#AlleFürsKlima: Protest und verantwortliches Handeln

Seit über einem Jahr gehen die Kinder und Jugendlichen nun für unsere Zukunft auf die Straße. Sie haben viel erreicht: Das Thema ist auf der Tagesordnung, die Kanzlerin, die irgendwie in den Ruf gekommen war, eine Klimakanzlerin zu sein, hat jetzt eingesehen, dass die Zeit für Pillepalle vorbei ist und sogar in der EU noch ambitionierteren Zielen bei der CO2-Einsparung zugestimmt. 68–73% Reduktion bis 2030 für Deutschland. Nur wie der Weg dorthin aussehen soll, ist völlig unklar. Zumindest der Regierung. Die Verkehrswende wird erfolgreich blockiert, die Agrarwende genauso. Kohleausstieg: Ja, gerne. Später dann. (Mit den jetzt angenommenen Reduktionszielen müsste 2030 Schluss sein) Statt einer schnell wirksamen CO2-Steuer wird auf Emissionshandel gesetzt.

Im deutschsprachigen Raum haben sich 26.800 WissenschaftlerInnen hinter FridaysForFuture gestellt. Wir (ScientistsForFuture, S4F) unterstützen ihre Ziele und die KlimawissenschaftlerInnen unter uns haben die Richtigkeit ihrer Behauptungen bzgl. Klima bestätigt. S4F sieht sich selbst nicht als NGO oder Aktivisten in der Klimabewegung sondern eher als Faktenchecker, die FFF oder andere KlimaaktivistInnen mit ihrer Expertise unterstützen. Das ist einigen WissenschaftlerInnen nicht genug: Sie haben sich als climatewednesday.org zusammengetan, um FFF auch durch Mahnwachen und aktive Umorganisation der Gesellschaft und dabei insbesondere des akademischen Bereichs zu unterstützen. Zur Zeit gibt es jeden Mittwoch Aktionen in Adlershof, an der HU (Hauptgebäude), der TU, der FU, in Potsdam und in Leipzig. Ziel hier ist die Mobilisierung für die Aktionswoche von FFF im September und insbesondere für die große Demo am 20.09. Die Aktionen von climatewednesday.org dauern immer eine Stunde und jede und jeder kann dort seine Mittagspause verbringen.

Die Aktiven von climatewednesday.org haben eine Liste von Vorschlägen ausgearbeitet, die sie den jeweiligen Universitätsleitungen unterbreiten werden. Hauptziel ist die Klimaneutralität der Universitäten bis 2035. Eine Studie der ETH Zürich hat festgestellt, dass 50% ihres CO2-Ausstoßes durch Reisetätigkeit verursacht wird. Davon sind 93% Flügen zuzuordnen. Höchstwahrscheinlich wird das für die deutschen Universitäten genauso sein. Prof. Dr. Dr. Martina Schäfer von der TU Berlin hat überlegt, wie man den CO2-Ausstoß pro Jahr um 10% reduzieren könnte und dabei bietet sich eine Reduktion der Flüge an. Es ist klar, dass die Nachfrage nach Flügen auch mit deren Preis zu tun hat und dass das Hauptziel daher sein muss, die Subventionen des Flugverkehrs abzuschaffen und Steuern zu erhöhen. Das ist ein politisches Ziel, für das wir uns gemeinsam mit FFF einsetzen. Aber wir können als AkademikerInnen auch selbst zur Verringerung des CO2-Ausstoßes beitragen, indem wir unser Handeln hinterfragen, unseren Konferenzbetrieb anders organisieren und Flüge einfach vermeiden. Prof. Schäfer hat deshalb eine Selbstverpflichtungsaktion zum Verzicht auf dienstliche Kurzstreckenflüge gestartet, die inzwischen auch an der Uni Potsdam, der HU Berlin, der Uni Leipzig und der Beuth-Hochschule angelaufen ist. Bisher haben schon fast 1.000 Menschen unterschrieben. Das Ziel sind bis zur Übergabe an FFF am 20.09. 2000 Unterschriften. Die Seiten der Selbstverpflichtungsaktionen an den jeweiligen Hochschulen sind auf einer gemeinsamen Seite von climatewednesday.org verlinkt.

Am 20.09. haben FridaysForFuture zur weltweiten Protestaktion #AlleFürsKlima aufgerufen. Es ist wichtig, ein Zeichen zu setzen und die Forderungen von FridaysForFuture an die Politik zu unterstützen. Es wird einen ScientistsForFuture-Block geben und ich möchte alle aufrufen, an dieser Demonstration teilzunehmen, auch wenn es nur kurz in der Mittagspause ist. Verdi, die GEW und der DGB rufen ihre Mitglieder auf, an der Protestaktion (in der Pause/im Urlaub) teilzunehmen und auch der Papst findet, dass wir etwas tun sollten. Jede/jeder Einzelne. (May God, “the lover of life” (Wis 11:26), grant us the courage to do good without waiting for someone else to begin, or until it is too late.)

Für BerlinerInnen: Die Demo findet ab 12:00 am Brandenburger Tor statt. Das ist die perfekte Zeit für die Mittagspause.

Also: Auf alle Fälle am 20.09. demonstrieren und ansonsten auch die Selbstverpflichtung unterschreiben.

Spaß mit Klimawandelleugnern

Das Berkeley Earth Surface Temperature-Projekt

Wie die Welt und Katapult berichteten, haben Klimawandelskeptiker um den Physiker Richard A. Muller an der Universität von Kalifornien in Berkeley das Berkeley Earth Surface Temperature-Projekt gestartet, dessen Ziel es war, bisher unberücksichtigte Messwerte in die Erstellung neuer Klimamodelle einzubeziehen. Muller ging davon aus, dass die Vorhersagen anderer WissenschaftlerInnen dadurch verfälscht waren, dass in Städten gemessen wurde, was wegen der Erhitzung innerhalb von Städten zur Vorhersage von zu großen Effekten führen könnte. Das Berkeley Earth Surface Temperature-Projekt wurde von den Koch-Brüdern finanziert, zwei (einfluss)reichen Amerikanern, deren Firma mit 120.000 Mitarbeitern in den Bereichen Erdöl, Erdgas, Chemie, Energie, Asphalt, Kunstdünger, Nahrungsmittel und Kunststoff tätig ist und die auch die rechte Tea-Party unterstüzen. Interessanterweise war das Projektergebnis, dass die Vorhersagen der anderen WissenschaftlerInnen zu konservativ waren und die Erwärmung höchstwahrscheinlich noch größer ausfallen wird. Ein weiteres Projektergebnis war, dass der Klimawandel menschengemacht ist. Die Arbeiten des Projekts wurden fortgesetzt, einige Geldgeber sind aber ausgestiegen …

Richard Muller, UCB: Klimawandel ist real und menschengemacht

Die AfD fragt: Bestätigen wirklich 97% der Wissenschaftler den menschengemachten Klimawandel?

Eine Strategie der AfD ist es, den parlamentarischen Betrieb mit unsinnigen Anfragen zu beschäftigen und damit Punkte ihrer Agenda immer wieder zu aktivieren. Also zum Beispiel mal zu fragen, wie viele Ausländer welche Verbrechen begangen haben. Die Antwort ist dabei dann eigentlich egal, denn es wird durch die Anfrage bei allen, die davon erfahren, die Verbindung zwischen Ausländer und Verbrecher gestärkt. Nun hat die AfD eine Anfrage an die Bundesregierung gestellt bzgl. der WissenschaftlerInnen, die darüber einig sind, dass der Klimawandel menschengemacht ist. Das Ergebnis ist lustig, denn es ist ein weiteres Beispiel dafür, wie Aktionen von Klimawandelleugnern nach hinten losgehen können. In ihrer Antwort stellt die Bundesregierung fest, dass 99,9% der KlimawissenschaftlerInnen sich einig sind, dass der Klimawandel menschengemacht ist und nicht etwa von der Sonne gemacht, weshalb der Ansatz von Beatrice von Storch, die Sonne zu verklagen, nicht zur Lösung unserer Probleme beitragen würde.

Automobilstrejk for klimatet

Hi Kids,

Seid Ihr auch bei FridaysForFuture? Vielleicht sogar bei Extinction Rebellion? Extinction Rebellion hat mehrere Autobahnen in London blockiert. Cool, oder? Autos mit Verbrennungsmotoren sind für einen großen Teil des CO2-Ausstoßes verantwortlich. Wie viel genau das ist, könnt Ihr selber mit dem CO2-Rechner ausrechnen.

Autoverkehr blockieren: vor der eigenen Tür

Warum also nicht einfach den Autoverkehr dort blockieren, wo er herkommt? Von zu hause. Wenn Ihr einfach sagt: „Ich fahre nicht mehr Auto.“ Ihr steigt einfach nicht mehr ein. Kann sein, dass es dann Stress mit den Herrschenden gibt, aber das ist bei Extinction Rebellion auch so.

Wenn Ihr Eure Eltern fragt, warum sie ein Auto haben, werden sie vielleicht sagen: „Wegen Euch.“ Ich habe einen Freund, der 100%iger Radfahrer war1 und sich dann irgendwann ein Auto angeschafft hat. Wegen der Kinder. Sorgt dafür, dass es diesen Grund nicht mehr gibt.

Schulweg

Ihr seid noch klein und Eure Eltern bringen Euch in die Schule? Weil der Weg zu gefährlich ist? Weil so viele große Autos unterwegs sind? Kein Problem! Dafür gibt es eine Lösung: Lastenräder.

Bakfiets. Stabil gebaut. Kinder können darauf rumklettern. Bis zu vier Kinder oder 200 kg Last.

In einem entsprechenden Modell kann man bis zu vier Kinder gleichzeitig transportieren. Was für ein Spaß! Und Mama/Papa sitzt direkt dahinter und hat alles im Blick. Auch große Kinder mit Gepäck kann man so transportieren. Auch ganz kleine, denn man kann eine Babyschale, wie sie für Autos verkauft wird, fest einbauen. Gurte zum Anschnallen gibt es auch. Auch ein großer Einkauf geht rein. Bis zu 200 kg kann man damit transportieren! Man braucht (in der Stadt) gar kein Auto mehr.

Komfort

Eure Eltern werden sagen: „Ja, aber wenn es regnet?“ Die Antwort ist: Es gibt Lastenfahrräder mit Dach. Das ist echt gemütlich da drin. Die Antwort Eurer Eltern wird sein: „Ja, aber ich sitze ja nicht unter dem Dach und es ist ungemütlich.“ Dafür gibt es natürlich Regensachen. Und wenn es schneit? Die dreiräderigen Lastenräder haben den Vorteil, dass man damit nicht umkippt. Sie sind sehr stabil. Es gibt aber wirklich ein Problem: Wenn sich der Schnee zwischen Räder und Schutzbleche setzt, fühlt es sich an, als würde man mit angezogener Bremse fahren. Wie auf dem Rad im Fitnesscenter. Sagt Euren Eltern einfach, dass sie ja eh wieder ins Fitnesscenter wollten. Nein, sagt das bitte nicht. Kann sein, dass sie sonst richtig sauer werden. Aber Ihr könnt ihnen ja vom folgenden Gleichnis erzählen. Kind ist krank, tödlich erkrankt. Wenn Eure Eltern wüssten, dass Ihr gesund werden könntet, wenn sie jeden Tag eine Stunde anstrengenden Sport treiben, würden sie es tun? Ja, natürlich! Und würden sie, um Eure Zukunft zu sichern, pro Tag eine Stunde Rad fahren? Fragt sie. Der Spiegel hat das Gleichnis mit dem kranken Kind noch besser aufgeschrieben. Und außerdem werden die Winter ja eh immer wärmer. Das ist ja das Problem, um das es gerade geht.

Und wenn Eure Eltern sich partout nicht anstrengen wollen: Es gibt inzwischen auch Lastenräder mit Elektroantrieb.

Kosten

Eure Eltern sagen vielleicht: „Gute Lastenräder sind sehr teuer, das können wir uns nicht leisten.“ Sagt Ihnen einfach, dass sie das Auto dann ja nicht mehr brauchen und von dem Verkauf des Autos können sie locker das Lastenrad finanzieren (ehm, kommt aufs Auto an …). Aber ohne Quatsch: Steuern, Versicherung, Reparatur und Wartung eines Autos und dazu noch Parkgebühren sind sehr teuer. Das machen sich Autofahrer oft nicht klar. Sie schauen nur auf die unmittelbaren Kosten: die Benzinkosten. Zeigt Euren Eltern diese Seite zu den Kosten von Autos. Da könnt Ihr Euer Auto eingeben und die genauen Kosten sehen, auch den Wertverlust des Autos.

Kosten und Wertverlust eines VW-Golf: 3372 € pro Jahr (ohne Parkgebühren). Berechnet mit https://www.autokostencheck.de/

Beim Fahrrad gibt es keine Fahrradsteuer und auch Benzin braucht man nicht. Wartung und ein paar neue Reifen und Schläuche ab und zu. Nicht vergleichbar mit Autokosten. Bei Stilllegung Eures Autos können Eure Eltern viel Geld sparen. Da bleibt sogar nach der Bezahlung von vier Jahresabos für den Nahverkehr noch etwas übrig. Und in Berlin fahrt Ihr ja eh umsonst mit der BVG (inkl. Fahrradmitnahme).

Wochenende

Eure Eltern lieben Euch und möchten das Wochenende mit Euch verbringen. Wenn Ihr nicht mehr mitfahrt, müssen sie sich etwas anderes ausdenken. Bahn und Rad geht wunderbar. In vielen Gegenden Deutschlands. Kinder bis 14 Jahre dürfen umsonst Bahn fahren, wenn die Eltern dabei sind und in manchen Gegenden (Thüringen) ist sogar die Fahrradmitnahme im Nahverkehr kostenlos.

Urlaub

Ach, und Urlaub. Jetzt fliegt Ihr schon nicht mehr und Auto auch nicht mehr? Das geht doch nicht. Nun zeigt sich, wie hart Ihr drauf seid. Entweder macht Ihr ne Ausnahme für den Urlaub. Dann geht das mit dem Autostilllegen nicht oder Ihr braucht für den Urlaub einen Mietwagen. Oder Ihr sagt: „Nee, wieso, geht alles mit der Bahn.“ Man kann lokal Urlaub machen. Von Berlin aus sind die Ostsee, Thüringen, die Sächsische Schweiz, das Oderbruch gut zu erreichen.

Oderbruch mit Regenbogen: von Berlin gut mit der Bahn zu erreichen.

Auch ins Ausland kommt man mit der Bahn: Slowenien, Frankreich, Italien, Großbritannien, die Niederlande, Polen, Tschechien, Russland, Bulgarien … Es geht. Und eine Zugfahrt durch die Alpen ist wunderschön. Eine Fahrt im Nachtzug ein Abenteuer.

Aufm Land

OK. Hier gibt es ein Problem. Als es Euch noch nicht gab, gab es viele kleine Bahnen und Busverbindungen. Diese wurden teilweise stillgelegt oder die Anzahl der Bus- und Bahnverbindungen wurden reduziert, weil die Leute ohnehin alle mit dem eigenen Auto unterwegs sind. Dieses Problem können wir nur zusammen lösen. Dafür ist FridaysForFuture wichtig. (#Verkehrswende)

Denkt mal drüber nach und sagt mir Bescheid, wenn Ihr was erreicht habt. Dann freue ich mich.

Und hey, wenn Ihr es geschafft habt und das gut findet: Macht Euch einen Sticker an: . Eure Alten werden sich an was erinnern.

Herzliche Grüße

Stefan (Müller)

PS: Wenn Eure Eltern fragen, wo Ihr diese bescheuerte Idee mit dem Autostrejk for klimatet herhabt, schiebt alles auf mich! Sie werden Euch dann wahrscheinlich das Internet verbieten, aber hey, wie bei Extinction Rebellion muss man eben Opfer bringen!

PPS: Über Elektroautos reden wir in einem anderen Post. Am besten gar nicht erst damit anfangen.

PPPS: Eine Kollegin hat mir von einem coolen Projekt an der TU erzählt, bei dem man mal für einen Monat so tun kann, als hätte man kein Auto. Vielleicht macht Ihr das, wenn Eure Eltern nicht aufhören rumzudiskutieren. Aber warum nicht gleich das ganze Ding durchziehen? Extinction Rebellion blockiert ja auch nicht nur einen schmalen Streifen auf dem Fußweg.