Touristische Flugreisen, Klima, Moral, Tod und die Rechthaber

Am 03.08. erschien in der taz ein Gespräch von Christian Jakob und mir über die Frage, ob die taz Flugreisen anbieten sollte. Ich denke, dass eine ökologisch orientierten Zeitung wie die taz keine Flugreisen organisieren und bewerben sollte, weil es dabei ein Glaubwürdigkeitsproblem gibt: Man kann nicht einerseits auf die Folgen des CO2-Ausstoßes hinweisen und andererseits eine Reise organisieren und dann ein Bedürfnis in potentiellen Konsument*innen wecken. Werbung für Flugreisen lässt diese als etwas Normales erscheinen, was sie nicht sind, denn wir müssen unseren CO2-Ausstoß auf Null bringen. Offiziell bis 2045, aber eigentlich eher heute als morgen, denn es ist bereist jetzt zu viel CO2 in der Luft.

Auf derselben Seite wie das Streitgespräch befindet sich ein Text von Bernhard Pötter, meinem Lieblings-taz-Autor, der viel über die Klimakrise schreibt, aber stets mit Humor. Ich schätze das sehr, denn ohne Humor wäre das alles nicht auszuhalten. Es gibt, glaube ich, bisher nur einen Text von ihm, der mir nicht gefällt, und das ist der vom 03.08. Ich werde ihn im Folgenden zerrupfen und die Einzelteile besprechen.

Los geht’s.

Ach ja, das Fliegen. Seufz. An keiner anderen Frage trennt sich heutzutage so die Spreu der Klimaschweine vom Weizen der Aufrechten. Ob jemand in ein Flugzeug steigt oder nicht, hat heute oft die Qualität einer Nagelprobe. Früher lauteten die entscheidenden Fragen: Beatles oder Stones? Katholisch oder evangelisch? Dortmund oder Bayern? Heute heißt es: Mit dem Flugzeug in den Urlaub oder nicht? Die Antwort sagt oft viel über den jeweiligen Menschen. Und leider meist nichts Gutes.

Das bagatellisiert die Geschichte irgendwie gleich im ersten Absatz. Beatles oder Stones ist egal. Beide gut. Katholisch oder evangelisch ist egal. Sich deshalb die Nase einzuhauen ist irre. Dortmund oder Bayern? Wie kann man eine Stadt mit einem Bundesland vergleichen? Mit dem Flugzeug in den Urlaub oder nicht? Tja, lieber Herr Pötter, die Realität ist die: Diese Frage wird nicht gestellt. Jedenfalls nicht von mir. Meine Prenzlauer-Berg-Freunde fliegen alle in den Urlaub. Auf einem Messaging-Kanal kamen mal Grüße aus Laos, woraufhin ich anmerkte, dass die Grüßenden, doch wenigstens so viel Umweltbewusstsein haben sollten, dass sie diese Grüße weglassen, wenn sie schon fliegen. Danach gab es einen Riesen-Shitstorm und zwar nicht gegen die Laoten, sondern gegen mich, wie ich es denn wagen könne, individuelles Verhalten zu kritisieren. Also: In meinem Umfeld fliegen alle fröhlich, als gäbe es kein Morgen und niemand stellt die Frage nach dem Fliegen. Es ist sogar klar, dass sie nicht gestellt werden darf. Würde sie gestellt, wären wir schon einen Schritt weiter.

Leider ist das aber auch überhaupt nicht das Thema des Streitgesprächs mit Christian Jakob und das Gesamtthema der Wochenend-taz, das groß auf der Titelseite angekündigt wurde, gewesen.

„Alle wissen: Fliegen schadet dem Klima. Trotzdem jetten viele weiter in den Urlaub. Auch die taz veranstaltet noch Fernreisen – und diskutiert, ob das vertretbar ist.“, Titelseite der taz vom 03.08.2024

Bernhard Pötter lenkt vom Thema ab. Die Frage war nicht, ob man privat fliegen sollte, sondern vielmehr: Darf eine Firma Flugreisen organisieren? Konkret: Darf die Firma, für die Bernhard Pötter arbeitet, nämlich die taz, Flugreisen organisieren? Darf sie dafür werben? Darf sie ein Bedürfnis nach einer Flugreise (der beworbenen taz-Reise oder qua Normalisierung irgendeiner anderen Flugreise) erzeugen?

Wir sind bei 424 ppm CO2 und müssen zurück auf 350 ppm

Weiter im Text:

Denn entweder die Flugbegeisterte blendet alle ökologischen und sozialen Probleme aus, die der massenhafte Luftverkehr mit sich bringt. Oder der Fluggegner reklamiert für sich, den einzig wahren Weg zum Ökofrieden zu kennen. Weil er am Boden bleibt und vielleicht sogar dort klebt. Es gibt da keine Grauzone, keinen Raum für Kompromisse. Für die Lösung von Problemen ist das nie gut.

Sie haben es im weiteren Artikel geschrieben: Klimaverträgliches Fliegen ist zur Zeit und bis auf Weiteres nicht möglich. Wir müssen auf Null CO2-Emissionen kommen und danach mit dem Rückholen von CO2 aus der Atmosphäre beginnen. Es sind bereits jetzt hunderte Gigatonnen CO2 zu viel in der Luft. So steht es auch im IPCC-Report (SSP1-1.9 “1,5°-Pfad”). Der Klimaaktivist Wolfgang Metzeler-Kick war bereit, dafür zu sterben, dass sich das Wissen um diese Tatsache weiter in der Gesellschaft verbreitet. Die Statements der Hungerstreikenden wurden von den Scientists for Future bestätigt (Presseerklärung vom 06.05.2024).

Ingenieur für technischen Umweltschutz Wolfgang Metzeler-Kick am 86. Tag im Hungerstreik, 8. Tag im absoluten Hungerstreik, Hungerstreikcamp, Invalidenpark, Berlin, 31.05.2024

Alles was wir jetzt weiter in die Luft pusten, müssen wir dann später zurückholen. Das Rückholen ist sehr energieaufwendig und kann sinnvoll nur mit erneuerbaren Energien erfolgen, weil man sonst sofort wieder neues CO2 emittieren würde.

Es ist ungefähr so: Wenn Sie mich zu sich nach Hause einladen würden (worüber ich mich jetzt ohne jeden Quatsch sehr freuen würde), würde ich ins Wohnzimmer gehen, wo hoffentlich ein Teppich liegt, und einfach draufpullern. Ich bin ein sehr großzügiger Mensch und würde die Reinigung auch bezahlen. Nicht nett? Unmögliches Benehmen? Aber das ist es, was wir gerade tun. Entweder wird die Pisse in den nächsten Jahren über Kompensationsprojekte entsorgt (falls die nicht Fake sind) oder wir heben uns das für später für die nächste Generation auf. Zwischendurch stinkt es halt ein bisschen. Vielleicht kacken wir auch ganz ab, wenn wir über die Kipppunkte kommen. Dann wird das Wohnzimmer komplett unbewohnbar. Aber einige von uns können dann vielleicht noch im Schlafzimmer weiterleben, das in Richtung Nordpol ausgerichtet ist.

Die Lösungen liegen auf dem Tisch (seit 2019 bzw. 2022)

Für die Lösung des Problems mit den Flugreisen gibt es inzwischen gute Vorschläge. Prof. Andreas Knie schlägt ein Kontingent von drei Flugreisenpaare pro Jahr pro Person vor. Wer weniger braucht, kann seine Anrechte verkaufen (Schier 2019). Die Kontingente werden dann mit der Zeit von drei auf zwei auf eins reduziert. Eine andere Idee habe ich bei einer Flughafenblockade von Scientist Rebellion zum ersten Mal gehört: exponentielle Besteuerung von Flugmeilen.

Scientist Rebellion blockiert das Privatflieger-Terminal des BER, Berlin, 10.11.2022

Dabei würde ich entstehende Schäden in beiden Varianten sofort einpreisen (860€2023 pro Tonne CO2, Umweltbundesamt 2024). Das Fliegen würde in jedem Fall sehr viel teurer werden. Subventionen (Kerosinsteuer, Unterstützung defizitärer Flughäfen) sollten sofort gestrichen werden.

Wir beide wissen, dass die Klimabewegung diese Sachen seit Jahren fordert. Wir wissen, dass sich bezüglich der Subventionen nichts ändert. Was soll man als Individuum tun? Was soll ich tun? Was können Sie tun? Ich wähle alle paar Jahre brav. Ich habe bei Scientist 4 Future eine Selbstverpflichtungsaktion für den Verzicht auf dienstliche Kurzstreckenflüge mitinitiiert und diese dann von Berlin/Brandenburg auch auf das Bundesgebiet ausgeweitet: #unter1000. Sie informieren, wie ja auch vorbildlich in Ihrem Beitrag, über die Schädlichkeit des Fliegens. Aber dann? Was dann? Was folgt? Wie kriegen wir die Subventionen weg? Was sollen Kompromisse? Soll ich mit meinen Prenzlauer-Berg-Freunden aushandeln, dass sie nur noch drei mal im Jahr eine Wochenendreise machen? Würde das das Problem der Flugreisen lösen? Noch mal zur Erinnerung: Wir müssen auf Null. Wie kann ein Kompromiss aussehen?

Es gibt eine Sache, die Teil der Lösung ist, die ich bisher nicht erwähnt habe: ein Werbeverbot für Fernreisen (Das habe ich schon 2019 gefordert: Verzicht und Verbote). So wie es Werbeverbote für Tabak und für Alkopops gibt, sollte es auch Werbeverbote für Flugreisen, SUVs und andere klimaschädliche und damit tödliche Produkte geben. Kann ich als Stefan Müller ein solches bundesweites oder gar europa- oder weltweites Werbeverbot irgendwo erreichen? Nein. Ich kann alle vier Jahre wählen, aber diese Zeitabstände sind viel zu groß und wer weiß, was die dann gebildete Regierung umsetzt.

Deshalb versuche ich nun, wenigstens die taz dazu zu bringen, keine Flugreisen mehr zu organisieren und diese dann eben auch nicht mehr zu bewerben.

Aber geht es hier darum, ein Problem zu lösen? Oder eher darum, recht zu haben?

Mir geht es darum, das Problem zu lösen. Ich arbeite seit 2019 an der Reduktion der Flugreisen im akademischen Bereich und gerade die Togo-Reise, wo man als Tourist die Opfer der Klimakrise besichtigen sollte, hat mich hart getriggert. Deshalb nun seit April der Kampf gegen die touristischen Reisen für Bildungsbürger*innen von der taz.

Für n bisschen Recht haben, wäre das wohl etwas viel Aufwand.

Gasheizungen und Whataboutismus

Bernhard Pötter schreibt weiter:

Vielleicht helfen ein paar Fakten: In Deutschland verursachen Flüge laut Statistischem Bundesamt und Öko-Institut pro Jahr etwa 28 Millionen Tonnen CO2– ungefähr 3 Prozent der Treibhausgase. Rechnet man alle Faktoren ein, dass Treibhausgase so weit oben in der Luft zum Beispiel noch stärker wirken als am Boden, machen diese Flüge etwa 10 Prozent des deutschen Beitrags zur Erderhitzung aus. Ganz schön happig für eine Aktivität, die zu großem Teil reiner Luxus ist: Zwei Drittel der Flugreisen in Europa und nach Übersee sind Urlaubsreisen.

Fliegen ist die klimaschädlichste Art der Fortbewegung, sie ist weltweit ein Luxus der Reichen und der wohl größte Hebel, mit dem man als Privatperson diesen Planeten ruinieren kann. Wir befinden uns mitten in einem Notstand und müssen schnell an allen möglichen Hebeln ziehen.

Aber Fliegen ist auch hochsymbolisch. Es ist zur Gretchenfrage geworden, ob es jemand ernst meint mit der Klimazukunft – oder ob er oder sie das Engagement nur heuchelt. Dabei hätten andere Themen mindestens genauso viel Aufmerksamkeit verdient.

Wer jetzt noch aus Trotz oder Unwissen die Entscheidung trifft, sich eine Gasheizung anzuschaffen, macht sein Leben sehr klimaschädlich, und das wahrscheinlich auf Jahrzehnte. Das Heizen von Räumen verursacht in Deutschland etwa 150 Millionen Tonnen Kohlendioxid jährlich. Das taugt den meisten Menschen aber anders als das Fliegen nicht für große Emotionen.

Sorry, lieber Herr Pötter, das ist Whataboutism vom Feinsten. Es tut natürlich besonders weh, wenn so etwas vom Lieblingsklimaautor kommt. Wie oft spricht man bei Partys darüber, was die Heizung so macht? Wie viele Städter können die Form ihrer Heizung überhaupt beeinflussen? Wenn sie in einem Miethaus wohnen? Die Entscheidung für eine neue Heizung fällt alle paar Jahre, die für Flugreisen vielleicht mehrfach im Jahr.

Folie zum Klimaschutzkonzept für den Stadtbezirk Pankow. Der größte Teil des CO2-Ausstoßes kommt aus den Haushalten und davon wieder der größte Teil aus der Heizung. 65% aus dem Bereich Heizung kommt von Erdgasheizungen und 21% aus dem Bereich Fernwärme, der ebenfalls nicht mit erneuerbarer Energie betrieben wird. Bürgerbeteiligung Klimaschutzkonzept Pankow, Fröbelstraße, Berlin, 08.07.2024

Und der wichtigste Punkt ist: Eine Heizung braucht man im Winter, eine Flugreise braucht man nicht. Wir haben in unserem Mehrfamilienhaus übrigens Erdwärme, Wärmepumpe und Solarthermie. Und natürlich würde ich das auch jedem und jeder erzählen, die mir von ihrer neuen Gasheizung berichtet.

Auch für mein Leben habe ich beim Reisen keine ideale Lösung. Ich hasse Fliegen. Ich finde es furchtbar, genervt mit anderen Genervten in langen Schlangen zu stehen, mich in einen unbequemen Sitz zu quetschen, schlecht zu essen und zu wissen, wenn etwas schiefgeht, hast du keine Chance. Wie vergleichsweise entspannend sind da die Nachtzüge und verspäteten ICEs mit verstopften Klos und verpassten Anschlusszügen.

Ach, ich fand’s ganz nett, als ich noch geflogen bin. 2017 bin ich sogar Business Class geflogen, weil ich sehr groß bin und die geringen Sitzabstände in der Economy Class eine Qual für mich waren. Das Essen war da ordentlich. Aber ganz im Ernst: Business Class ist noch schlimmer vom CO2-Impact und man sollte eben gar nicht mehr fliegen. Mein letzter privater Flug war 2008 und mein letzter dienstlicher Flug 2017. Zu einem eingeladenen Vortrag in Seoul. Seitdem fliege ich nicht mehr und habe das auch öffentlich gemacht: Ich fliege nicht mehr. Ich bin mehrfach mit Nachtzügen gefahren und das geht ganz gut.

Fliegen, Politik und Journalismus

Trotzdem sitze ich immer mal wieder im Flugzeug. Vor allem, wenn es zu Klimakonferenzen geht – und die hämischen Kommentare können Sie sich jetzt sparen: Jedes Champions-League-Spiel treibt mehr Menschen in ein Flugzeug als die Klimaverhandlungen der Vereinten Nationen.

Das hatte ich ja auch im Gespräch mit Christian Jakob gesagt: Journalist*innen und Politiker*innen sind die Ausnahme. Die taz hat ein gutes Netz von Auslandskorrespondent*innen und wenn jemand vor Ort ist, muss auch nicht viel geflogen werden. Fachjournalist*innen müssen zu wichtigen Ereignissen gelangen. Ob sie mit der grünen Außenministerin mitfliegen müssen, müssen sie bzw. Sie mit ihrem Gewissen ausmachen (Pötterer. 2024. Arbeiten mit Flugscham: Als ich neulich in Neuseeland war).

Und ja, selten steige ich auch privat ins Flugzeug. Um die US-Verwandtschaft mal wieder zu sehen. Um die Gastfamilien der Kinder in Lateinamerika zu besuchen. Aber viel öfter mache ich mich bei Freunden und Verwandten unbeliebt, wenn ich nicht für zwei Wochen nach Portugal oder zum Wochenende nach Mallorca mitkommen will. Und nach Stockholm, Oslo, Korsika und Toulon kommen wir auch gut mit dem Zug.

Vielleicht schauen Sie den Beitrag Sind Fluggäste Mörder? an und wägen noch einmal neu ab, ob die Interkontinentalflüge noch vertretbar sind. Es sieht so aus, als seien wir gerade auf die individuelle Ebene abgerutscht, aber das stimmt nicht, denn Sie sind als Journalist eine öffentliche Person. Sie bilden Meinung. Sie sind ein Vorbild. Sie sind die Beruhigungspille für meine Freunde aus dem Prenzlauer Berg. Wenn der Pötter als Ober-Öko das Fliegen OK findet, kann ich es auch machen.

Aktivismus, Framing und Vorbilder

Aber es geht ja ums große Ganze: oben oder unten? Und das ist schon Teil des Problems.

Denn die Idee, eine richtige Botschaft brauche ideale BotschafterInnen, ist so alt wie falsch. Das Ideal einer lebendigen Demokratie wird auch durch korrupte Politiker nicht erledigt, freie Medien bleiben ein hohes Gut, auch wenn sie Unsinn verbreiten. Yannick Seuthe, der „Bali-Flieger“, der als Mitglied der Letzten Generation einen Flug nach Thailand buchte und trotzdem Flughäfen blockiert, sagt zu Recht: „Ich muss kein perfekter Mensch sein, um für meine Grundrechte einzustehen.“

Das ist recht lustig, wenn einem der Medien-Profi erklärt, dass das eigene Verhalten im Kampf für ein Ziel keine Rolle spielt. Natürlich haben Sie im Prinzip Recht: Es geht um die Frage individuelles Verhalten und Veränderung auf gesellschaftlicher Ebene. Nur geht es andererseits auch um Glaubwürdigkeit. Die Bali-Geschichte, die ja eine Thailand-Geschichte war, war das größte PR-Desaster der Letzten Generation in der gesamten Zeit, die diese Bewegung existiert (seit 2021). Die Gegenseite wartet nur auf solche Fehler.

Ich habe 2021 eine Demonstration von Extinction Rebellion zur Wahltour der CDU fotografiert. Meine Agenturchefin rief mich extra an, um mir zu sagen, dass ich Bilder von Müll machen sollte, wenn irgendwo bei der Demo welcher liegen gelassen würde. Es gäbe Kunden, die dafür zahlen würden.

Die In von Extinction Rebellion vor dem Tempodrom währen des CDU-Wahlkampfendes mit Laschet. Meine Agenturchefin rief mich an und bat um Bilder mit Müll von Aktivist*innen, Berlin, 21.08.2021

Der CO2-Ausstoß eines Thailandfluges ist der größte und für die Gegenseite beste Müll, den man als Einzelner produzieren kann (Niko Paech, 2019), aber das sagten Sie ja oben bereits selbst. Es geht um Framing. Das sollten Sie als Profi wissen. Die Gegenseite framet die Grünen (#veggiDay usw.) und die Klimas als Menschen, die anderen etwas vorschreiben wollen, aber selbst nicht entsprechend handeln. Das entlastet all jene, die verdrängen und klimaunverträglich handeln wollen. Schlussfolgerung: Wenn man sich politisch exponiert, muss man höhere Ansprüche erfüllen, als wenn man als Privatperson unterwegs ist. Das gilt für Außenminister*innen, die mal eben ein Nachtflugverbot aushebeln, um per Kurzstreckenflug zum Fußball zu fliegen (taz 05.07.2024) genauso wie für Klimaaktivist*innen, die eben nicht nach Thailand fliegen und auch keine Mützen vom Jeep Club South Africa aufsetzen sollten. Über letztere habe ich in No Logo? Logo geschrieben.

Werbung für J*e*e*p South Africa-Club auf der Mütze eine Klimaaktivistin

Und die ganze Frage stellt sich natürlich noch einmal auf der überindividuellen Ebene: Wie glaubwürdig wäre German Zero, wenn auf ihren Webseiten Werbung für RWE geschaltet würde? Wenn German Zero einen Teil ihrer Einkünfte aus Kohlegeschäften bekommen würde? Wie glaubwürdig wäre Changing Cities, wenn ein Teil ihres Budgets aus Verkäufen und Werbung für Porsche-SUVs stammen würde? Wenn das Drogenhilfsprojekt Fixpunkt e.V. einen Teil seiner Einkünfte aus dem Verkauf von Heroin bekommen würde? Sollten sie Förderern anbieten, mal gemeinsam mit den Junkies vom Bahnhof einen Tag zu verbringen und sich selbst Heroin zu spritzen? Als ultimative Experience, damit die Förderer des Elend nachvollziehen können? Wie glaubwürdig ist eine Öko- und Bewegungszeitung, wenn sie Flugreisen organisiert und bewirbt?

Politikverdrossenheit und moralische Standards bei Politiker*innen

Und noch als Letztes zu diesem Punkt: „Das Ideal einer lebendigen Demokratie wird auch durch korrupte Politiker nicht erledigt“. Glauben Sie das ernsthaft selbst? Ja, sicher wird das Ideal nicht erledigt, aber schauen Sie sich den Osten an, schauen Sie sich Gründe für Politikverdrossenheit an. Lässt es Sie kalt, wenn Scheuer unsere Steuergelder in den Sand setzt und nicht dafür zur Verantwortung gezogen wird? Dass niemand mehr zurücktritt? Egal wie groß das Vergehen ist? Dass viele, viele Politiker*innen Betrüger*innen sind, die in ihren Dissertationen plagiert, also Ideen und Textteile gestohlen, haben? Ist das nicht höchst frustrierend? Ja. Das schadet der Demokratie.

Die Unterscheidung in Gut und Böse, Kompromisse und die Lösung von Problemen

Weiter im Text:

Wenn man die Flugdebatte moralisch auflädt, lauern große Gefahren: Man geht den Anti-Öko-Narrativen auf den Leim, die Krawall wollen und die Unterscheidung in Gut und Böse. Diese Identitätsdebatte lässt keinen Raum mehr für die Suche nach echten Lösungen.

Ach so. Wo sollen wir denn suchen? Ich glaube, die Lösungen stehen alle oben. Sofortige Streichung der Subventionen. Werbeverbot. Hohe Preise oder Kontingente. Andere Lösungen sehe ich nicht und diese reichen ja auch völlig aus. Sie müssen jetzt nur umgesetzt werden. Wie kommen wir da hin? Über Argumentationen für diese Lösungen? Wie können die aussehen? Wie soll man denn argumentieren, wenn Moral keine Rolle spielen darf? Warum darf man „Du sollst nicht töten!“ nicht erwähnen? Und wieso darf ich keine Maximalforderungen stellen? Natürlich darf ich das! Der Kompromiss wird mit der Gegenseite ausgehandelt und deren Standpunkt ist, dass alles so bleibt, wie es ist. Es wurde übrigens schon einmal ein Kompromiss ausgehandelt: in Paris. Die Welt hat sich auf ein Klimaziel deutlich unter 2 Grad geeinigt. Davon sind wir aber derzeit weit entfernt (climateactiontracker). Zu fordern, dass wir jetzt selbst den Kompromiss vorschlagen, damit die Anti-Ökos uns lieben, ist schräg.

Statt auf sinnvolle Regulierung zu setzen, wollen die rechten Bremser in Union und FDP alles über angeblichen technischen Fortschritt („Technologieoffenheit“) lösen – und es dem Einzelnen überlassen, was er oder sie tut. Ähnlich individualisiert ist da von der Gegenseite die Forderung nach moralisch einwandfreiem Verhalten.

Das nämlich löst kein kollektives Problem, wie wir es beim Fliegen haben. Es löst nicht den Skandal des steuerfreien Kerosins, es bringt uns nicht internationalen Abkommen zur Besteuerung von Flügen oder dem Verbot von Privatjets näher. Es liefert keinen technischen Durchbruch bei der Entwicklung und massenhaften Produktion von klima­neutralen E-Fuels.

Ja. Bzw. Nein. Nein, doch nicht. Es gibt die individuelle Ebene und dann die politische Ebene. Wenn nun aber alle Deutschen oder alle Europäer oder einfach alle einsehen würden, dass Fliegen verwerflich ist und nicht mehr fliegen würden oder zumindest bereit wären, nicht mehr zu fliegen, wenn auch die anderen nicht mehr fliegen, dann wären auch entsprechende politische Reglungen leichter umsetzbar. Es gibt Studien, die zeigen, dass individuelles Handeln auch Änderungen in der Gesellschaft bewirken. Menschen machen, was Menschen machen. Deswegen ist auch unser individuelles Verhalten wichtig. (siehe Warum individuelle Verhaltensänderungen wichtig sind von 2022)

Politik und Individuen

Das geht nur über gute, alte, langweilige Politik, also über kollektives Handeln. Und für ein gutes Verhandlungsergebnis sind andere Dinge wichtiger als eine blitzblanke Moral der VerhandlerInnen.

Ja. Aber es ist wichtig, dass es viele Individuen gibt, die im Prinzip bereit sind zu solch kollektivem Handeln und dafür ist ein Bewusstseinsbildungsprozess wichtig.

Am Ende muss aber natürlich wenig bis gar kein Fliegen herauskommen, solange das nicht annähernd klimaneutral geht, das ist auch klar. Nur sollte das eben keine moralischen Höchstleistungen der einzelnen Menschen erfordern, sondern durch die richtigen Strukturen ermöglicht werden.

Genau. Ein Anfang wäre, dass die taz nicht mehr für Flugreisen wirbt und diese als etwas Normales darstellt. Ihr Artikel legt nahe, dass Fliegen zwar schädlich ist, aber auch touristisches Fliegen irgendwie trotzdem doch manchmal gerechtfertigt ist. Damit fliegen Sie nicht nur selber, Sie reduzieren auch die Gewissensbisse anderer. Wie viel Einzelne dann fliegen, liegt in deren Ermessen. Ganz prima FDP-mäßig. Dieser Artikel geht dann leider auch von Ihrem sonst hervorragenden Handabdruck ab.

Kulturkampf, politischer Kompromiss und Übergriffigkeit oder die Arbeit in einer Rüstungsfirma

Wer sich von Öko-Seite auf einen Kulturkampf einlässt, diskreditiert den politischen Kompromiss. Dann ist der Aktivismus nicht an einer Lösung interessiert, sondern will den anderen vor allem seine Art zu denken und zu leben aufdrängen. Das ist nicht nur übergriffig, sondern geht auch schief.

Nun ja. Siehe oben. Die Fakten sehen so aus: Fliegen tötet. Es tötet Schwache. Das ist die Grundlage für jede Abwägung. Wenn man in einer Rüstungsfirma arbeitet, die Waffen für Kriege herstellt, weiß man, dass man mit dem Tod anderer Menschen Geld verdient. Wenn man in einer Firma arbeitet, die Flugreisen organisiert, weiß man, dass diese Firma mit dem Tod anderer Menschen Geld verdient. Christian Jakob und auch Thomas Hartmann, der Chef der taz-Reisen, hat diese Tode gegen andere Vorteile wie Kontakt zwischen Völkern aufgewogen. Christian Jakob in dem in der taz dokumentierten Gespräch und Thomas Hartmann in einem Telefonat mit mir. Sie sind der Meinung, dass der Nutzen der Reisen höher ist. Wie viele Leben durch taz-Reisen gerettet werden, konnte aber bisher niemand abschätzen. Wie viele Menschen durch verbrannten Kohlenstoff sterben, wurde dagegen schon abgeschätzt. Es gibt die 1000-Tonnen-Regel, die besagt, dass für 1000 Tonnen verbrannten Kohlenstoff ein Mensch in der Zukunft vorzeitig stirbt (Parncutt 2019, Pearce & Parncutt 2023). 1000 Tonnen Kohlenstoff sind 3.700 Tonnen CO2. Ich habe mit dieser 1000-Tonnen-Regel berechnet, dass die Passagiere in einem voll besetzten Flug nach Sydney gemeinsam für den Tod von 0,61 Menschen verantwortlich sind. Fliegen tötet.

Die Gefahr dabei, wie oft in linken und ökologischen Bewegungen: Wir verkämpfen uns bis aufs Blut bei Details und lassen die großen Gegner dabei ungeschoren. Fürs Rechthaben sind manche bereit, den ganzen Laden niederzubrennen, statt zu sehen, wo eigentlich der Feind steht.

Ich sehe das sehr klar. Ich möchte nichts niederbrennen. Ich habe Stand heute 30.000€ in Form potentieller Genossenschaftsanteile für meine Öko-Zeitung besorgt. Sie muss nur einfach aufhören, tödliche Produkte zu organisieren und zu bewerben, dann bekommt sie das Geld. Ich erinnere hier noch einmal gern an das World Media-Projekt, aus dem die taz ausgestiegen ist, weil die Pariser Projektkoordination darauf bestand, Werbung für Aérospatiale, eine Militärfirma, zu machen (1992, taz ohne Rüstung).

Schluss

Nicht in ein Flugzeug zu steigen, ist eine ehrenhafte Weigerung, an der Klimakrise mitzuwirken. Das allein löst aber das Problem nicht. Dafür braucht es Allianzen. Und die werden durch moralischen Rigorismus eher schwieriger als einfacher. So kompliziert ist das. Ach ja, das Fliegen. Seufz.

Meinetwegen sollen alle fliegen, wie sie wollen. Ich diskutiere mit meinen Freunden darüber nicht, denn es ist genau so, wie Sie sagen. Als Gesellschaft sollten wir aber darüber diskutieren, was unser Handeln bewirkt. Und Moral ist dabei eine wichtige Kategorie. Ich bin deshalb sehr froh, dass das Thema wieder in der taz diskutiert wird. Wenn uns allen klar ist, was Flüge bewirken, dann sollte auch klar sein, dass die taz keine Flugreisen mehr anbieten darf. Schon gar keine nach Togo mit dem Ziel, Gründe für Migration zu verstehen.

PS: Smart move, die Reise nach Togo erst mal abzusagen. Bleiben aber noch die Reisen nach Marokko, Dschidda (Saudi-Arabien), Kuba und Vietnam.

Werbung für Flugreisen in der taz: Togo, Marokko, Dschidda (Saudi-Arabien), Istanbul, 17.07.2024

Quellen

Althaus, Theresa. 2024. Klimakrise: Warum eure Doppelmoral mir auf die Nerven geht. WAZ. 03.08.2024. (https://www.waz.de/rhein-und-ruhr/article406898516/klimakrise-eure-doppelmoral-geht-mir-auf-die-nerven.html)

MR/M.S. 1992. TAZ INTERN: taz ohne Rüstung. taz. Berlin. (https://taz.de/Archiv-Suche/!1656941)

Parncutt, Richard. 2019. The Human Cost of Anthropogenic Global Warming: Semi-Quantitative Prediction and the 1,000-Tonne Rule. frontiers in Psychology 10(2323). 1–17. (doi:10.3389/fpsyg.2019.02323)

Pearce, Joshua M. & Parncutt, Richard. 2023. Quantifying Global Greenhouse Gas Emissions in Human Deaths to Guide Energy Policy. Energies 16(6074). 1–20. (doi:10.3390/en16166074)

Matthias Politycki vs. Niko Paech: Müssen wir reisen? 2019. Deutschlandfunk. (https://www.deutschlandfunk.de/matthias-politycki-vs-niko-paech-muessen-wir-reisen-100.html)

Pötter, Bernhard. 2024. Arbeiten mit Flugscham: Als ich neulich in Neuseeland war. taz 10.05.2024. Berlin. (https://taz.de/Arbeiten-mit-Flugscham/!6009490)

Schier, Mike. 2019. Grünen-Abgeordneter: „Wir müssen die Lust-Vielfliegerei eindämmen“. Merkur. (https://www.merkur.de/politik/janecek-will-flugverkehr-reduzieren-11835782.html)

Schöneberg, Kai & Schwarz, Susanne. 2024. Streitgespräch über Klimaschutz: Soll die taz noch abheben? taz 03.08.2024. Berlin. (https://taz.de/Streitgespraech-ueber-Klimaschutz/!6024962/)

Scientist for Future. 2024. Stellungnahme von Scientists For Future-Aktiven zu Klima-Forderungen der Hungerstreikenden im Regierungsviertel. (https://de.scientists4future.org/stellungnahme-s4f-klimaforderungen-hungerstreikende/)

Schwarz, Susanne. 2024. Baerbocks Kurzstreckenflug: Desas­tröse Signale. taz 05.07.2024. Berlin. (https://taz.de/Baerbocks-Kurzstreckenflug/!6019210/)

Umweltbundesamt. 2024. Gesellschaftliche Kosten von Umweltbelastungen. (https://www.umweltbundesamt.de/daten/umwelt-wirtschaft/gesellschaftliche-kosten-von-umweltbelastungen#klimakosten-von-treibhausgas-emissionen)

Die Klimabewegung: Menschen, Bürger*innen, Aktivist*innen (im Entstehen)

Auf Demos und im Netz hört man/liest man mitunter merkwürdige Kommentare wie „Geht doch mal arbeiten! Habt Ihr sonst nichts zu tun?“ Ich möchte an dieser Stelle einfach mal zeigen, was für Menschen protestieren, wie vielfältig die Klimabewegung ist – gerade auch die mit zivilem Ungehorsam – und was für Biographien dahinter stehen. Ich habe Bilder aus Aktionen, die ich photographiert habe, zusammengestellt und wenn ich Portraits habe, auch ein Portraitbild dazugetan. Zu jedem Bild gibt es ein kleines Zitat der abgebildeten Person und Verweise auf Zeitungsberichte. Begonnen, mit dem zivilen Ungehorsam, haben die Schüler*innen von Fridays for Future, indem sie nicht zur Schule gegangen sind. Ich fange hier aber mit den Ältesten an.

Ernst Hörmann (geb. 1950, 72 Jahre, X Kinder, 8 Enkel)

Ernst Hörmann, 72 Jahre alt und 8 Enkel ist Teil des Aufstands der Letzten Generation. Er blockiert Straßen und Flughäfen.

Ernst Hörmann (72, 8 Enkel), Aktivist vom Aufstand der Letzten Generation, bei der erkennungsdienstlichen Behandlung nach der Blockade der A100, Berlin, 04.02.22
Ernst Hörmann, Aktivist vom Aufstand der Letzten Generation, blockiert die A100. Auf der Straße liegen Lebensmittel, die von Supermärkten weggeworfen wurden, Berlin, 04.02.22

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Quellen: Süddeutsche Zeitung, Februar 2022

Lothar Hermstädt (geb. 1953, 69 Jahre)

Lothar Hermstädt ist Maschinenbauingenieur, hat bei BMW gearbeitet und jetzt bei Scientist Rebellion.

Lothar Hermstädt, Maschinenbauingenieur, bei der Paper-Pasting-Aktion von Scientist Rebellion am Bundesverkehrsministerium, Berlin, 08.04.22

Bilder auf Flickr

Prof. Dr. Nikolaus Froitzheim (

Nikolaus Froitzheim ist Professor für Strukturgeologie in Bonn. Er ist schon seit 2021 bei Extinction Rebellion dabei und engagiert sich jetzt auch bei Scientist Rebellion.

Prof. Dr. Nikolaus Froitzheim, Professor für Strukturgeologie in Bonn, während einer Blockade einer Brücke durch Scientist Rebellion, Kronprinzenbrüce, Berlin, 06.04.22
Prof. Dr. Nikolaus Froitzheim, Geologe an der Uni Bonn, im Lock On am Lautsprecherwagen von Extinction Rebellion bei der Blockade des Brandeburger Tors. Berlin, 20.08.21

Motivation: Youtube 06.04.22

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Quelle: Generalanzeiger Bonn: Wer ist der Bonner Professor, der sich fürs Klima auf die Straße setzte? 17.05.2021

Manon Gerhardt (50 Jahre, geb. 1972, X Kinder)

Manon Gerhardt ist Bratschistin an der Deutschen Oper Berlin. Sie ist bei Extinction Rebellion aktiv.

Manon Gerhardt spielt Bratsche Rebellion wave: Tag1, Die In auf der Marschallbrücke während der Demonstration von Extinction Rebellion „Trauerzug der Toten Bäume“, Berlin, 05.10.2020

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Quelle: Klimareporter: Für den Schutz der Lebenswelt, 2020

Edmund Schultz

Edmund Schultz aus Braunschweig ist Projektmanager im Klimabereich. Er ist Mitglied vom Aufstand der Letzten Generation.

Edmund Schultz, vorn mit grauen Haaren, blockiert mit 100 anderen vom Aufstand der Letzten Generation die Straße vor dem Brandenburger Tor am 100sten Tag, an dem die Bundesregierung im Amt ist. Berlin, 18.03.2022

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Dr. Tadzio Müller (1976)

Tadzio Müller hat in Heidelberg, Boston, und Sussex Politikwissenschaft und Globale politische Ökonomie studiert und hat dann in Sussex in Internationalen Beziehungen und Politik promoviert. Er hat an der Universität Kassel und bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung gearbeitet. Er war und ist an verschiedenen stellen in der Klimabewegung aktiv. Unter anderem hat er Ende Gelände mitgegründet.

Klimakativist Tadzio Müller hält ruft am Brandenburger Tor bei der Klimademo #AlleFürsKlima vor 270.000 Menschen zu Ungehorsam für alle auf. Berlin, 20.09.19

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Quelle: Wikipedia

Christian Bläul (2 Kinder)

Christian Bläul aus Dresden ist ausgebildeter Physiker und arbeitet jetzt als Softwareentwickler. Er hat seine Arbeitszeit reduziert, damit er sich für den Klimaschutz einsetzen kann. Er ist beim Aufstand der Letzten Generation und bei Scientist Rebellion.

Christian Bläul vom Aufstand der Letzten Generation hat sich bei der Besetzung der A100 an die Straße geklebt. Westend, Berlin, 10.02.22

Motivation: Youtube

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Dr. Cornelia Huth

Dr. Cornelia Huth ist Ernährungswissenschaftlerin und Epidemologin (Ökotrophologin), war 20 Jahre in der Wissenschaft, dann in einer Bundesbehörde und ist jetzt in der Industrie. Sie hat zwei Kinder und ist bei Scientist Rebellion.

Dr. Cornelia Huth, Ökotrophologin, blockiert mit Scientist Rebellion die Kronprinzenbrücke, Berlin, 06.04.22

Motivation: Youtube

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Dr. Nana-Maria Grüning

Dr. Nana-Maria Grüning ist Biologin und bei Scientist Rebellion aktiv.

Dr. Nana-Maria Grüning, Biochemikerin, blockiert mit Scientist Rebellion in Berlin eine Brücke, um auf die Klimakrise aufmerksam zu machen, Kronprinzenbrücke, Berlin, 06.04.22

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Anja Freiwald (1 Kind)

Anja Freiwald ist Biotechnologin (M. Sc.) und bei Scientist Rebellion aktiv.

Anja Freiwald, Biotechnologin, blockiert in Berlin gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern von Scientists Rebellion eine Brücke, um auf die Klimakrise aufmerksam zu machen. Sie haben sich mit Ketten aneinandergekettet, Kronprinzenbrücke, Berlin, 06.04.22

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Dr. Michael Hofmann

Dr. Michael Hofmann ist theoretischer Physiker und bei Scientist Rebellion aktiv.

Michael Hofmann, theoretischer Physiker, blockiert in Berlin gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern von Scientists Rebellion eine Brücke, um auf die Klimakrise aufmerksam zu machen. Sie haben sich mit Ketten aneinandergekettet, Kronprinzenbrücke, Berlin, 06.04.22

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Daniele Artico

Daniele Artico ist Physiker und Doktorand.

Daniele Artico, Physiker, blockiert mit Scientist Rebellion in Berlin eine Brücke, um auf die Klimakrise aufmerksam zu machen, Kronprinzenbrücke, Berlin, 06.04.22

Florian Zander (1992)

Geowissenschaftler und Doktorand der TU Delft (Niederlande)

Florian Zander, Geowissenschaftler und Doktorand der TU Delft, blockiert mit Scientist Rebellion in Berlin eine Brücke, um auf die Klimakrise aufmerksam zu machen, Berlin, 06.04.22

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Wolfgang Metzeler-Kick

Wolfgang Metzeler-Kick ist Ingenieur für technischen Umweltschutz und bei Scientist Rebellion und dem AUfstand der Letzten Aktion aktiv.

Wolfgang Metzeler-Kick, Ingenieur für technischen Umweltschutz, von den Scientist Rebellion bei der Blockade des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz, Berlin, 08.04.22

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Dr. Stephanie Rach

Stephanie Rach ist Tierärztin und Dr. der Veterinärmedizin. Sie ist bei Scientist Rebellion aktiv.

Dr. Stephanie Rach, Tierärztin und Dr. der Veterinärmedizin, blockiert mit Scientist Rebellion die Kronprinzenbrücke, Berlin, 06.04.22

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Andreas Zilker

Andreas Zilker hat einen B.Sc in Geographie, Freizeit und Umwelt an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt und einen M.Sc nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit an der TU Kaiserslautern. Er ist bei Scientist Rebellion aktiv.

Andreas Zilker während der Blockade der Kronprinzenbrücke durch Scientist Rebellion. Er hat einen B.Sc in Geographie, Freizeit und Umwelt an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt und einen M.Sc nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit an der TU Kaiserslautern. Berlin, 06.04.22

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Amelie Meyer

Amelie Meyer, Wirtschaftsmathematikerin, ist bei Scientist Rebellion aktiv.

Amelie Meyer, Wirtschaftsmathematikerin, spricht bei Paper-Pasting-Aktion von Scientist Rebellion, Bundesverkehrsministerium, Berlin, 08.04.22

Friedrich Gräber

Friedrich Gräber, B. Sc. Biochemie, unterbricht sein Studium der Neurowissenschaften im Master, um sich für Klimaschutz zu engagieren. Er ist bei Scientist Rebellion aktiv.

Friedrich Gräber, B.Sc. Biochemie, unterbricht sein Studium der Neurowissenschaften im Master und blockiert in Berlin mit anderen Wissenschaftlern von Scientist Rebellion eine Brücke, um auf die Klimakrise aufmerksam zu machen. Sie haben sich mit Ketten aneinandergekettet. Kronprinzenbrücke, Berlin, 06.04.22

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Kyle Topfer

Kyle Topfer ist Umweltwissenschaftler (B. Sc.). Er kommt aus Australien und ist bei Scientist Rebellion aktiv.

Kyle Topfer von Scientist Rebellion nach der Blockade des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz, Berlin, 07.04.22

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Dr. Valeria Scagliotti

Valeria Scagliotti ist promovierte Biologin und bei Scientist Rebellion.

Dr. Valeria Scagliotti, Biologin, blockiert hochschwanger mit Scientist Rebellion in Berlin eine Brücke, um auf die Klimakrise aufmerksam zu machen. Kronprinzenbrücke, Berlin, 06.04.22

Amelie Meyer

Amelie Meyer ist Wirtschaftsmathematikerin und bei Scientist Rebellion aktiv.

Amelie Meyer, Wirtschaftsmathematikerin, spricht bei Paper-Pasting-Aktion von Scientist Rebellion, Bundesverkehrsministerium, Berlin, 08.04.22

Lars Werner (30)

Lars Werner aus Göttingen ist Kinderpsychologe. Er arbeitet jetzt nur noch in Teilzeit und engagiert sich in der restlichen Zeit für den Aufstand der Letzten Generation. Im Mai 2022 hat er Erdölpipelines zugedreht.

Lars Werner vom Aufstand der letzten Generation nach dem Gespräch der Hungerstreikenden mit Olaf Scholz, im Hintergrund Carla Hinrichs, Berlin, Friedrich-Ebert-Stiftung, 12.11.21

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Rumen Grabow

Rumen Garbow aus Greifswald ist Bäcker. Er war am Hungerstreik der Letzten Generation beteiligt.

Rumen Grabow, Hungerstreikender der letzten Generation, am 23. Tag des Hungerstreiks, Berlin, Spreebogen, 21.09.21

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Henning Jeschke

Henning Jeschke aus Greifswald hat sein Studium unterbrochen, um sich dem Kampf gegen die Klimakatastrophe zu widmen. Er war bei Extinction Rebellion, danach am Hungerstreik der Letzten Generation beteiligt (27 Tage und dann im trockenen Hungerstreik) und ist nun beim Aufstand der Letzten Generation aktiv.

Henning Jeschke vom Hungerstreik der letzten Generation am 16. Tag des Hungerstreiks, Berlin, 14.09.21
Henning Jeschke wird mit Schmerzgriff nach der Blutaktion von Extinction Rebellion an der CDU-Zentrale abgeführt, Berlin, 17.08.21

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Carla Hinrichs (25, 1997)

Carla Hinrichs (25) aus Bremen hat ihr Jura-Studium unterbrochen, um sich dem Kampf gegen die Klimakatastrophe zu widmen. Sie war als Unterstützern beim Hungerstreik der Letzten Generation dabei und ist jetzt Sprecherin der Letzten Generation.

Carla Hinrichs, Sprecherin vom Aufstand der Letzten Generation, Berlin, 12.02.22
Carla Hinrichs wird von der Polizei von der Straße getragen nach der Blockade der A100 durch den Aufstand der Letzten generation. Westend, Berlin, 10.02.22

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Quelle: t-online: „Olaf Scholz versteht die Fakten einfach nicht“, 20.02.2022

Luisa Neubauer (1996)

Luisa Neubauer hat Fridays for Future Deutschland mit gegründet. FFF waren die ersten, die zivilen Ungehorsam geleistet haben, denn sie sind nicht in die Schule gegangen.

Luisa Neubauer beim Klimastreik von Friday for Future, Brandenburger Tor, Berlin, 25.03.2022

Wikipediaeintrag

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Lea Bonasera (25? Jahre, 1997?)

Lea Bonasera hat Internationale Beziehungen in Amsterdam und Oxford studiert und promoviert am Wissenschaftszentrum Berlin zu zivilem Ungehorsam. Sie war bei Extinction Rebellion aktiv und dann anfänglich als Sprecherin und gegen Ende selbst als Hungerstreikende beim Hungerstreik der Letzten Generation aktiv. Jetzt ist sie beim Aufstand der Letzten Generation.

Lea Bonasera vom Aufstand der Letzten Generation bei der Blockade der A100. Sie hat sich an die Straße geklebt. Berlin, Westend, 10.02.2022

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Quellen: Augsburger Allgemeine: Klimaaktivistin Lea Bonasera: „Die Grünen stehen nicht an unserer Seite“, 26.11.2021

nd: „Im Zweifel auch ins Gefängnis gehen“, 13.12.2021

Mephisto (

Mephisto war bei Extinction Rebellion aktiv, hat den Landtag in NRW besetzt und war dafür schon im Gefängnis. Nach dem August Rise Up von Extinction Rebellion nahm sie am Hungerstreik der Letzten Generation und danach an diversen weiteren Aktionen von Extinction Rebellion teil.

Lina Eichler und Mephisto von den Hungerstreikenden der letzten Generation bei der Pressekonferenz am 17. Tag des Hungerstreiks. Spreebogen, Berlin, 15.09.21

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Isabell Bungart

Isabell Bungart studiert an der FU Berlin Physik. Sie war bei diversen Fridays For Future-Demos, als Unterstützerin beim Hungerstreik der Letzten Generation, im zivilen Ungehorsam bei Extinction Rebellion und beim Aufstand der Letzten Generation.

Isabell Bungart im Klimacamp des Hungerstreiks der Letzten Generation, Berlin, Spreebogen, 21.09.2021
Isabell Bungart während der Räumung der Blockade von Extinction Rebellion durch die Polizei. Rebellen von Extinction Rebellion haben die Marschallbrücke blockiert, um auf den IPCC-Report hinzuweisen. Berlin, 05.03.22

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Carla Reemtsma (23 Jahre, 1998)

Carla Reemtsma studiert in Münster Politik- und Wirtschaftswissenschaften. Sie ist bei Fridays for Future aktiv und hat mit Extinction Rebellion im Oktober 2021 die SPD-Zentrale blockiert.

Carla Reemtsma von Fridays For Future spricht beim Klimastreik, Berlin, Brandenburger Tor, 22.10.2021
Pauline Brünger und Carla Reemtsma von Fridays For Future sprechen auf einem Traktor bei der Blockade der SPD-Parteizentrale bei einer gemeinsamen Aktion von Fridays For Future und Extinction Rebellion „Gerechtigkeit jetzt“, Berlin, 22.10.2021

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Quellen: Wikipedia

Greta Thunberg (2003)

Bilder auf Flickr

Quellen: Wikipedia

Lina Eichler (19 Jahre)

Lina Eichler (19), Schülerin aus Essen, hat ihr Abitur abgebrochen, um sich dem Kampf gegen die Klimakatastrophe zu widmen.

Lina Eichler nach Beendigung des Hungerstreiks, Berlin, Spreebogen, 21.09.21
Lina Eichler klebt sich bei der Blockade des BER durch den Aufstand der Letzten Generation auf der Straße an. Ein Polizist versucht das zu verhindern, ist aber zu langsam. Berlin-Schönefeld, 23.02.2022

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Quellen: Süddeutsche Zeitung, Februar 2022

Prof. Dr. habil. Stefan Müller (1968, 2 Kinder)

Normalerweise benutze ich meine Titel nicht, aber hier muss es wohl sein. Ich habe Informatik studiert (4 Jahre an der Humboldt-Uni, inklusive Auslandsjahr in Edinburgh), in Saarbrücken in Informatik promoviert und dann in Computerlinguistik habilitiert. Dann Professuren in Bremen (Theoretische Linguistik und Computerlinguistik), an der FU Berlin (Allgemeine Sprachwissenschaft und Deutsche Grammatik) und jetzt an der HU (Sprachwissenschaft des Deutschen/Syntax). Ich war gewählter Vertreter im Fachkollegium Sprachwissenschaft der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Die Fachvertreter werden alle vier Jahre von allen promovierten Wissenschaftler*innen eines Faches gewählt und entscheiden dann über die Annahme oder Ablehnung von Forschungsanträgen und die Bewilligung entsprechender Gelder. Ich bin seit 2014 Mitglied der Academia Europaea, Section Linguistic Studies.

Stefan Müller, Professor für deutsche Syntax an der Humboldt-Universität zu Berlin und Direktkandidat der Partei Die PARTEI für den Wahlkreis 242 Erlangen für die Bundestagswahl 2021, 14.08.2021, Bild: CC-BY Arne Reinhardt

Ich bin professioneller Musikphotograph (mit angemeldeter Nebentätigkeit). Veröffentlichungen in Spiegel, Zeit, Stern, taz und Berliner Lokalzeitungen. Große Sachen wie Metallica, Deichkind, Lindenberg, Westernhagen, Helge Schneider, Billy Idol und Abseitiges wie The Fall, COR, Deez Nuts, Exploited, DDR-Untergrund wie Herbst in Peking, Die Art, Sandow und die Firma. Seit dem dritten Streiktag von Fridays for Future fotografiere ich systematisch die Klimabewegung. Siehe hierzu die Alben auf Flickr.

Ich bin immer artig, mache, was die Polizei möchte, und leiste keinen Widerstand. Zivilen Ungehorsam oder so was Ähnliches habe ich aber doch betrieben. Mit meinen Kolleg*innen Prof. Dr. Dr. Martina Schäfer, Prof. Dr. Gisbert Fanselow und Hartmut Ehler haben wir Researchstrejk gegründet. Wir haben von Mai 2019 bis 2020 jeweils Mittwochs eine Stunde gestreikt. Es gab Streiks an allen Berliner Unis, in Potsdam und in Leipzig. Bilder von allen Standorten auf der Seite climatewednesday.org und meine Bilder auf Flickr. Die Idee war, dass die Kids Freitags streiken, die Wissenschaftler*innen Mittwochs, die Sparkassenangestellten Montags usw. Weil das mit dem Streiken natürlich überhaupt nicht geht, schließlich sind wir ja Beamte, wurde das Ganze in Forschungsmittagspause umbenannt. Die Klimamittwoche endeten mit Corona. Es gab aber eine viel, viel bessere Fortführung von anderen: die Klimamontage (Bilder auf Flickr). Das war einmal im Monat und 18:00.

Weil Stefan Müller von der CSU seit 2002 das Direktmandat in Erlangen gewinnt, hatte Fridays for Future Erlangen die Idee, den Erlanger*innen einen alternativen Stefan Müller zu bieten. Die Partei Die PARTEI, Erlangen hat dann ein Stefan-MüllerX-Casting veranstaltet, das ich gewonnen habe. Da die SPD Anfang 2021 bei 12% lag, hat Martin Sonneborn erklärt, dass, wenn Kleinstparteien wie die SPD Kanzlerkandidat*innen stellen können, die Partei das auch könne. Er hat kurzerhand alle Direktkandidat*innen zu Kanzlerkandidaten gemacht.

Plakatierung für den Direktkandidaten der Partei Die PARTEI in Erlangen und Erlangen-Höchstadt: Stefan Müller, Erlangen, 27.08.21, CC-BY Marius Beyer

So kam es, dass ich letztendlich der einzige Kanzlerkandiat war, der auf die Forderung der Hungerstreikenden nach einem Gespräch vor der Wahl eingegangen ist. Und zwar schon am Tag sechs von 27 des Hungerstreiks (Bilder auf Flickr). Ich habe im Wahlkampf weder Kosten noch Mühen gescheut, weshalb ich auch die Etappe der Deutschlandtour von Ilmenau nach Erlangen gewonnen habe. Das ist ein Profi-Radrennen, der Wiesenbote berichtete. Letztendlich bin ich aber froh, dass ich nicht Bundeskanzler geworden bin. Mit dem Klima wäre ich fertig geworden (Meine Regierung hatte ich schon entsprechend zusammengetellt.), aber mit dem Krieg hätte ich als Pazifist so meine Probleme gehabt. Ich hatte zwar schon detaillierte Pläne, wie ich mit Putin verfahren wollte, aber die sind – wie ich nun einsehen muss – wenig realistisch und vielleicht nicht mal lustig.

Von all den Organisationen und Gruppierungen, die ich photographiert habe, bin ich nur in einer: Scientist for Future. Das ist die Organisation, die Fridays for Future wissenschaftlich berät und wissenschaftliche Vorträge hält. Ich habe da die bundesweite Campagne zum Verzicht auf Kurzstreckenflüge #unter1000 mitorgansiert. Zivilen Ungehorsam machen sie nicht. Bei den Großveranstaltungen von Fridays for Future bin ich im Photographenteam.

Fotograf*innen von Fridays for Future beim 10. Globalen Klimastreik, Invalidenpark, Berlin, 25.03.22

Das ist immer recht aufwendig organisiert, Routenplanung, Podeste. Die machen das sehr gut, ich bin nur ab und zu mal bei Sitzungen dabei gewesen.

Warum mache ich das alles? Warum photographiere ich mit großem Aufwand all diese Menschen? Ich weiß nicht, ob das, was sie tun und wie sie es tun, richtig ist. Ich weiß nicht, ob sie Erfolg haben werden, aber ich weiß, dass es sehr wichtig ist, etwas zu tun. Nichts unversucht zu lassen. Ich habe als Zwanzigjähriger den Hyperion von Hölderlin gelesen. Darin schreibt er:

Ihr entwürdiget, ihr zerreißt, wo sie euch duldet, die geduldige Natur, doch lebt sie fort, in unendlicher Jugend, und ihren Herbst und ihren Frühling könnt ihr nicht vertreiben, ihren Aether, den verderbt ihr nicht.

Hölderlin, 1797, Hyperion, Projekt Gutenberg

Er hat sich geirrt. Sehr. Bereits damals, als ich den Hyperion gelesen habe, war das Problem mit Treibhausgasen bekannt. Die Zeitung vermeldete einmal in der Woche neue Wetterrekorde. Diese Zeilen aus dem Hyperion haben sich mir deshalb eingeprägt.

Meine Schwester ist Meterologin. Sie hat am Südpol in der Forschungsstation überwintert (14 Monate), hat Eisborkerne angefertigt, mit denen man langfristige Entwicklungen im Klima nachweisen kann. Ich bin kein Fachmann auf dem Gebiet Klima oder angrenzenden Gebieten, aber ich bin Wissenschaftler, habe über all die Jahre viel gelesen und ich weiß und verstehe, dass wir mehr tun müssen, viel mehr als auch die jetzige Regierung tut. Ich habe Angst.

Quellen: Wikipedia, Erlanger Nachrichten, 12.09.2021