2022

Es ist klar, dass eine ganz einfache Sache, nämlich das Tempolimit, an der FDP liegt. Und hier sieht man recht deutlich die Grenzen unseres Demokratischen Systems. Die FDP wurde wegen ihrer verkorksten Haltung gewählt (Freiheit und so). Sie kann davon nicht ohne Schaden abrücken. Das kann man nur reparieren, indem man die Demokratie erweitert und verbessert, nämlich durch Bürgerräte. Diese finden CDU (Wolfgang Schäuble, Horst Köhler), SPD, Grüne und FDP toll und sie stehen sogar im Koalitionsvertrag. Wenn einem wirklich an der Lösung der Klimaprobleme gelegen wäre, dann müsste man diese Bürger*innenräte als erstes angehen. Damit könnte man Maßnahmen eines Klimabürgerrates umsetzen, die auf 80% Zustimmung in der Bevölkerung stoßen. Es hat bereits ein solcher stattgefunden und die vorgeschlagenen Maßnahmen wurden evaluiert. Sollte die jetzige Regierung das irgendwie anzweifeln, könnte sie die nötigen Schritte wiederholen.

Die Bürger*innenräte einzuführen, bedeutet Macht abzugeben. Es bedeutet aber auch Macht zu gewinnen, nämlich handlungsfähig zu werden angesichts einer globalen Katastrophe, in die wir gerade hineinsteuern.

So lange diese Räte nicht eingerichtet werden, werden die nötigen Schritte nicht erfolgen und deshalb haben Bewegungen wie Extinction Rebellion, Scientist Rebellion und der Aufstand der Letzten Generation, die allesamt solche Bürger*innenräte fordern, ihre Berechtigung und werden auch nicht aufhören zu nerven.

Aufs Land mit dem ÖPNV?

In der taz gab es vor kurzem einen Artikel, in dem die Autorin Friederike Gräff beschrieben hat, wie sie mit ÖPNV von Hamburg-Eimsbüttel nach Vierden kommt (taz, 11.10.2021). Sie braucht dazu 3 Stunden und 40 Minuten mit fünf Mal umsteigen. Ziel ihrer Reise ist ein Wochenendgrundstück, also Erholung. Sie hat sich zum Erreichen des Ziels ein Auto gekauft. Mit dem Auto kann sie die 50 km in 45 min zurücklegen. Der Artikel ist interessant, weil er den Istzustand der Verkehrsanbindung auf dem Land beschreibt. Daran gilt es vieles zu verbessern, so dass auch Menschen auf dem Land auf das Auto verzichten können. Vielleicht vorerst nicht komplett, aber es ist ja schon etwas gewonnen, wenn einzelne Fahrten unterbleiben können.

ÖPNV + Rad

Ansonsten ist die Frage, ob man mit einer Kombination aus Rad und Bahn die Strecke nicht besser bewältigen könnte. Zuerst gibt es natürlich die Möglichkeit, die ganze Strecke zu fahren. Da die Entfernung nur 50 km beträgt, kann man die Strecke bequem in drei Stunden zurücklegen, ist also noch schneller und billiger als mit der Bahn dort (und billiger als mit dem Auto). Wenn es darum geht, sich zu erholen, dann ist eine Radfahrt Teil der aktiven Erholung. Kinder kommen in den Hänger oder fahren ab einem gewissem Alter selbst. Weniger fitte Menschen können ein E-Fahrrad benutzen.

Alternativ kann man von der Station Emilienstraße Tostedt mit einem Mal Umsteigen in 50–55 Minuten erreichen. (fährt alle 30 Minuten von früh bis spät auch am Wochenende)

Von dort sind es nur noch 23,7km oder 1h 20min mit dem Rad.

Kosten

Friederike Gäff schreibt, dass sie nicht viel Geld hat. Autos sind teuer. Abgesehen von der Anschaffung und von Wartungskosten gibt es einen Wertverfall und man bezahlt Steuern, Versicherung und Sprit. Für dieses Geld kann man genauso E-Räder oder (E-)Lastenräder anschaffen. Dafür fallen keine Steuern an und die Wartungskosten sind vergleichsweise gering. Hier habe ich die Kfz-Kosten mal zusammengestellt.

Alles sofort und schnell

Friederike Gräff beschreibt die wirklich recht abenteuerliche Tour mit mehreren Bussen und kommt zum Schluss, dass man nur als nicht arbeitender Mensch mit dem öffentlichen Nahverkehr zurecht (bzw. nach Vierden) kommt:

Die Busfahrerin von Bus 865 wünscht uns noch einen schönen Tag, als sie uns vor der Mühle absetzt. Nach 3 Stunden 40 Minuten sind wir am Ziel. Es ist möglich, mit öffentlichen Verkehrsmitteln in die Mühle zu kommen. Man muss nur in der Lage sein, sein Leben darauf einzustellen und eine Existenz als Privatier führen. Wir setzen uns auf die Wiese und betrachten die Bäume, die sich zueinander neigen. Aber nur kurz: Man darf nicht länger als zwei Stunden bleiben, wenn man noch am selben Tag zurück nach Hause kommen will, der letzte Bus fährt um 16.09 Uhr.

Friederike Gräff, Verkehrswende auf dem Land: Man muss auch warten können, taz, 11.10.2021

Dieser kurze Textauszug zeigt meiner Meinung nach aber schon recht klar das Problem: Wieso muss man denn mal einen Tag schnell nach Vierden und abends wieder zurück? Ist das nicht derselbe Wahnsinn, wie mal eben schnell nach Barcelona zum Einkaufen zu fliegen oder zu einem Konzert nach London? Ist Goethe mal schnell nach Rom und wieder zurück? Nein, er blieb dort vier Monate, fuhr dann nach Neapel, blieb dort fünf Wochen, dann Sizilien und dann noch mal ein Jahr Rom. Für die Wochenenderholung könnte man also Freitag Abend mit Rad und Bahn nach Vierden fahren und dann am Sonntag wieder zurück.

Lebenswerte Städte

Aber eigentlich liegt das Problem noch viel tiefer, wie die folgenden Zitate zeigen:

Ich bin dort, um auf der Wiese auf der Bank zu sitzen und auf die Baumreihe gegenüber zu schauen, wo sich drei Bäume zueinander neigen, als seien sie müde und trostbedürftig. Ich bin dort, weil ich hier nicht jedes Mal, wenn die Kinder kreischend hintereinander herlaufen, fürchte, dass die Nachbarn hochkommen, um sich zu beschweren. Ich nutze das Land als Pause, als Kulisse meiner Pause.

Letztlich haben wir ein Auto gekauft, einen uralten Benziner. Autobesitzerin zu sein, fühlt sich an wie eine Kapitulation. „You are not stuck in traffic. You are traffic“ steht auf einem Transparent an einem Haus, an dem vorbei ich zur Arbeit radle, und jedes Mal, wenn wir auf dem Weg zur Mühle im Stau stehen, denke ich daran.

Friederike Gräff, Verkehrswende auf dem Land: Man muss auch warten können, taz, 11.10.2021

Das Auto wurde also nur angeschafft, um den Kindern eine Möglichkeit zu geben, sich auszutoben. Ansonsten steht es in der Stadt rum. Wenn es benutzt wird, erzeugt es Stau.

In meiner Kindheit war es so, dass die Straßen frei waren, weil es viel weniger Autos gab. Man konnte auf der Straße mit dem Ball spielen und diesen an der Bordsteinkante abprallen lassen, weil dort keine Autos standen. Das Ziel müsste also eigentlich sein, lebenswerte Städte mit viel mehr Grün und Spielflächen zu haben, so dass diese Fahrten überhaupt nicht nötig sind. Natürlich gibt es Gründe für diese Fahrten in der anderen Richtung vom Land in die Stadt, weshalb die Fahrten natürlich prinzipiell möglich sein sollten und entsprechende Angebote gemacht werden sollten.

Mentalitätswandel

Friederike Gäff verlinkt einen früheren Artikel ihres Hamburger Kollegen Gernot Knödler und der bringt es auf den Punkt! Erstens brauchen wir die Fortbewegungsart Rad+ÖPNV auch in den Planungstools. (Für mich war es ohne Ortskenntnis ein Abenteuer die nächstgelegene Bahnstation in der Umgebung von Vierden zu finden) und zweitens müssen wir selbst uns alle umstellen:

Wenn es darum geht, Verkehrsmittel miteinander zu verknüpfen, werden elektronische Systeme eine wichtige Rolle spielen, mit denen sich Angebote finden und buchen lassen. Sie müssen möglichst einheitlich und einfach zu bedienen sein. Für alle, die sich mit dem Smartphone oder Computer schwer tun, müsse zudem eine analoge Buchung, etwa per Telefon, möglich sein, fordert das „Bündnis sozialverträgliche Mobilitätswende“.

Das Bündnis, zu dem Umwelt- und Sozialverbände ebenso wie Gewerkschaften gehören, weist auch darauf hin, dass die Verkehrswende ohne einen Mentalitätswandel nicht zu schaffen sein wird. Dazu gehöre „ein kritisches Hinterfragen von Konsumgewohnheiten, die das Verkehrsaufkommen erhöhen“, Beteiligung und Mobilitätsbildung für alle Altersklassen.

„Es muss“, so das Fazit, „an vielen Schrauben gedreht werden.“

Gernot Knödler, Wie Klimaschutz im Verkehr funktioniert: Ein Leben ohne Auto, taz, 13.08.2021

Mir ist es zu einfach, wenn immer wieder betont wird, dass das Individuum nicht für irgendetwas verantwortlich gemacht werden könne. Ja, es ist schwierig, wenn man alle mitnehmen will, aber irgendwann und irgendwer muss anfangen. Jetzt!

Nachtrag: Veganer gegen Vegetarier

Mir ist klar, dass dieser Blog-Post ein bisschen komisch ist. So wie die Diskussion von Veganern mit Vegetariern. Wir sollten uns wohl lieber mit Rindfleischgrillmeister*innen und SUV-Fahrer*innen streiten, aber manche Punkte kommen mir einfach bei solchen Leider-Leider-Artikeln hoch.

Deinvest

In der taz stand ein Artikel über den politischen Investor Enkraft Capital, der RWE-Aktien gekauft hat, um den Konzern zu beeinflussen. Wie Beispiele aus den USA zeigen hat der Investor mit 500.000 Anteilen (16,4 Mio Euro) eine hörbare Stimme. Er fordert eine Trennung vom Braunkohlegeschäft und Fokussierung auf erneuerbare Energien.

STOP RWE Verkehrsschild in Berlin Kreuzberg, 25.06.2019, Bild: Stefan Müller, CC-BY

Es gibt einen interessanten Unterschied zwischen der Print-Ausgabe der taz und der online verfügbaren Version. In der Print-Ausgabe werden andere Investoren erwähnt. So hält wohl die Fondsgesellschaft DEKA 0,9% an RWE und Union Investment 1%. DEKA ist das Wertpapierhaus der Sparkassen (Wikipedia). Wenn man als Sparkassenkund*in mit seinem Bankberaterin über Anlageformen spricht, bekommt man ein DEKA-Depot und DEKA-Fonds angeboten. Und wenn man nicht aufpasst, bekommt man auch RWE und Freunde ins Depot.

Ich möchte an dieser Stelle darauf hinweisen, dass man die netten Finanzberater von der Sparkasse nicht unbedingt braucht. Man kann seine Fonds in einem online-Depot unterbringen und dann über einen Online-Händlerin Fonds direkt und zum Teil auch ohne Ausgabeaufschlag kaufen. In der Zeitschrift finanztest, die von der Stiftung Wahrentest unabhängig herausgegeben wird, findet man Fondbewertungen und auch Themenschwerpunkte zum ökologischen Investieren. Es gibt Fonds, die fossile Energie, Atomenergie, Waffen, Drogen usw. ausschließen. Es gibt sogar Fonds, die auf Klima-Themen spezialisiert sind.

Ich habe hier mal einen herausgegriffen und zeige die Wertentwicklung im Vergleich zum DAX-30 und zum MSCI World in den letzten fünf Jahren:

Also: Wenn Ihr Geld habt, dann spendet es an die Umweltorganisationen oder wenn Ihr es sparen wollt, dann investiert es ins Klima bzw. in entsprechende Technologien und nicht in Kohle, es sei denn Ihr macht bei Stänkervereinen mit, die Auto- oder Kohlefirmen ärgern.

Deinvest: Kein Geld mehr für Kohle, Öl und Gas, Demonstration von Extinction Rebellion von der CDU-Zentrale zur Parteizentrale der Grünen, Berlin, 17.08.2021, Bild: Stefan Müller, CC-BY

Klimabewegung: „Freut Euch doch auch mal“

Malte Kreuzfeldt schreibt in seinem Artikel Gefährliche Fixierung auf das 1,5°-Ziel in der taz kurz vor dem globalen Streik mit dem Motto : Die Klimabewegung sollte nicht ein unerreichbares Ziel zum einzigen Entscheidungsmaßstab machen. Sonst wird sie sich nie über Erfolge freuen können.“

Berlin4Future: Aktivist*innen von FFF werben für den globalen Klimastreik am 25.09.2020 auf der Montagsdemo für Klimaschutz von Berlin4Future, Berlin, Alexanderplatz, 07.09.20

Diese Aussage zeigt mir, dass er Fridays For Future als politischen Akteuer nicht ernst zu nehmen scheint. Er lindnert, nur eben von der anderen Seite. Man stelle sich folgendes Statement in einer Zeitung vor: Die Deutsche Umwelthilfe/Changing Cities/XY sollte sich nicht auf unerreichbare Ziele wie autofreie Innenstädte fixieren. Wenn sie nur dieses Ziel haben, können sie sich gar nicht über PopUp-Radwege freuen.

Schaut man sich eine beliebige Tagesschau-Sendung nach der Fassung eines beliebigen Regierungsbeschlusses an, bekommt man immer Statements aus der Opposition, in denen irgendetwas kritisiert wird. Wenn es nichts zu kritisieren gibt, wird kritisiert, dass der Beschluss zu spät kommt. Würde man dann sagen: Hey, entspannt Euch, freut Euch doch, dass es endlich geklappt hat.?

FFF ist die außerparlamentarische Opposition und die Aufgabe von FFF ist es, die Erwachsenen, die Berufspolitiker darauf hinzuweisen, dass das Pariser Abkommen im Bundestag einstimmig beschlossen wurde und dass entsprechend gehandelt werden muss. Das sind die Verträge. Wozu gibt es sie?

Malte Kreuzfeldt schreibt, dass es sein kann, dass wir das 1,5°-Ziel nicht erreichen. Klar. Das sagen die FFFs und die Scientists for Future auch. Immer wieder. Jeden Tag. Und es gibt die verschiedenen Szenarien für 1,5°, 2°, 3° usw. Eins schrecklicher als das andere. Alle wissen das und im Klimakampf geht es darum, zwei und mehr Grad zu verhindern. Wir sind jetzt bei 1,2° und der Hash-Tag des letzten großen Klimastreiks war . Wir wollen und dürfen nicht zu 2,2° kommen. Das Pariser Abkommen, das auch die Bundesregierung einstimmig beschlossen hat, spricht von deutlich unter 2°. Bei zwei Grad sind die kleinen Inselstaaten weg. Deshalb wurde das verbindliche 2°-Ziel in deutlich unter 2° geändert. Was auch immer das bedeuten mag.

Wir brauchen Fridays For Future und auch Extinction Rebellion als außerparlamentarische Opposition, die sich radikal für Klimafragen einsetzen und radikale Forderungen stellen. Die Transition unserer Gesellschaft in eine klimakompatible wird einigen wehtun. Deshalb müssen die Stimmen, die sich dafür einsetzen laut und hörbar sein. Politiker*innen der einen Sorte müssen wissen, dass sie mit Lobbypolitik für Minderheiten nicht mehr durchkommen und Politiker*innen der anderen Sorte müssen spüren, dass es in der Bevölkerung Mehrheiten für klimakompatibel Politik gibt. Es reicht nicht aus, wenn die Grünen eine CO2-Steuer von 40€ pro Tonne CO2 fordern, sondern wir brauchen eine Steuer von 180€ oder mehr, die den vom Bundesumweltamt berechneten Schäden entspricht. Das bekommen wir aber nicht, wenn wir uns über das Erreichte freuen (was wir auch ab und zu heimlich tun).

Aber die Übernachtung!

Bei der Diskussion der Selbstverpflichtungsaktion von Scientists4Future zum Verzicht auf Kurzstreckenflüge kommt mitunter das Argument, dass bei der Benutzung der Bahn unter Umständen ein oder sogar zwei Hotelaufenthalte nötig werden. Da das aber auch CO2 verursacht, wäre am Ende nichts gewonnen. Dieses Argument ist falsch. Ich möchte das am Beispiel Stuttgart–Hamburg mal durchrechnen.

Das Hotel

Ich selbst fahre immer mal wieder nach Bonn. Mit dem Flugzeug wäre es möglich, früh hin und abends zurückzufliegen. Da ich Bahn fahre, würde ich den Sitzungsbeginn verpassen, weshalb ich einen Tag vorher anreise. Es fällt also eine Übernachtung an. Da die Sitzung meistens bis 16:00 oder 17:00 dauert, schaffe ich noch einen Zug zurück. Für Hamburg–Stuttgart würde das je nach Sitzung eventuell nicht klappen, so dass zwei zusätzliche Übernachtungen nötig würden. Frage: Wie sieht dann die Klimabilanz aus?

Antwort: Es ist schwierig. Wie die Klimabilanz eines Hotels aussieht, hängt von sehr vielen Faktoren ab: Hat das Hotel Öko-Strom? Gibt es eine Sauna? Swimmingpool? Wie oft wird die Wäsche gewechselt? Wie arbeitet die Wäscherei? Wie gut ist das Gebäude isoliert? Wie wird geheizt? Wie hoch ist die Auslastung des Hotels? Wie groß ist die Zimmergröße? Wie lang sind die Anfahrtswege der Hotelangestellten?

Für die Berechnung der CO2-Emissionen von Geschäftsreisen gibt es einen Standard vom Verband deutsches Reisemanagement e.V. Die Formeln für den Jahresausstoß eines Hotels und den Ausstoß pro Übernachtung zeigt die folgende Abbildung.

CO2-Ausstoß eines Hotels pro Jahr nach VDR-Standard
Variablen für die Berechnung des CO2-Ausstoßes nach VDR-Standard

Ich habe lange gebraucht, im Web Durchschnittswerte zu finden, und bin dann auf die folgenden Angaben von 2014 gestoßen.

KategorieCO2-Emmission
0–2 Sterne24,7 kg
3 Sterne16,9 kg
4 Sterne21,0 kg
5 Sterne47,6 kg
CO2-Emission nach Hotlklasse DEHOGA Energiekampagne, Erhebungen der DEHOGA Landesverbände, Umwelterklärungen, Stand: 2014

Da sich inzwischen energiesparende Beleuchtung durchgesetzt haben dürfte, Geräte effizienter geworden sind und auch der Ökostrom-Anteil am allgemeinen deutschen Strommix größer geworden ist, kann man davon ausgehen, dass der CO2-Impakt von Hotels in Wirklichkeit (im Schnitt) kleiner ist. Sollte jemand aktuellere Zahlen haben, wäre ich für einen Hinweis dankbar.

Auf klimabewußte KundInnen ausgelegte Hotels können den Ausstoß nach Biohotels.de sogar auf 10kg/Nacht reduzieren.

Flug und Zug

Laut atmosfair beträgt die CO2-Belastung für die Strecke Stuttgart–Hamburg bei Hin- und Rückflug 211kg CO2 (Für Germanwings geben sie 347kg und eine durchschnittliche Airline 272kg an). Ich habe dabei angenommen, dass auf dieser Strecke ein Airbus A320 unterwegs ist (zur Zeit fliegt nur Eurowings und laut Eurowings: Technik & Flotte ist der A320 das Flugzeug, das sie am häufigsten einsetzen).

Laut CO2-online beträgt der CO2-Ausstoß für die Hin- und Rückreise mit dem ICE 39kg. Dabei hat CO2-online den durchschnittlichen deutschen Strommix unter Berücksichtigung des Ökostromanteils, den die Deutsche Bahn verwendet, angesetzt. Die Deutsche Bahn verwendet für ihr gesamtes Angebot zu 60% Ökostrom und gibt aber an, dass sie im Fernverkehr ausschließlich Ökostrom benutzt. Damit wäre die CO2-Emission für die reine Fahrleistung Null.

Nimmt man den Ökostrom, den die Bahn im Fernverkehr verwendet, ist der CO2-Ausstoß für ICEs unschalgbar gering. Selbst wenn man den Strommix, den die Bahn verwendet (60% Ökostrom), zugrundelegt, liegt die Bahn weit unterhalb von Flugzeugen und Pkws.

Je nach dem, wie man das nun sehen will, hat die Bahn auf der Strecke Stuttgart–Hamburg also einen Ausstoß von Null oder eben 39kg. Setzt man Null an, liegt der CO2-Ausstoß von Bahn-Reise + zwei Übernachtungen bei einem Sechstel (16%) des minimalen CO2-Ausstoßes für den Flug. Setzt man 39kg an, so ist die Bahnreise + zwei Übernachtungen immer noch bei einem Drittel (35%) des Fluges. Das zeigt die folgende Tabelle im Überblick.

Bahn kg CO2Flug kg CO2Bahn in %
Öko02110
Öko+1172118
Öko+23421116
Mix3921118
Mix+15621127
Mix+27321135
Öko03470
Öko+1173475
Öko+2343479
Mix3934711
Mix+15634716
Mix+27334721
Vergleich des CO2-Ausstoßes für Bahnreise vs. Flug bei Annahme von 100% Ökostrom bzw. Strommix mit 60% Ökostrom und jeweils keiner, einer oder zwei zusätzlichen Übernachtungen in einem 3-Sterne-Hotel

Rechnet man das Ganze mit den 374 kg, die bei atmosfair als Wert für germanwings angegeben wurden, sieht alles noch verheerender aus: Selbst mit zwei Übernachtungen und Berechnung des Strommixes liegt die Bahn bei einem Fünftel des Flugzeugs.

Schlussfolgerung

Da das Bundesreisekostengesetz dahingehend geändert wird, dass Klimaaspekte bei Reisen zu berücksichtigen sind und da auch teurere Bahnfahrten und Tagegeld erstattet werden, gibt es je nach Strecke nur noch einen Grund zu fliegen: Es ist bei sehr langen Strecken schneller und man ist eher wieder zu hause (ein Reisezeitvergleich Bahn vs. Flugzeug zeigt, dass das bei den meisten Kurzstreckenflügen nicht der Fall ist). Bei WissenschaftlerInnen mit Familie kann die kürzere Reisezeit ein wichtiger Faktor sein, aber man sollte sich auch bei allen organisatorischen Problemen überlegen, ob man das zukünftige Wohl der Kinder dafür opfern möchte, dass man mit ihnen zwei bis vier Abende/Morgende gemeinsam verbringen kann.

Nazis raus aus den Stadien. Oder besser gar nicht erst rein

Vorwort

Zur Einordnung: Der Bruder meines Großvaters saß unter den Nazis im Zuchthaus, weil er Flugblätter verteilt hatte. Ich habe Auschwitz, Sachsenhausen und mehrmals Buchenwald besucht. Ich weiß, was Nationalsozialismus war und ist.

Graffito in Kahla/Thüringen, 07.2013, CC-BY Stefan Müller

Nolympia trendet im Twitter-Dorf

Du wachst im neuen Jahr auf, guckst auf dein Twitter und: „Oh, no! trendet.“ Was ist denn nun schon wieder los? Das Crowd-Funding war doch gerade erfolgreich und alles hatte sich etwas beruhigt. Zum Glück hatte ich gerade vorher einen Artikel von Rezo über Umweltsäue, die durchs Twitter-Dorf gejagt werden, gelesen, in dem erklärt wurde, warum man twitter nicht so ernst nehmen muss. Ich habe also tief durchgeatmet und mal drei vier tweets angesehen. Es ging um das JUNG&naiv-Video, das Tilo Jung mit Philip Siefer von Einhorn gemacht hat. Ein Tweet warf Philip Siefer Frauenfeindlichkeit und Sexismus vor. OK. Komplett absurd. Wer sich ein bisschen mit der Firma beschäftigt hat, weiß, dass das Quatsch ist. (Alle anderen sollten das Interview halt ganz ansehen.) Philip hat die Situation an der TU Ilmenau beschrieben und etwas über den Frauenanteil gesagt. Er hat das ironisch kommentiert. Versteht nicht jeder. Das andere Interview-Zitat ist leider viel, viel schlimmer. Auf die Nachfrage von Thilo Jung, ob denn auch Nazis im Stadion willkommen seien, antwortete Philip Siefer: „Ja, also, wenn sie sich konstruktiv an der Lösung der Probleme, die wir genannt haben, beteiligen möchten.“ OK. Die Antwort ist unterirdisch. Ich formulierte schon den tweet: „Wie blöd bzw. jung und naiv kann man denn sein?“ Ich habe den tweet nicht geschrieben, nicht abgeschickt. Ich habe erst mal gearbeitet und mir dann am Abend den zweistündigen Beitrag von JUNG&naiv angesehen.

Kommunikativ verunglückt. Massivst

Nachdem ich diese Ausschnitte gesehen hatte, hatte ich Bammel, was mich da erwartet: Ruiniert jetzt ein so ein blödes Video Olympia komplett? Hier ist die Stelle, um die es ging:

Auf die Frage, ob auch Nazis mitmachen dürfen, kam die Antwort „Ja, also, wenn sie sich konstruktiv an der Lösung der Probleme, die wir genannt haben, beteiligen möchten.“ Was hat ihn geritten? Man weiß es nicht. Ich bin auch jemand, der immer alle mitspielen lassen möchte. Wenn man den ganzen Osten als Nazis bezeichnet, dann sollten auch diese „Nazis“ einbezogen werden. Ich denke aber, dass es absolut falsch ist, alle AfD-WählerInnen als Nazis zu bezeichnen und habe das auch in Genau das ist das Problem: Selbstgefälligkeit und Arroganz begründet. Also, was er genau gedacht hat, weiß nur er. Die Äußerung war jedenfalls kommunikativ verunglückt.

Wenn man sich aber das Projekt insgesamt anguckt und auch was Philip danach gesagt hat, dann ist klar, dass Nazis da nicht reinpassen und auch überhaupt keine Motivation haben, dorthinzugehen. Olympia beschäftigt sich mit Ökothemen und ja, es gibt Öko-Nazis: Karl-Heinz Hoffmann ist so einer. Er bezeichnet sich selbst als Öko-Faschisten und hat wegen der Führung der rechtsterroristischen Wehrsportgruppe Hoffmann von 1973–1980 dann von 1981–1989 im Knast gesessen.3 Der Witz an Olympia ist nun, dass auch Fragen der globalen Gerechtigkeit und Probleme mit Rassismus Gegenstand der Petitionen sein werden und hier sind alle Nazis raus (aber nicht unbedingt alle AfD-WählerInnen, hoffe ich mal). Nazis finden es OK, wenn im Süden ein paar Menschen verhungern. Das passt in ihr Weltbild von survival of the fittest und ich habe das auch schon explizit so in Diskussionen gehört.

Also: Nazis, die für globale Gerechtigkeit und gegen Rassismus sind, gibt es nicht. Mathematisch betrachtet ist also die Anzahl der Nazis, die willkommen sind, gleich Null. Trotzdem hätte die Antwort statt „Ja, wenn …“ „Nein, denn …“ sein müssen.

Das war eine Stelle in einem zweistündigen Interview. Und Philip hat sie bitter bereut. Es gab sofort am Abend nach dem Online-Gehen des Videos noch eine Entschuldigung auf dem Einhorn-Kanal:

Und was ich gerade erst gesehen habe auch genau das, was ich oben geschrieben habe:

Das ganze kam dann noch mal in Schönschrift auf dem Olympia-Kanal:

Die taz lügt immer noch nicht

taz und Olympia werden wohl keine Freunde mehr. Es gab am Anfang zwei sehr negative und uninformierte Artikel, über die ich schon in taz lügt nicht geschrieben habe. Danach gab es zwei positive Artikel von Eike Peters am 27.12.2019 (Olympia kann kommen und Linke im Shitstrom-Modus). Und eine Kolumne von Hengameh Yaghoobifarah die statt Olympia eine Radikalisierung der linken Aktionen fordert. Darüber habe ich in RAF, Linksradikalismus und Revolution geschrieben.

Verkürzte Wiedergabe von Sachverhalten und Kritik an Crowdfunding

Nun ein Artikel, der die Nazi-Pleite aufgreift. Was man hätte schreiben können, ist, dass Philip Siefer gesagt hat, dass Nazis willkommen sind, wenn sie keine Rassisten sind. Stattdessen steht nur da:

„Ja, also, wenn sie sich konstruktiv an der Lösung der Probleme, die wir genannt haben, beteiligen möchten.“

Volkan Agar, taz, 07.01.2020, S. 14

Man hätte auch schreiben können, dass Philip sich am Tag der Veröffentlichung des Videos entschuldigt hat. Das hätte aber nicht so gefetzt. Stattdessen wird die falsche Behauptung wiederholt, dass der Eintrittspreis Menschen ausschließt. Mit Link auf den taz-Artikel von Hengameh Yaghoobifarah. Der Artikel ist nach dem Ende des Crowd-Fundings erschienen. Als feststand, dass 39% der Tickets Soli-Tickets sind. Nur mal so taz: Es gibt bei Euch LeserInnen, die einen politischen Preis fürs Abo (64,90€) bezahlen (ich zum Beispiel), damit andere die taz billiger lesen können (33,90€). Es gibt Leute, die ihre taz in den Knast schicken, wenn sie in den Urlaub fahren (ich zum Beispiel), statt das Abo für diese Zeit abzubestellen (was Euch schaden würde). Das ist Solidarität. OK? Solidarität mit Euch und mit anderen LeserInnen. Warum wiederholt ihr diesen Mist vom Ausschluss von Menschen immer wieder? Er war auch schon in den ersten beiden Artikeln drin (siehe taz lügt nicht). Das Stadion kostet Geld, es wird gebraucht, weil Menschen nicht 9 Stunden stehen können, weil die Infrastruktur gebraucht wird, weil es wetterfest ist. Das Geld wurde über Crowd-Funding eingesammelt. Wird alles im Interview besprochen.

Abschaltung der Statistiken wegen Überlast

Ein anderer Kritikpunkt ist, dass der Umgang mit den Großspendern nicht transparent ist. Dazu wird in der Online-Ausgabe auf einen Tweet des Spiegel-Journalisten Jan Petter verwiesen4, in dem moniert wird, dass am 24.12., dem Ende des Crowdfundings, die Anzahl der verschiedenen Spendenarten nicht angezeigt wurde. Philip Siefer erklärt den Grund dafür auch im Interview und das war auch völlig transparent von startnext kommuniziert worden:

Um Lastspitzen der Olympia-Crowd abzufangen, haben wir kurzfristig komplexe Berechnungen aus dem Projekt entfernt. Deshalb werden derzeit keine Buchungsanzahlen der Dankeschöns ausgegeben. Damit das ganze transparent bleibt, blenden wir nach dem Funding (wenn die Zugriffszahlen wieder normal sind) die Zahlen wieder ein. Die entscheidende Zahl ist ohnehin das Fundingziel.

Projekt-Update vom 23.12.2019 auf der startnext-Projektseite des Olympia-Projekts

Jan Petter beschwert sich im Thread auch darüber, dass die Buchungszahlen bei anderen Projekten angezeigt werden, bei Olympia aber nicht. Das zeugt von fehlender Sachkenntnis. Diese Zahlen hätten bei Olympia fortwährend aktualisiert werden müssen. Das ist nicht trivial, wenn mehrere Nutzer gleichzeitig auf der Plattform unterwegs sind: Es muss sichergestellt werden, dass das Update aus einer Buchung nicht Änderungen aus einer anderen Buchung überschreibt. Auf den Servern laufen mehrere Prozesse parallel, die müssen – über mehrere Rechner hinweg – synchronisiert werden. (Ich bin Informatiker, weiß also, wovon ich rede.) Die Server waren am 23.12. und am 24.12. am Limit, so dass startnext alles, was nicht unbedingt nötig war, abgeschaltet hat. Zum Beispiel auch die Mailbenachrichtigungen an die FunderInnen (was in einem anderen Projekt-Update kommuniziert wurde).

Diese Seite haben Crowdfunder am 23.12. und 24.12. öfter gesehen. Die Server waren überlastet, weshalb startnext alle Dienste, die nicht unbedingt nötig waren, abgeschlatet hat.

Wie versprochen sind die Zahlen der einzelnen Buchungen jetzt wieder einsehbar.

Crowdfunding und andere alternative Finanzierungsformen

Die Geschichte mit den SpenderInnen ist ein Dauerbrenner, aber auch sie ist eigentlich absurd, insbesondere aus taz-Sicht. Einerseits wurde im Netz verlangt, die Namen der SpenderInnen zu nennen. Andererseits wurde über Sponsoring geschimpft, weil nämlich irgendwo doch Namen genannt wurden. Ich habe das in Olympia: Startups, Sponsoring und Elon Musk besprochen. In meinem Blog-Post sind auch (einige?) Namen zu sehen. Wie ich in dem Post dargelegt habe, halte ich die Nennung der Namen für falsch.

Beim Nachdenken über die GroßspenderInnen hilft vielleicht ein Vergleich: Die taz ist als Genossenschaft organisiert. Am 7.1.2019 gehörte sie 19.545 GenossenschaftlerInnen (ich bin einer davon). Laut Mitgliederinfo 2019 betrug das Genossenschaftsvermögen der taz-Genossenschaft 31.12.2018 18 Mio €. Da diese Anteile an Wert verlieren, es nie irgendwelche Gewinnausschüttungen gibt, sind das praktisch Spenden (siehe auch Warum mein taz-Kreditplan nicht funktioniert hat). Früher stand auf der Titelseite immer etwas von einer „linken radikalen Tageszeitung“. Ist die taz jetzt weniger links, weniger unabhängig, weil sie GenossenschaftlerInnen gehört? Was ist, wenn Kai Diekmann (Bild-Zeitung) Anteile kauft?5 Werden die Namen der GenosenschaftlerInnen veröffentlicht? Die Summen der jeweiligen Einlagen einzelner Genossen?

Uninformierte oder wissentliche Flaschdarstellungen

Der Gipfel im letzten taz-Artikel ist aber das hier:

Und das Unbehagen ist berechtigt. Denn Siefers Antwort zeigt: Für wen die Weltrettung eine Ware ist, dem ist der Käufer wurscht. Was den Verkäufer einzig interessiert, ist sein Ertrag. So gesehen ist der Kaufmann der toleranteste Mensch der Welt.

Volkan Agar, taz, 07.01.2020, S. 14

Das ist fies und es zeigt, dass Volkan Agar seine Hausaufgaben nicht gemacht hat. Die Einhörner sind Marketing-Leute und sie haben mit Spaß und Schwung die Weltrettung für 29,95€ angeboten. Schon der Preis, wo man ja nicht mal 30€ bezahlen muss, ist ein grandioser Witz. Das kommt bei Allergikern aber nicht so gut an. Über Asthma macht man schließlich auch keine Witze. Hier sind Welten aufeinander geprallt, das haben die Einhörner jetzt sicher auch gelernt. Aber, hey, sie haben die 2 Mio € zusammenbekommen. So falsch kann das Marketing also nicht gewesen sein. Nur, dass die Presse sie nicht liebt. Aber zurück zu dem Punkt, dass der zitierte Satz daneben ist: Hätte sich Volkan Agar die ganzen zwei Stunden angesehen, dann hätte er gelernt, wie die Firma Einhorn aufgebaut ist. Er hätte gesehen, dass die Firma dieselben Ideale hat, wie die taz. Bei der taz arbeiten viele tolle JournalistInnen in einer flachen Hierarchie. Am Anfang gab es bei der taz ein Einheitsgehalt. Das wurde aufgegeben, weil die ChefredakteurInnen immer weggekauft wurden. Bei den Einhörnern wird das Gehalt in der Belegschaft ausgehandelt. Wenn jemand wegen einer fiesen Mieterhöhung in Bedrängnis kommt, gibt es Geld aus einem Reservetopf. Die Firmengründer haben sich überlegt, wie man aus diesem üblen Startup-Szenario rauskommt, bei dem es nur darum geht, den shareholder value zu maximieren. Sie haben beschlossen, die Hälfte aller Gewinne zu reinvestieren und nur maximal 50% zu entnehmen. Im Fall von Einhorn haben sie diese 50% nie entnommen. Stattdessen wurden von dem überschüssigen Geld zum Beispiel zwei ArbeiterInnen bezahlt, die Unkraut auf den Kautschuk-Plantagen jäten, so dass kein Glyphosat eingesetzt werden muss.

Hätte Volker Agar das Video gesehen, wüsste er, dass die Einhorn-Gründer ihre Anteile an die Firma geschenkt haben und dass die Firma jetzt eine Self-owned Company ist, die nicht verkauft werden kann. Das wurde durch eine Übertragung in die Purpose-Stiftung sichergestellt. Hier ist die entsprechende Stelle im Video:

Erklärung der Besitzverhältnisse von Einhorn durch Gründer Philip Siefert

Im Video wird erklärt, dass die Firmenanteile vorher zu 100% den beiden Gründern gehört haben, dass die Firma 6 Mio € im Jahr Umsatz gemacht hat und durchaus etwas Wert ist. Die Gründer haben die Firma weggegeben bzw. den MitarbeiterInnen der Firma die Firma geschenkt. Aus Idealimus. So wie die taz nur mit einer gehörigen Portion Idealismus funktioniert. Ich will nicht alles aus diesen zwei Stunden wiederholen, möchte aber jedem Meckerkopp nahelegen, dass ganze Video komplett anzusehen. Für die taz-Chefredaktion würde ich vorschlagen, dass sie immer, wenn sie einen neuen Beitrag zum Thema Olympia bekommt, die AutorInnen fragt, ob sie schon JUNG&naiv geguckt haben.

Fazit: Was die von mir kritisierten taz-Artikel gemacht haben, ist twitter-Journalismus: Man guckt, was gerade trendet, zitiert ein paar tweets und fertig ist die Laube.6 Aber so einen twitter-Journalismus brauchen wir nicht, twitter haben wir selber.

Beim nächsten zu diskutierenden taz-Artikel werde ich den Blog analog zum Bild-Blog in taz-Blog umbenennen.

Nazis raus

Der erste Tweet von einhorn enthielt „Nazis raus“ und auch Luisa Neubauer hat schon am 5.1. „Nazis raus.“ getwittert:

Diese Äußerung ist in ihrer wörtlichen Bedeutung merkwürdig, was Die Goldenen Zitronen schon vor 14 Jahren auf den Punkt gebracht haben:

Und dann fragt man sich dann doch:
Wer soll eingentlich wo raus? Raus aus wo oder rein wohin?
Rein und raus, raus wohin? Wer soll eigentlich wo raus und rein wohin?

Was solln die Nazis raus aus Dütschland?
Was hätte das für ein Sinn?
Die Nazis können doch nich raus, denn hier jehörn se hin

Die Goldenen Zitronen, Flimmern, 2006

Hab das Video schon mal auf twitter versucht, hat nicht geklappt. Ich hoffe, hier funktioniert es. Die meisten haben eh nicht bis hierher gelesen.

Die Abwandlung des Spruches ist: „Nazis raus aus den Köpfen!“ Ist irgendwie gut gemeint, funktioniert aber auch nicht. Es müsste heißen: „Nazi-Ideen raus aus den Köpfen!“ So lange es noch Nazis gibt, müssen diese natürlich in unseren Köpfen bleiben. Leider. Die Überschrift dieses Blog-Posts funktioniert aber: „Nazis raus aus den Stadien!“ Wenn man sowohl die Faschos aus den Fußballstadien kriegt und keine zu Olympia reinlässt, ist viel erreicht.

So und jetzt gehe ich schlafen und morgen machen wir dann mit Inhalten weiter, OK?

Olympia: Startups, Sponsoring und Elon Musk

OK: Eine Kritik an Olympia kommt immer wieder: Die OrganisatorInnen sind so komische Startup-Heinis/Startup-Trullas, das ist alles nur Kommerz, um irgendwelche Firmen zu pushen und es sind auch sowieso die falschen Firmen. Ich habe in meinen Posts, die Firmen-Sache immer raus- bzw. ganz klein gehalten, möchte hier aber doch mal etwas ausführlicher schreiben.

Startups und Einhorn

Wie die OrganisatorInnen in der FAQ schreiben und wie ich auch in Warum ich Olympia gut finde erklärt habe, kann man als Einzelperson nicht das Olympiastadion mieten, da die Miete so hoch ist, dass der Vermieter (das Land Berlin) irgendwie sicher stellen muss, dass der Vertragspartner genügend groß ist, um eine entsprechende Veranstaltung zu planen und einen geregelten Verlauf abzusichern.

Waldemar Zeiler (Gründer Einhorn, Brille Bart), Irma (Fridays4Future), Thomas Loew (Scientists4Future, grau gesprekelter Pullover), Elisa Naranjo (Einhorn, Head of fairstainability), Philip Siefer (Gründer Einhorn, Mikro) und Charlotte Roche (vorn grüner Pullover) bei der Auftaktveranstaltung zur Crowdfunding-Aktion zur Mietung des Olympiastadions für die größte BürgerInnenversammlung der Welt mit bis zu 90.000 Menschen, Berlin, 18.11.19

Die Firma, die die Anmietung des Stadions übernommen hat, ist eine Startup-Firma. Ist das schlimm?

Startups

Nein. Nicht unbedingt. Was sind Startup-Firmen? Wie funktionieren sie? Zuerst sind da ein paar Menschen, die eine Idee haben. Entweder sie können die Idee direkt umsetzen oder sie brauchen Geld für irgendwelche Dinge. Ich habe selbst von 2000–2001 in einer Startup-Firma gearbeitet. Ziel war es Computerschnittstellen zu bauen, so dass man mit natürlicher Sprache Datenbankanfragen stellen kann. Ich war für die Entwicklung computerverarbeitbarer Grammatiken zuständig. Wir waren am Anfang ein Team von 6–10 Leuten. Das wurde schnell größer und irgendwann 2002 oder 2003 waren es dann 100 Leute. Diese Menschen müssen irgendwie bezahlt werden. Wenn es noch keine Produkte gibt, für die irgendjemand Geld geben würde, dann braucht man einen Vorschuss. Den kann man sich entweder von der Bank holen oder von darauf spezialisierten Investoren. Es ist klar, dass bei solchen Investments das Geld verloren sein kann, wenn die Firma pleite geht, bevor das Produkt marktreif ist oder wenn sich herausstellt, dass das Produkt doch niemand braucht. Die Fernsehserie Silicon Valley liefert einen sehr lustigen Einblick in die kalifornische Start-Up-Szene.

Die Firma, bei der ich gearbeitet habe, ist krachen gegangen und die Spracheingabe ist inzwischen technisch gelöst.

Funny Van Dannen: „Baut kleine geile Firmen auf!“

Ich habe später selbst eine Firma gegründet. 2012 habe ich mit meinem Kollegen Martin Haspelmath begonnen, den Openaccess-Verlag Language Science Press aufzubauen. Inzwischen sind über 100 Bücher von AutorInnen aus aller Welt veröffentlicht, es gibt 23 Buchreihen. AutorInnen und LeserInnen bezahlen keinen Cent. Bei anderen Verlagen müssten AutorInnen für die Veröffentlichung eines Openaccess-Buches 10.000–15.000€ (Steuergeld) bezahlen. Preise für gedruckte wissenschaftliche Bücher liegen bei 60–250€.

Download-Zahlen der Top Language-Science-Press-Bücher. Darunter sind drei Lehrbücher mit 40.000 bzw. zweimal 30.000 Downloads. Da die Bücher frei verfügbar sind, sparen Studierende, Bibliotheken und die interessierte Öffentlichkeit viel Geld.

Der Verlag ist dezentral organisiert, die Reihenherausgeber leisten einen großen Beitrag zur Bucherstellung. Dennoch kostet Language Science Press Geld. Wir beschäftigen anderthalb Personen. Die Erstellung eines Buches (Verwaltung, Abstimmung Satz, Einpflegen der Dateien in Computersysteme usw.) kostet so zwischen 3000 und 4000€. Das Geld muss irgendwo herkommen. In unserem Fall kommt es von Universitäten und Forschungseinrichtungen, die letztendlich sehr viel Geld sparen, weil sie die Bücher nicht für Bibliotheken anschaffen müssen. Noam Chomsky und Steven Pinker haben uns dabei unterstützt, das Geld zusammenzubekommen. Die Firma ist gemeinnützig, d.h. wir dürfen nur einen bestimmten Betrag auf dem Konto haben und dürfen keine Gewinne an die Gesellschafter ausschütten.

Wer den Kapitalismus hasst, muss Language Science Press lieben (alle anderen auch), denn die Gewinnmargen von Elsevier, Wiley und Springer (dem Wissenschaftsverlag) liegen irgendwo zwischen 40% und 35%. Das sind Steuergelder, die wir alle bezahlen. Hier kann man gucken, was die Vorstände der großen Wissenschaftsverlage pro Jahr verdienen. Liegt so im Millionen-Bereich.

Das heißt: Nur weil jemand eine Firma gründet, ist er noch lange kein schlechter Mensch. Sorry, dass ich Euch gerade erklärt habe, warum ich kein schlechter Mensch bin.

Es sollte jetzt aber klar sein, was Startups sind und dass man für neue innovative Projekte Geld braucht und dass solche Projekte nicht unbedingt schlecht sein müssen.

Einhorn

Vorweg: Ich habe mit Einhorn nichts zu tun. Ich habe den Namen zum ersten Mal im September 2019 beim Onboarding von Extinction Rebellion (XR) gehört. Ich dachte, das wäre ne Kneipe. Es waren aber die Büroräume, die Einhorn XR kostenlos zur Verfügung stellt. Zum ersten Mal gesehen habe ich sie auf der Kick-Off-Veranstaltung zum Crowdfunding am 18.11.2019. Ich habe dort erfahren, dass die Firma fair hergestellte vegane Kondome (kann man in Kondome Tiere reinmischen???)7 und Periodenprodukte herstellt. Kurz nach dem Kick-Off habe ich einen Fernsehbeitrag gesehen, in dem erklärt wurde, dass die Gründer ihre privaten Anteile an die Firma geben und die Firma jetzt so organisiert ist, dass niemand persönlich reich wird, wenn es der Firma gut geht. Mehr wusste ich bis vor kurzem nicht über die Firma.

Wenn mir jemand Werbung zuschickt, bestelle ich sie umgehend ab, weil ich den Quark eh nicht lese und das alles eine unglaubliche Ressourcenverschwendung ist (siehe Bestellt alles ab!). Ich habe mein Konto bei der GLS-Bank (Gemeinschaftsbank für Leihen und Schenken). Die GLS-Bank ist eine Genossenschaftsbank. Sie fördert solziale und ökologische Projekte. Um das zu unterstützen, bin ich zusätzlich auch Genossenschaftler. Die Bank schickt von Zeit zu Zeit einen Report (Bankspiegel 2/2019) und der lag noch bei mir rum, weil ich ihn abbestellen wollte. Beim Abbestellen fiel mein Blick auf einen Artikel über Einhorn. In diesem Artikel ist die Firma etwas genauer beschrieben. Die Firmenkultur ist sehr offen, es gibt keine Hierarchien, keine Chefs.

Denn 2017 entschieden die Gründer Zeiler und Siefer, dass sie keine klassischen Chefs mehr sein wollen. Ab dann standen die Mitarbeiter, oder „Mitunternehmer“ wie Zeiler sie nennt, mit in der Verantwortung. Sie müssen selber wissen, wann sie ins Büro kommen, wie viel Urlaub sie brauchen, welche Entscheidungen sie in ihrem Verantwortungsbereich treffen, und mit einem selbst gewählten Gehaltsrat untereinander den Lohn verhandeln. Inspiriert wurden sie durch Holacracy (Führen ohne Chefs), doch sie halten sich nicht zu eng daran. „Wofür wir eine Lösung brauchten und hier keine Antwort fanden, war, wie Innovation zustande kommt“, sagt Naranjo. Sie üben sich in gewaltfreier Kommunikation und versuchen, ihre eigenen dezentralen Entscheidungswege zu finden. „Wir kriegen in den Medien oft ein rein positives Bild. Man muss aber auch ehrlich mal sagen, so zu arbeiten, ist echt anstrengend“, meint Naranjo. Trotzdem hält sie diese neue und manchmal Unsicherheiten provozierende Arbeitskultur für richtig. Denn das macht die Haltung des Unternehmens aus.

Lisa Neal: Einhorn Bankspiegel 2/2019
Funding future: Elisa Naranjo (Einhorn, Head of fairstainability) bei der Auftaktveranstaltung zur Crowdfunding-Aktion zur Mietung des Olympiastadions für die größte BürgerInnenversammlung der Welt mit bis zu 90.000 Menschen, Berlin, 18.11.19

Im Prinzip müsste das eigentlich genau das sein, was auch die Kritiker von Einhorn und Olympia gut finden müssten: ein hierarchiefreies Kollektiv von Menschen, die gemeinsam an einer guten Sache arbeiten.

In derselben Ausgabe des Bankspiegels gibt es auch einen Beitrag Bürgerrat: „Krafträume für Demokratie“ über den Verein Mehr Demokratie e.V. Sowohl die GLS-Bank als auch dieser Verein unterstützen Olympia.

Sponsoring

Auf der Kick-Off-Veranstaltung für das Crowdfunding wurde gesagt, dass das Crowdfunding gebraucht wird, weil das Ereignis ohne Sponsoren durchgeführt werden soll. Das fand ich gut, und es hat mich sehr gewundert, dass KritikerInnen von Olympia plötzlich dieses Bild auf twitter posteten:

Wieso stehen diese Firmennamen dort? Das Hotel? Ist das nicht genau das, was Sponsoring ausmacht? OK, man kann noch sagen, dass im Stadion selbst alles werbefrei ist, aber dass Unternehmen mit dem Projekt assoziiert werden, ist verkehrt. Die meisten Firmen kannte ich vorher nicht und sie interessieren mich auch nicht. Es sind meist Öko-Firmen, weshalb sie schon zu einem Weltrettungsprojekt passen. Dennoch hätten gewinnorientierte Firmen nicht auf dem Bild auftauchen dürfen.

Ich selbst habe dieses Bild übrigens nie auf den Webseiten gesehen, obwohl ich mich seit dem 18.11.2019 für das Projekt interessiere, Olympia auf twitter folge und die Web-Seiten des Projekts und die Seiten bei Startnext angesehen habe. Ich habe mich erst heute mit den Firmen beschäftigt und einige nachgeschlagen. Es scheint also paradoxerweise so zu sein, dass die Olympia-Kritiker diesen Firmen zu Publicity verhelfen, indem sie dieses Bild teilen.

Olympia selbst hat inzwischen den Fehler erkannt und die Firmen-Namen entfernt.

Tweet von Olympia zur Liste der UnterstützerInnen vom 25.12.2019

Lush

Als links-grün versiffter Gutmensch wasche ich mich nie. OK, heute habe ich geduscht, aber es ist auch der erste Tag im Jahr. Dann dusche ich noch einmal im Mai vor der Geburtstagsparty. Kosmetik-Zeug interessiert mich deshalb nicht. Ich habe den Artikel über Lush in der taz bei Erscheinen zwar gesehen, aber nicht gelesen. Nun wurde Lush aber als Unterstützer genannt und das wurde auch prompt aufgegriffen und kritisiert. Ich habe den taz-Artikel und noch einen weiteren bei t-online (Lush: eine schmierige Naturkosmetikkette) gelesen und ja: Lush ist eine Öko-Sekte, so was wie die Öko-Version von Schlecker.8 Ich denke, dass das Investment von Lush sich nicht gelohnt hat. Viele Leute wissen jetzt Bescheid und ich freue mich, wenn ich auch mit diesem Beitrag noch ein bisschen dazu beitragen kann, dass mehr Menschen die Arbeitsweise dieses Unternehmens mit den „glücklichen“ Öko-Prostituierten kennenlernen.

Elon Musk

Auch immer wieder gern diskutiert wird der folgende Tweet des offiziellen Twitter-Accounts von Olympia an Elon Musk:

Tweet von Olympia an Elon Musk, 23.12.2019

Elon Musk ist der Mann, der die Auto-Firma Tesla gegründet hat. Ich halte diesen Olympia-Tweet für einen großen Fehler. Warum soll dieser Mensch für Olympia Geld geben? Ja, er ist irgednwie öko. So wie Lush ja auch. Aber auch E-Autos sind keine Lösung für unsere Verkehrsprobleme. Zumindest nicht in den Städten und schon gar nicht die Autos, die Musk baut. Musk will auch in Brandenburg SUVs bauen. SUVs sind absurd unökologisch und es ist eine Schande für unser Land, dass so viele Menschen hier immer noch SUVs neu anschaffen.

Nice shirt: Klimakativist Tadzio Müller hält eine mitreißende Rede am Brandenburger Tor bei der Klimademo #AlleFürsKlima vor 270.000 Menschen am Brandenburger Tor, Berlin, 20.09.19

Der Gipfel der Unsinnigkeit sind aber Elektro-SUVs. Nicht nur, dass man wie bei den Verbrenner-SUVs 1,5 Tonnen Zeug bewegen muss, um 80kg Mensch zu transportieren. Bei Elektro-SUVs kommen noch 650kg für Batterien dazu. Einfach Irrsinn und an den Erfordernissen unserer Zeit vorbei. In der Stadt braucht man gar keine Autos. Man kann das (Lasten-)Rad benutzen oder den ÖPNV oder, wenn es nicht anders geht, ein Taxi oder Mitauto (siehe Automobilstrejk for klimatet). Ich selbst habe nie ein Auto besessen. Das geht. Auch mit zwei Kindern. Und ich bin 1993 zum ersten und letzten Mal PKW gefahren (nur mal so zum Probieren, hab 1989 LKW-Fahrerlaubnis gemacht).

Steffen Zeisig hat Recht, wenn er Musks Ablehnung des ÖPNVs kritisiert:

Tweet zu Elon Musk und seinen Ansichten in Bezug auf öffentlichen Personennahverkehr

Aber der Mann will Autos verkaufen. Was soll man von ihm erwarten? Über die Ankündigung, dass Tesla nach Brandenburg gehen will, habe ich mich dennoch gefreut. Aus mehreren Gründen: 1) Macht Tesla den verschlafenen deutschen Autofirmen Druck. 2) Ist es politisch gut, wenn die Region Brandenburg Arbeitsplätze und Steuern bekommt, wo wir ihr doch die Kohle wegnehmen werden. 3) Und hier scheine ich mir zu widersprechen: Es ist gut, dass es diese teuren und luxuriösen E-Autos gibt. Der Grund ist, dass die Super-Reichen einen enorm hohen CO2-Abdruck haben. Sie sind gleichzeitig aber auch Vorreiter und Vorbild für viele andere Menschen, die nach Reichtum und Wohlstand streben. Wenn Reichtum mit E-Autos und Solarzellen assoziiert wird, werden auch in anderen Bevölkerungsschichten E-Autos usw. begehrenswert.9

Musk war bei der E-Mobilität Pionier und dafür können wir ihm danken, wir sollten aber dafür kämpfen, dass seine Monster nicht letztendlich die Städte übernehmen.

Demonstration in Kreuzberg für ein autofreies Berlin, 26.10.2019

Keine Gras-roots-Bewegung?

Auf twitter gibt es viele merkwürdige Behauptungen und wahrscheinlich muss ich dringend lernen, diese zu ignorieren (nehme ich mir für’s neue Jahrzehnt vor). Eine Behauptung war, dass die Tatsache, dass es die SpenderInnen gab, zeigt, dass Olympia keine Gras-Roots-Bewegung sei. Aber, wenn man sich die Zahl der SpenderInnen ansieht und dann die 12 GroßspenderInnen abzieht, bleiben immer noch: Tja, 12 weniger. Trotzdem noch viele übrig. Mit heutigem Stand sind das 26966 Spender, die ein Ticket oder mehrere Tickets für sich gekauft haben. 4.833 haben Einzeltickets gespendet, 2.585 haben für sich ein Ticket gekauft und eins gespendet und 3.711 haben 15€ gespendet. 36 Personen haben 100er Tickets gespendet. Wie viele Personen das letztendlich sind, weiß der Wind, weil ja Personen sowohl Tickets gekauft haben können als auch gespendet haben können, aber in jedem Fall ist es eine beeindruckende Crowd. Ja, vielleicht wäre die Summe von 1,8 Mio Euro zu Weihnachten nicht im Kasten gewesen, aber Olympia hätte dennoch stattgefunden: Es gab Angebote aus anderen Städten, es dort in Stadien mit geringeren Mietkosten durchzuführen. Und man hätte die Tickets sicher noch nach Bekanntgabe der auftretenden KünstlerInnen verkaufen können.

Ich bin in jedem Fall aber sehr froh, dass es jetzt in Berlin stattfindet, denn so kann ich die 16km zum Stadion mit dem Fahrrad zurücklegen. In eine andere Stadt wäre ich wahrscheinlich nicht gefahren. Dann wäre es wohl eine Online-Teilnahme geworden.

Transparenz und Rückgabe

Was würde ich jetzt machen? Ich würde einfach alle Großspender kontaktieren und ihnen ihr Geld zurücküberweisen. Das wären 359.400€ bzw. 12.000 Tickets. Die 12.000 Tickets würde ich einfach in den normalen Verkauf geben. Die gehen schon noch weg. Der Nachteil wäre, dass dann nur Menschen diese Tickets kaufen könnten, die sich das leisten können. Dass nur diejenigen teilnehmen können, die sich Tickets leisten können, war ja einer der (unbegründeten) Vorwürfe der Olympiagegner. Der Anteil der Soli-Tickets würde dann aber leider von derzeit 39% auf 21% sinken. Irgendwie scheint man es nicht allen recht machen zu können.

Hm.

Vielleicht geben die OrganisatorInnen wenigstens die Lush-Spende zurück ….