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Zuletzt geändert am 10. April 2024
Auf Demos und im Netz hört man/liest man mitunter merkwürdige Kommentare wie „Geht doch mal arbeiten! Habt Ihr sonst nichts zu tun?“ Ich möchte an dieser Stelle einfach mal zeigen, was für Menschen protestieren, wie vielfältig die Klimabewegung ist – gerade auch die mit zivilem Ungehorsam – und was für Biographien dahinter stehen. Ich habe Bilder aus Aktionen, die ich photographiert habe, zusammengestellt und wenn ich Portraits habe, auch ein Portraitbild dazugetan. Zu jedem Bild gibt es ein kleines Zitat der abgebildeten Person und Verweise auf Zeitungsberichte. Begonnen, mit dem zivilen Ungehorsam, haben die Schüler*innen von Fridays for Future, indem sie nicht zur Schule gegangen sind. Ich fange hier aber mit den Ältesten an.
Ernst Hörmann (geb. 1950, 72 Jahre, X Kinder, 8 Enkel)
Ernst Hörmann, 72 Jahre alt und 8 Enkel ist Teil des Aufstands der Letzten Generation. Er blockiert Straßen und Flughäfen.
Quellen: Süddeutsche Zeitung, Februar 2022
Lothar Hermstädt (geb. 1953, 69 Jahre)
Lothar Hermstädt ist Maschinenbauingenieur, hat bei BMW gearbeitet und jetzt bei Scientist Rebellion.
Prof. Dr. Nikolaus Froitzheim (
Nikolaus Froitzheim ist Professor für Strukturgeologie in Bonn. Er ist schon seit 2021 bei Extinction Rebellion dabei und engagiert sich jetzt auch bei Scientist Rebellion.
Motivation: Youtube 06.04.22
Quelle: Generalanzeiger Bonn: Wer ist der Bonner Professor, der sich fürs Klima auf die Straße setzte? 17.05.2021
Manon Gerhardt (50 Jahre, geb. 1972, X Kinder)
Manon Gerhardt ist Bratschistin an der Deutschen Oper Berlin. Sie ist bei Extinction Rebellion aktiv.
Quelle: Klimareporter: Für den Schutz der Lebenswelt, 2020
Edmund Schultz
Edmund Schultz aus Braunschweig ist Projektmanager im Klimabereich. Er ist Mitglied vom Aufstand der Letzten Generation.
Dr. Tadzio Müller (1976)
Tadzio Müller hat in Heidelberg, Boston, und Sussex Politikwissenschaft und Globale politische Ökonomie studiert und hat dann in Sussex in Internationalen Beziehungen und Politik promoviert. Er hat an der Universität Kassel und bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung gearbeitet. Er war und ist an verschiedenen stellen in der Klimabewegung aktiv. Unter anderem hat er Ende Gelände mitgegründet.
Quelle: Wikipedia
Christian Bläul (2 Kinder)
Christian Bläul aus Dresden ist ausgebildeter Physiker und arbeitet jetzt als Softwareentwickler. Er hat seine Arbeitszeit reduziert, damit er sich für den Klimaschutz einsetzen kann. Er ist beim Aufstand der Letzten Generation und bei Scientist Rebellion.
Motivation: Youtube
Dr. Cornelia Huth
Dr. Cornelia Huth ist Ernährungswissenschaftlerin und Epidemologin (Ökotrophologin), war 20 Jahre in der Wissenschaft, dann in einer Bundesbehörde und ist jetzt in der Industrie. Sie hat zwei Kinder und ist bei Scientist Rebellion.
Motivation: Youtube
Dr. Nana-Maria Grüning
Dr. Nana-Maria Grüning ist Biologin und bei Scientist Rebellion aktiv.
Motivation: Youtube
Anja Freiwald (1 Kind)
Anja Freiwald ist Biotechnologin (M. Sc.) und bei Scientist Rebellion aktiv.
Motivation: Youtube
Dr. Michael Hofmann
Dr. Michael Hofmann ist theoretischer Physiker und bei Scientist Rebellion aktiv.
Motivation: Youtube
Daniele Artico
Daniele Artico ist Physiker und Doktorand.
Florian Zander (1992)
Geowissenschaftler und Doktorand der TU Delft (Niederlande)
Motivation: Youtube
Wolfgang Metzeler-Kick
Wolfgang Metzeler-Kick ist Ingenieur für technischen Umweltschutz und bei Scientist Rebellion und dem AUfstand der Letzten Aktion aktiv.
Motivation: Youtube
Dr. Stephanie Rach
Stephanie Rach ist Tierärztin und Dr. der Veterinärmedizin. Sie ist bei Scientist Rebellion aktiv.
Motivation: Youtube
Andreas Zilker
Andreas Zilker hat einen B.Sc in Geographie, Freizeit und Umwelt an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt und einen M.Sc nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit an der TU Kaiserslautern. Er ist bei Scientist Rebellion aktiv.
Motivation: Youtube
Amelie Meyer
Amelie Meyer, Wirtschaftsmathematikerin, ist bei Scientist Rebellion aktiv.
Friedrich Gräber
Friedrich Gräber, B. Sc. Biochemie, unterbricht sein Studium der Neurowissenschaften im Master, um sich für Klimaschutz zu engagieren. Er ist bei Scientist Rebellion aktiv.
Motivation: Youtube
Kyle Topfer
Kyle Topfer ist Umweltwissenschaftler (B. Sc.). Er kommt aus Australien und ist bei Scientist Rebellion aktiv.
Motivation: Youtube.
Dr. Valeria Scagliotti
Valeria Scagliotti ist promovierte Biologin und bei Scientist Rebellion.
Amelie Meyer
Amelie Meyer ist Wirtschaftsmathematikerin und bei Scientist Rebellion aktiv.
Lars Werner (30)
Lars Werner aus Göttingen ist Kinderpsychologe. Er arbeitet jetzt nur noch in Teilzeit und engagiert sich in der restlichen Zeit für den Aufstand der Letzten Generation. Im Mai 2022 hat er Erdölpipelines zugedreht.
Rumen Grabow
Rumen Garbow aus Greifswald ist Bäcker. Er war am Hungerstreik der Letzten Generation beteiligt.
Henning Jeschke
Henning Jeschke aus Greifswald hat sein Studium unterbrochen, um sich dem Kampf gegen die Klimakatastrophe zu widmen. Er war bei Extinction Rebellion, danach am Hungerstreik der Letzten Generation beteiligt (27 Tage und dann im trockenen Hungerstreik) und ist nun beim Aufstand der Letzten Generation aktiv.
Carla Hinrichs (25, 1997)
Carla Hinrichs (25) aus Bremen hat ihr Jura-Studium unterbrochen, um sich dem Kampf gegen die Klimakatastrophe zu widmen. Sie war als Unterstützern beim Hungerstreik der Letzten Generation dabei und ist jetzt Sprecherin der Letzten Generation.
Motivation: Youtube
Quelle: t-online: „Olaf Scholz versteht die Fakten einfach nicht“, 20.02.2022
Luisa Neubauer (1996)
Luisa Neubauer hat Fridays for Future Deutschland mit gegründet. FFF waren die ersten, die zivilen Ungehorsam geleistet haben, denn sie sind nicht in die Schule gegangen.
Lea Bonasera (25? Jahre, 1997?)
Lea Bonasera hat Internationale Beziehungen in Amsterdam und Oxford studiert und promoviert am Wissenschaftszentrum Berlin zu zivilem Ungehorsam. Sie war bei Extinction Rebellion aktiv und dann anfänglich als Sprecherin und gegen Ende selbst als Hungerstreikende beim Hungerstreik der Letzten Generation aktiv. Jetzt ist sie beim Aufstand der Letzten Generation.
Motivation: Youtube
Quellen: Augsburger Allgemeine: Klimaaktivistin Lea Bonasera: „Die Grünen stehen nicht an unserer Seite“, 26.11.2021
nd: „Im Zweifel auch ins Gefängnis gehen“, 13.12.2021
Mephisto (
Mephisto war bei Extinction Rebellion aktiv, hat den Landtag in NRW besetzt und war dafür schon im Gefängnis. Nach dem August Rise Up von Extinction Rebellion nahm sie am Hungerstreik der Letzten Generation und danach an diversen weiteren Aktionen von Extinction Rebellion teil.
Isabell Bungart
Isabell Bungart studiert an der FU Berlin Physik. Sie war bei diversen Fridays For Future-Demos, als Unterstützerin beim Hungerstreik der Letzten Generation, im zivilen Ungehorsam bei Extinction Rebellion und beim Aufstand der Letzten Generation.
Carla Reemtsma (23 Jahre, 1998)
Carla Reemtsma studiert in Münster Politik- und Wirtschaftswissenschaften. Sie ist bei Fridays for Future aktiv und hat mit Extinction Rebellion im Oktober 2021 die SPD-Zentrale blockiert.
Quellen: Wikipedia
Greta Thunberg (2003)
Quellen: Wikipedia
Lina Eichler (19 Jahre)
Lina Eichler (19), Schülerin aus Essen, hat ihr Abitur abgebrochen, um sich dem Kampf gegen die Klimakatastrophe zu widmen.
Quellen: Süddeutsche Zeitung, Februar 2022
Prof. Dr. habil. Stefan Müller (1968, 2 Kinder)
Normalerweise benutze ich meine Titel nicht, aber hier muss es wohl sein. Ich habe Informatik studiert (4 Jahre an der Humboldt-Uni, inklusive Auslandsjahr in Edinburgh), in Saarbrücken in Informatik promoviert und dann in Computerlinguistik habilitiert. Dann Professuren in Bremen (Theoretische Linguistik und Computerlinguistik), an der FU Berlin (Allgemeine Sprachwissenschaft und Deutsche Grammatik) und jetzt an der HU (Sprachwissenschaft des Deutschen/Syntax). Ich war gewählter Vertreter im Fachkollegium Sprachwissenschaft der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Die Fachvertreter werden alle vier Jahre von allen promovierten Wissenschaftler*innen eines Faches gewählt und entscheiden dann über die Annahme oder Ablehnung von Forschungsanträgen und die Bewilligung entsprechender Gelder. Ich bin seit 2014 Mitglied der Academia Europaea, Section Linguistic Studies.
Ich bin professioneller Musikphotograph (mit angemeldeter Nebentätigkeit). Veröffentlichungen in Spiegel, Zeit, Stern, taz und Berliner Lokalzeitungen. Große Sachen wie Metallica, Deichkind, Lindenberg, Westernhagen, Helge Schneider, Billy Idol und Abseitiges wie The Fall, COR, Deez Nuts, Exploited, DDR-Untergrund wie Herbst in Peking, Die Art, Sandow und die Firma. Seit dem dritten Streiktag von Fridays for Future fotografiere ich systematisch die Klimabewegung. Siehe hierzu die Alben auf Flickr.
Ich bin immer artig, mache, was die Polizei möchte, und leiste keinen Widerstand. Zivilen Ungehorsam oder so was Ähnliches habe ich aber doch betrieben. Mit meinen Kolleg*innen Prof. Dr. Dr. Martina Schäfer, Prof. Dr. Gisbert Fanselow und Hartmut Ehler haben wir Researchstrejk gegründet. Wir haben von Mai 2019 bis 2020 jeweils Mittwochs eine Stunde gestreikt. Es gab Streiks an allen Berliner Unis, in Potsdam und in Leipzig. Bilder von allen Standorten auf der Seite climatewednesday.org und meine Bilder auf Flickr. Die Idee war, dass die Kids Freitags streiken, die Wissenschaftler*innen Mittwochs, die Sparkassenangestellten Montags usw. Weil das mit dem Streiken natürlich überhaupt nicht geht, schließlich sind wir ja Beamte, wurde das Ganze in Forschungsmittagspause umbenannt. Die Klimamittwoche endeten mit Corona. Es gab aber eine viel, viel bessere Fortführung von anderen: die Klimamontage (Bilder auf Flickr). Das war einmal im Monat und 18:00.
Weil Stefan Müller von der CSU seit 2002 das Direktmandat in Erlangen gewinnt, hatte Fridays for Future Erlangen die Idee, den Erlanger*innen einen alternativen Stefan Müller zu bieten. Die Partei Die PARTEI, Erlangen hat dann ein Stefan-MüllerX-Casting veranstaltet, das ich gewonnen habe. Da die SPD Anfang 2021 bei 12% lag, hat Martin Sonneborn erklärt, dass, wenn Kleinstparteien wie die SPD Kanzlerkandidat*innen stellen können, die Partei das auch könne. Er hat kurzerhand alle Direktkandidat*innen zu Kanzlerkandidaten gemacht.
So kam es, dass ich letztendlich der einzige Kanzlerkandiat war, der auf die Forderung der Hungerstreikenden nach einem Gespräch vor der Wahl eingegangen ist. Und zwar schon am Tag sechs von 27 des Hungerstreiks (Bilder auf Flickr). Ich habe im Wahlkampf weder Kosten noch Mühen gescheut, weshalb ich auch die Etappe der Deutschlandtour von Ilmenau nach Erlangen gewonnen habe. Das ist ein Profi-Radrennen, der Wiesenbote berichtete. Letztendlich bin ich aber froh, dass ich nicht Bundeskanzler geworden bin. Mit dem Klima wäre ich fertig geworden (Meine Regierung hatte ich schon entsprechend zusammengetellt.), aber mit dem Krieg hätte ich als Pazifist so meine Probleme gehabt. Ich hatte zwar schon detaillierte Pläne, wie ich mit Putin verfahren wollte, aber die sind – wie ich nun einsehen muss – wenig realistisch und vielleicht nicht mal lustig.
Von all den Organisationen und Gruppierungen, die ich photographiert habe, bin ich nur in einer: Scientist for Future. Das ist die Organisation, die Fridays for Future wissenschaftlich berät und wissenschaftliche Vorträge hält. Ich habe da die bundesweite Campagne zum Verzicht auf Kurzstreckenflüge #unter1000 mitorgansiert. Zivilen Ungehorsam machen sie nicht. Bei den Großveranstaltungen von Fridays for Future bin ich im Photographenteam.
Das ist immer recht aufwendig organisiert, Routenplanung, Podeste. Die machen das sehr gut, ich bin nur ab und zu mal bei Sitzungen dabei gewesen.
Warum mache ich das alles? Warum photographiere ich mit großem Aufwand all diese Menschen? Ich weiß nicht, ob das, was sie tun und wie sie es tun, richtig ist. Ich weiß nicht, ob sie Erfolg haben werden, aber ich weiß, dass es sehr wichtig ist, etwas zu tun. Nichts unversucht zu lassen. Ich habe als Zwanzigjähriger den Hyperion von Hölderlin gelesen. Darin schreibt er:
Ihr entwürdiget, ihr zerreißt, wo sie euch duldet, die geduldige Natur, doch lebt sie fort, in unendlicher Jugend, und ihren Herbst und ihren Frühling könnt ihr nicht vertreiben, ihren Aether, den verderbt ihr nicht.
Hölderlin, 1797, Hyperion, Projekt Gutenberg
Er hat sich geirrt. Sehr. Bereits damals, als ich den Hyperion gelesen habe, war das Problem mit Treibhausgasen bekannt. Die Zeitung vermeldete einmal in der Woche neue Wetterrekorde. Diese Zeilen aus dem Hyperion haben sich mir deshalb eingeprägt.
Meine Schwester ist Meterologin. Sie hat am Südpol in der Forschungsstation überwintert (14 Monate), hat Eisborkerne angefertigt, mit denen man langfristige Entwicklungen im Klima nachweisen kann. Ich bin kein Fachmann auf dem Gebiet Klima oder angrenzenden Gebieten, aber ich bin Wissenschaftler, habe über all die Jahre viel gelesen und ich weiß und verstehe, dass wir mehr tun müssen, viel mehr als auch die jetzige Regierung tut. Ich habe Angst.
Quellen: Wikipedia, Erlanger Nachrichten, 12.09.2021
Danke für euren Einsatz!
Danke für Deinen großartigen Einsatz Stefan! Deine Portraits sind powerful, inspirierend und machen Mut!
Ich leg das mal auf die Goldwaage: „Ich weiß nicht, ob sie Erfolg haben werden, aber ich weiß, dass es sehr wichtig ist, etwas zu tun.“
Ich denke: nein, nicht „etwas“, sondern „etwas richtiges“ zu tun!
Unter vielen Bildunterschriften steht: A blockiert x, um auf die Klimakrise aufmerksam zu machen. Ich frage mich, ob das nicht einer intellektuellen Disqualifikation gleichkommt. Aufmerksamkeit wird ohne Frage erreicht. Aber wofür? Entsteht nur Aufmerksamkeit (und Aggression/Verärgerung) für die Blockaden oder auch Aufmerksamkeit im positiven Sinne für die verfolgten Klimaziele? Meine Wahrnehmung ist die, dass diese Blockade-Aktionen komplett nach hinten losgehen. Mag sein, dass damit ein paar neue Hardcore-Sympathisanten gewonnen werden, die aber das Anwachsen und Aktivieren der Blockierungsgegner nicht aufwiegt.
Ja, das ist die Frage. Das kann ich nicht beurteilen. Es haben gerade wieder 60.000 Menschen eine Bundestagspetition unterschrieben. Ich auch. Wird es nun ein Tempolimit geben? Nö. Die FDP macht einfach ihr Ding. Ihr reicht es, wenn sie von 10% gewählt wird. Sie wird für die Regierungsbildung gebraucht. Jetzt kommen zu den Blockierer*innen von LastGen noch die Scientists von Scientist Rebellion dazu und da ist der Punkt, dass sie sagen: Es ist dringend, wir haben jahrelang Reports veröffentlicht, das hat nichts gebracht, also ketten wir uns mit LastGen gemeinsam an. Der erwünschte Effekt ist: Dass Menschen sagen: Oh, guck mal, ein Professor für Geologie, eine Dr. der Biologie. Es muss wohl wirklich ein Problem geben, sonst würden sich solche Wissenschaftler*innen nicht anketten und ins Gefängnis gehen. Wie gesagt, ob es aufgeht, weiß ich nicht, aber es gibt Untersuchungen der Protestforschung, die sagen, dass Gesellschaften ab 3% Bewegungsgröße kippen. Man kann nicht alle einsperren. Mal sehen, wie es weitergeht. Ich gucke weiter zu. =:-)
Und was letztendlich „das Richtige“ ist, weiß keiner. Viele sind verzweifelt und machen irgendwas, irgendwas ist immer noch besser als nichts, denn das ist der Weg in den Wahnsinn.
0,1% der Wahlberechtigten für eine Petition finde ich jetzt nicht wirklich viel. Und dass Prof. und Dr. bei den Blockaden dabei sind, wäre bei mir ohne deinen Blogbeitrag gar nicht angekommen. Spiegel, Welt und ÖR sind hauptsächlich meine Blase.
Auf die schnelle habe ich nichts zur 3%-Kipp-Bewegungsgröße gefunden. Aber vermutlich gilt das eher für Themen, wo sowieso ein breiter Konsens herrscht: Fast alle sind gegen Robben- und Waljagd etc. Da kann ich mir gut vorstellen, dass dann ab 3% Bewegungsgröße den Worten auch Taten folgen werden/müssen. Gegenprobe: Bei Pegida, AFD und sonstige rechte Bewegungen ist bei 3% nichts an den Mehrheiten gekippt.
Unter https://extinctionrebellion.de/wer-wir-sind/prinzipien-und-werte/prinzip-zwei/ findet sich auch nichts Überzeugendes zu der Frage.
Man wird auch nicht nicht alle einsperren müssen, Exempel dürften abschreckend genug sein.
Aktuell wird ja (nach meiner Wahrnehmung) noch das Bild verbreitet und gelebt, dass diese Blockaden durch die Demonstrationsfreiheit rechtlich legitimiert wären. Dürfte aber nicht der Fall sein. Blockade des politischen Gegners sowie als unvermeidbarer Nebeneffekt einer Demo wäre wohl OK. Aber so, mit welcher Argumentation?
Spätestens, wenn die ersten wegen fahrlässiger Tötung von unbeteiligten Dritten (gestorbener Herzinfarktpatient im KTW) verurteilt wurden, wird das nochmal einen Spin geben, ins Negative.
Dass letztendlich keiner weiß, was „das Richtige“ ist, kann meiner Meinung nach nicht legitimieren, irgendetwas zu machen. Vorausgesetzt das ganze soll nicht nur einen gruppentherapeutischen Zweck erfüllen, um selber nicht wahrsinnig zu werden.
Konkret: Man muss schon voraussetzen dürfen, dass keine Kollateralschäden an Leib und Leben unbeteiligter in Kauf genommen werden (ohne Diskussion). An sonstigen tolerierbaren Unannehmlichkeiten würde ich so die Grenze bei ca. 30 bis 60 min Zeitverlust durch eine Blockade ziehen, (maximal, wenn das regelmäßiger vorkommt).
Aktueller Bezug Ukraine-Krieg: Da haben auch viele das Bedürfnis „etwas“ zu tun. Das finde ich oft nicht zu Ende gedacht. In einem Forum stand: „Putin braucht auf die Mütze“ und zur möglichen Gegenreaktion „Japan hat auch zwei Atombomben“ überlebt.
Hi, hier steht was im Stern dazu Stern 14.12.2020. Ja, Pegida ist ein gutes Gegenbeispiel. Rassismus scheint kein Selbstläufer zu sein.
Zum Einsperren: Das wird bewusst in Kauf genommen. Musst Du mal die Tweets von LastGen lesen. Eine Frau war in Frankfurt 13 von 14 Tagen im Gefängnis. Raus und wieder rein. Das schreckt diese Aktivist*innen nicht ab. Es ist Teil ihrer Strategie. Sie wollen, dass Menschen, wie zum Beispiel wir hier, darüber reden, was das alles soll. Ob das Problem wirklich so groß ist, dass Leute ihr normales Leben aufgeben, ihre Stellen kündigen oder auf Teilzeit runtergehen, um den Rest im Gefängnis zu verbringen.
Es sind bisher schon Leute zu Schaden gekommen. Wie das genau war, weiß ich nicht. War in Frankfurt/M. Ich würde denken, dass die Polizei absperrt, wenn die Straße blockiert ist. Eine Radfahrerein ist im Öl ausgerutscht. Das ist natürlich übel.
Zu Putin und Mütze: Die Aktionen von XR und SR und LastGen sind gewaltfrei. Das ist ihr Grundprinzip. Siehe auch Stern-Artikel dazu.
Bei den Petitionen muss man unterscheiden zwischen change.org und campact und den Bundestagspetitionen. Bei letzteren muss man sich richtig registrieren und da sind große Zahlen viel scherer zu erreichen.
Zu Robben vs. Klima. Es gibt für ganz viele Themen Mehrheiten in D. Zum Beispiel Tempolimit. Frankreich und andere Länder hatten schon erfolgreich Klimabürger*innenräte. Das wird in D. auch in den nächsten Jahren kommen. Das sind repräsentativ geloste Zusammenstellungen aus Bürger*innen, die über mehrere Termine hinweg Input von Sachverständigen zu einem Thema bekommen und dann Vorschläge ausarbeiten. Diese sind dann auch im Land mehrheitsfähig. Und dann gehen plötzlich Dinge, die niemand für möglich gehalten hat.
All diese Klimabewegungen fordern solche Räte.
Klarstellung zum Vergleich mir dem allgemeinem Konsens gegen Robben- und Waljagd: der entscheidende Punkt ist allerdings nicht der Konsens, sondern, dass es den Einzelnen nichts kostet, dafür zu sein. Beim Klima sind auch alle dafür, aber nur solange man selber dafür nichts tun oder auf etwas verzichten muss.