Zuletzt geändert am 29. Mai 2022
Malte Kreuzfeldt schreibt in seinem Artikel Gefährliche Fixierung auf das 1,5°-Ziel in der taz kurz vor dem globalen Streik mit dem Motto #KeinGradWeiter: Die Klimabewegung sollte nicht ein unerreichbares Ziel zum einzigen Entscheidungsmaßstab machen. Sonst wird sie sich nie über Erfolge freuen können.“
Diese Aussage zeigt mir, dass er Fridays For Future als politischen Akteuer nicht ernst zu nehmen scheint. Er lindnert, nur eben von der anderen Seite. Man stelle sich folgendes Statement in einer Zeitung vor: Die Deutsche Umwelthilfe/Changing Cities/XY sollte sich nicht auf unerreichbare Ziele wie autofreie Innenstädte fixieren. Wenn sie nur dieses Ziel haben, können sie sich gar nicht über PopUp-Radwege freuen.
Schaut man sich eine beliebige Tagesschau-Sendung nach der Fassung eines beliebigen Regierungsbeschlusses an, bekommt man immer Statements aus der Opposition, in denen irgendetwas kritisiert wird. Wenn es nichts zu kritisieren gibt, wird kritisiert, dass der Beschluss zu spät kommt. Würde man dann sagen: Hey, entspannt Euch, freut Euch doch, dass es endlich geklappt hat.
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FFF ist die außerparlamentarische Opposition und die Aufgabe von FFF ist es, die Erwachsenen, die Berufspolitiker darauf hinzuweisen, dass das Pariser Abkommen im Bundestag einstimmig beschlossen wurde und dass entsprechend gehandelt werden muss. Das sind die Verträge. Wozu gibt es sie?
Malte Kreuzfeldt schreibt, dass es sein kann, dass wir das 1,5°-Ziel nicht erreichen. Klar. Das sagen die FFFs und die Scientists for Future auch. Immer wieder. Jeden Tag. Und es gibt die verschiedenen Szenarien für 1,5°, 2°, 3° usw. Eins schrecklicher als das andere. Alle wissen das und im Klimakampf geht es darum, zwei und mehr Grad zu verhindern. Wir sind jetzt bei 1,2° und der Hash-Tag des letzten großen Klimastreiks war #keinGradWeiter. Wir wollen und dürfen nicht zu 2,2° kommen. Das Pariser Abkommen, das auch die Bundesregierung einstimmig beschlossen hat, spricht von deutlich unter 2°. Bei zwei Grad sind die kleinen Inselstaaten weg. Deshalb wurde das verbindliche 2°-Ziel in deutlich unter 2°
geändert. Was auch immer das bedeuten mag.
Wir brauchen Fridays For Future und auch Extinction Rebellion als außerparlamentarische Opposition, die sich radikal für Klimafragen einsetzen und radikale Forderungen stellen. Die Transition unserer Gesellschaft in eine klimakompatible wird einigen wehtun. Deshalb müssen die Stimmen, die sich dafür einsetzen laut und hörbar sein. Politiker*innen der einen Sorte müssen wissen, dass sie mit Lobbypolitik für Minderheiten nicht mehr durchkommen und Politiker*innen der anderen Sorte müssen spüren, dass es in der Bevölkerung Mehrheiten für klimakompatibel Politik gibt. Es reicht nicht aus, wenn die Grünen eine CO2-Steuer von 40€ pro Tonne CO2 fordern, sondern wir brauchen eine Steuer von 180€ oder mehr, die den vom Bundesumweltamt berechneten Schäden entspricht. Das bekommen wir aber nicht, wenn wir uns über das Erreichte freuen (was wir auch ab und zu heimlich tun).