Zuletzt geändert am 6. Dezember 2024
Diese Zusammenstellung ist aus dem Jahr 1989. Ich war damals bei der Armee. Ich habe mit Computern gearbeitet und hatte Zugriff auf einen Drucker. Es war normalerweise in der DDR nicht möglich, Drucksachen zu vervielfältigen. Da ich aber direkt über den Drucker verfügen konnte und auch ungestört war, konnte ich so viel drucken, wie ich wollte. Ich habe mit einem Freund ein Kunstprojekt gemacht: Grafiken, Gedichte und Prosa, die wir verteilt haben und ich habe auch Berichte zu Ereignissen verschriftlicht und ausgedruckt.
Das hier ist das Hölderlin-Zitat zur Zerstörung der Natur aus dem Hyperion, geschrieben 1799, und ein paar Zitate aus der Jungen Welt von 1988 und 1989, die zeigen, dass Hölderlin sich leider geirrt hat. 1988 und 1989 hatten wir es schon mit den ersten Anzeichen des Klimawandels zu tun. In der Jungen Welt lief das irgendwie unter Kuriositäten. Irgendwann haben sie gemerkt, dass es ernst war, und damit aufgehört.
Hölderlin und das Wetter (eine Zitatsammlung)
„Ihr entwürdigt, ihr zerreißt, wo sie euch duldet, die geduldige Natur, doch lebt sie fort, in unendlicher Jugend, und ihren Herbst und ihren Frühling könnt ihr nicht vertreiben, ihren
Äther, den verderbt ihr nicht.“ Hölderlin Hyperion bei Gutenberg
„ … Er war zu kalt … und zu sonnenreich. Klärchens Anfall von Arbeitswut konnte aber nicht verhindern, daß der November mit einem Monatsmittel der Lufttemperaturen von 1,5 bis 4,0 Grad Celsius ein bis zwei Grad zu kalt war …. Lagen die Tagesmittel in der ersten und dritten Dekade zeitweise bis zu zehn Grad unter den Normalwerten, gab’s in der zweiten Dekade zur Versöhnung den feucht warmen Händedruck, das heißt, bis zu elf Grad über normal. Leider setzte auch der Elfte eine Unsitte fort, die in diesem Jahr sogar zum Markenzeichen werden könnte: die Niederschlagsarmut. Seit April nun gibt man sich diesbezüglich ausgiebiger Knauserei hin. …“ Junge Welt 06. 12. 1988
„Rekordkälte in Saudi-Arabien
RIYAD. Im Westen Saudi-Arabiens sind am Wochenende die niedrigsten Temperaturen seit 30 Jahren gemessen worden. Dort fiel das Quecksilber auf minus neun Grad Celsius.“, Junge Welt 09.01.1989
„Wetterkapriolen
ROM. Einen `verrückten Winter‘ erlebt derzeit Italien. Während in den Alpen Schneemangel herrscht, ist die Schneedecke in den Abruzzen teilweise auf 1,50 Meter angewachsen.“ Junge Welt 01.1989
„ … dessen 2. Dekade mit vier Grad Celsius die sechstwärmste seit 1901 und der Monat insgesamt um 3,5 bis 5 Grad zu warm war. Gnaz bei den Nichtgebirgs-Wintersportlern, denen doch tatsächlich nur an einem Tag Schneefall vergönnt war (normal sind zehn Tage); Galgenhumor bei den vielen Karikaturisten, die angesichts des Überangebots an Sonnenschein – die Monatssumme betrug 40 bis 145 Stunden, also 85 bis 230 Prozent der normalen Jahressumme – das Thema hatten. Und das alles bei einem Manko an Feuchtigkeit, denn stellenweise 5 bis 25 Millimeter Niederschlag sind viel zu wenig.“ JW 03.02.1989
„Regen in Rom
ROM. Regen beendete am Mittwoch eine fast dreimonatige Trockenperiode in Norditalien, die als die Schlimmste seit 50 Jahren gilt. “ JW 24. 02.1989
„3 bis 5 Grad Celsius war der Februar in der DDR zu warm. Er hat damit allerbeste Aussichten, in die Top-Five dieses Jahrhunderts zu stoßen. Die Tagesmittel lagen stellenweise bis zu 12 Grad über den Normalwerten, und am 19. herrschte mit einem Schnitt von 10,5 Grad eine Qualität, die man in der Regel zur Mai-Demo erwarten darf. Der anhaltende Hochdruckeinfluß sorgte dafür, daß die Niederschlagswerte weiterhin in den roten Zahlen hängen. Nach diesem schneearmen Winter beträgt das Niederschlagsdefiziet in der Republik 80 bis 120 Liter Wasser je Quadratmeter …. am 26. wurde in Potsdam der tiefste Luftdruckwert seit Beginn der Messungen 1893 registriert: 965,0 Hektopascal, normal für Februar sind 1010,0.“ JW 03.03.1989
„Einer der mildesten Winter der letzten 100 Jahre
Berlin (ADN/JW)
Der zurückliegende Winter war mit Abweichungen von drei bis vier Grad Celsius von den langjährigen Mitteltemperaturen in der DDR einer der mildesten der vergangenen 100 Jahre. Das erklärte der Präsident der Meterologischen Gesellschaft der DDR, Prof. Dr. Karl-Heinz Bernhardt, in einem ADN-Gespräch. Die von vielen Bürgern gestellte Frage, ob es sich dabei bereits um eine Folge des Treibhauseffekts handelt, sei jedoch zu verneinen. Die hohen Temperaturen hätten ihre Ursache in Besonderheiten der Zirkulationsprozesse der Atmosphäre gehabt.“ JW 21.03.1989
„März ’89 gehört zu den wärmsten dieses Jahrhunderts. Bei Sonnenschein lagen die Tagesmitteltemperaturen bis zu zehn Grad über den Normalwerten für diese Jahreszeit, bei einem Durchschnitt von 5,5 bis 7,5 Grad war der erste Frühlingsmonat stellenweise um 4,5 Grad zu warm. Mit 22,S Grad wurde da (28. März S.M.) in Potsdam der höchste Wert seit 1901 gemessen. Nicht ganz so elogenhaft kann man an die Beurteilung der Niederschlagsmengen gehen. Verbreitet 20 bis 45 Millimeter sind für den März zu wenig. Die schon seit Jahresbeginn anhaltende milde Witterung hat der Natur ohnehin einen Wachstumsvorsprung von rund vier Wochen verschafft.“ JW 05.04.89
„Dürre in Frankreich
PARIS. Die schwerste Dürre seit 40 Jahren herrscht derzeit in Südwestfrankreich. Viele Flüsse führen nur die Hälfte der in dieser Jahreszeit üblichen Wassermenge.“,JW l7.04.1989
„Ein Paukenschlag nach dem anderen: 330 Stunden Sonnenschein statt der normalen
221 Stunden – Jahrhundertrekord! Fünf Sommertage mit mehr als 25 Grad, normal sind zwei! 15 Grad Durchschnittstemperatur, zwei Grad über Plan! … statt der üblichen 13 Regentage gab’s nur vier, was zum zweittrockensten Mai seit 1908 führte.“ JW 02.06.1989
„Hitze und Kälte in Italien
ROM. Extreme Temperaturschwankungen, wolkenbruchartige Niederschläge mit Gewittern und Schneefällen in Höhen von über 2000 m kennzeichnen eine ungewöhnliche Wettersituation.“ JW 06.07.1989
Stefan Müller 12.07.1989