Zuletzt geändert am 26. Juni 2024
Ich habe am Sonnabend eine Farbattacke von Jugendlichen der Letzten Generation auf das Bundeskanzleramt fotografiert. Dabei bin ich in eine Farbpfütze getreten und hatte dann einen Schuh komplett mit Farbe voll.
Zuhause habe ich den Schuh mittels eine Bürste in einer Minute gereinigt.
Er war sicher weniger porös als das Brandenburger Tor.
Auf dem Weg zur Massenblockade am Nachmittag stellte ich fest, dass auch der andere Schuh einige wenige Farbspritzer abbekommen hatte. Und guckt mal, das ist doch das Firmenlogo von Nike. Ein Zufall?
Wer in Zeiten an Zufälle glaubt, in denen nach Demonstrationen von Millionen Menschen gegen Rechtsextremismus, plötzlich eine RAF-Rentnerin auftaucht, die schon jahrelang Bilder von sich auf Facebook postet und wo dann nach der dritten Durchsuchung ihrer Wohnung plötzlich eine Kalaschnikow, eine Pistole und eine Panzerfaust gefunden wird, der ist naiv. Wo hätten diese Gegenstände denn versteckt worden sein sollen? Die Eierhandgranate passt nicht in den Eierbecher, die Panzerfaust nicht in den Schirmständer und Spülkästen, in denen man die Pistole hätte verstecken können, gibt es nicht mehr. Das alles ist so unplausibel, das kann kein Zufall sein!
Aber was dann? Ein Zeichen? Von wem? Von Gott? Und was sollte es bedeuten? Just Do It? Und für wen war es? Für mich, für die Aktivist*innen? War ich mitgemeint? War es ein Fehler? Hatte sich Gott vertan? Wollte er eigentlich den Aktivist*innen einen Nachricht schicken und hatte meinen linken Schuh erwischt? Aber Gott fehlt nie, oder? Oder doch? Die Weltkriege? Die Konzentrationslager, die aktuellen Kriege in Israel und Gaza, Putins Krieg? Ach, was weiß ich, ich kenn‘ mich da nicht so aus. (Mit fehlen meinte ich Fehler machen, nicht blau machen. Ach, egal, im Endeffekt läuft das wohl auch auf Dasselbe hinaus.)
Ich hatte ja im letzten Jahr einen Gottesbeweis geführt. Und ich hatte nicht nur die Existenz Gottes bewiesen, ich hatte ihn sogar gesehen! Ich will Euch hier nicht mit den Details langweilen, das müsst Ihr im Blog-Post selbst noch mal nachlesen.
Also, dass Gott da irgendwo am Kanzleramt abhängt, war klar. Aber ich hatte ihn an der anderen, der linken Seite, gesehen. Vielleicht war hier – bei der Farbaktion, an der rechten Seite – gar nicht Gott am Werke sondern sein Gegenspieler: der Teufel.
Dafür spricht leider so Einiges: Einer der Polizisten kniete auf den Hälsen oder Köpfen all derjenigen, die er fesselte. Diese jammerten und schrien und weinten, wie man auch auf Videos sehen kann.
So wie Gott damals versuchte auch er, die Pressefreiheit einzuschränken, aber sein Vorgesetzter wies ihn in die Schranken. Moment, jetzt wird es unübersichtlich, der Vorgesetzte vom Teufel? Wie geht das denn? Ach so: Bei Gott gibt es niemanden, der über ihm steht, aber der Teufel ist ganz unten, so dass alle über ihm stehen. Die Frage, wie das mit dem Gehorsam ist, lasse ich hier offen. Irgendwie war das mit dem Gottesbeweis damals einfacher. Beim Teufel ist es schwierig. Der Teufel steckt im Detail.
Vielleicht war es aber auch nicht der Teufel selbst sondern sein Auszubildender. Irgendwann fragte einer der umstehenden Polizisten, warum die denn alle gefesselt werden müssten. Das fragte ich mich auch. Die Antwort war: Um sie von weiteren Straftaten abzuhalten. (Die Wand war da schon überall mit Farbe bemalt und die Wand ist ohnehin nach der 573ten Farbattacke abwaschbar. Man hätte die Jugendlichen also ruhig noch ein bisschen machen lassen können.) Später fragte ich den Polizisten, der gefragt hatte, ob über 50 Polizist*innen zzgl. Zivilkräfte nicht ein bisschen viel für 16 Aktivist*innen seien und er meinte, dass das sein erster Einsatz sei und er das auch nicht wüsste. Also, vielleicht war es ja auch nicht der Teufel sondern er, der für die Verteilung der Zeychen verantwortlich war.
Zeychen & Wunder
„Wir lebten in Tagen von Zeychen & Wundern. Wo sind sie hin? Keiner sah sie gehn. […] Trotz alldem verbleiben noch 1 … 2 Sekunden. In denen wird vielleicht noch so ein Wunder geschehn.“ AG Geige: Zeychen und Wunder, 1988.
Wir konnten damals lesen. Sogar zwischen den Zeilen. Heute braucht man den Platz zwischen den Zeilen nicht mehr, denn es gibt genug Papier. Aber es liest niemand mehr.